© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/04 06. August 2004

Logische Konsequenz
von Alexander Barti

Der Vatikan hat sich bestürzt über die Serie von Bombenanschlägen am vergangenen Sonntag auf christliche Kirchen im Irak gezeigt. Es sei das erste Mal, daß christliche Einrichtungen zum Ziel wurden, so ein Sprecher des Papstes. Wörtlich sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche: "Die schmerzhafte Nachricht der tragischen Angriffe, die in Bagdad und Mossul auf mehrere katholische Gemeinschaften, die zum Gebet in ihren Gotteshäusern versammelt waren, verübt wurden, hat mich zutiefst getroffen." Daß gezielt Christen ins Visier genommen wurden, war abzusehen. Denn die Anschläge sind eine logische Konsequenz der islamischen Befreiungsbewegung. Die Besatzungstruppen werden als "Kreuzritter" wahrgenommen. Daran ändert auch das zutiefst unchristliche Verhalten der westlichen Soldaten nichts. Die Anschläge sind aber auch ein erneutes Fiasko für die verlogene Befreiungsrhetorik aus dem Weißen Haus.

Es bleibt eine Tatsache: Unter Saddam waren die irakischen Christen - immerhin 500.000 Bürger - in einer viel besseren Lage als heute. Mit dem ehemaligen irakischen Außenminister Tarik Asis bekleidete sogar ein Christ ein hohes politisches Amt in dem vom Islam geprägten Staat. Angesichts der heraufziehenden Katastrophe weihten am 21. März 2003 die katholischen Bischöfe des Irak in der St. Josephs Kathedrale zu Bagdad ihr Land der Jungfrau Maria. Den Einmarsch des Westens konnten die Gebete nicht verhindern. Die nun verübten Anschläge bedeuten den Beginn des Martyriums der irakischen Christen.


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