© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/04 06. August 2004

Neue Kolumne
Fritz Schenk geht auf Sendung
Dieter Stein

München, vorletzter Sonntag. Eine Studentenverbindung und ein wissenschaftliches Institut haben einen Tagungssaal gemietet. Schon seit Wochen steht der Mietvertrag. Es soll eine Podiumsveranstaltung mit mehreren Referenten abgehalten werden. Über 300 Teilnehmer haben ihr Kommen angemeldet. Wenige Tage vor Beginn kündigt der Pächter den Veranstaltern den Saal. Als Grund wird politischer Druck angegeben.

Schließlich kann die Tagung nur unter notdürftigen Bedingungen in den die Teilnehmer kaum fassenden Räumen der Studentenverbindung, also auf Privatgelände der Veranstalter unter Polizeischutz stattfinden. Etwas Außergewöhnliches in Deutschland? Nein. Was dem Institut für Staatspolitik im Verein mit der Burschenschaft Danubia bei der gemeinsamen Durchführung des "1. Münchner Kollegs" zum Thema "Fall Hohmann-Günzel" widerfuhr, gehört mittlerweile zur Tagesordnung. In München hatten linksextreme Antifa-Gruppen und die örtliche Israelitische Kultusgemeinde für die Kündigung des Mietvertrages im Löwenbräukeller gesorgt, der als Veranstaltungsort geplant war (siehe auch ausführlichen Bericht auf Seite 4).

Wer sich bei konservativen Institutionen und Vereinen umhört, erfährt, daß manche bereits auf die Durchführung öffentlicher Veranstaltungen verzichten, weil diese regelmäßig professionell von Antifa-Schlägertrupps oder mittels "öffentlichem Druck" aus linken Medien und Politik verhindert werden.

Versagen ist in jedem Fall der Mehrheit der insbesondere "bürgerlichen" Medien vorzuwerfen, die dieses Thema gesellschaftlicher Repression regelrecht totschweigen. Natürlich hat man bis jetzt in keiner überregionalen Zeitung etwas über die unerhörten Behinderungen der Versammlungsfreiheit in diesem aktuellen Fall gelesen. Man stelle sich vor, eine Zusammenkunft der Friedrich-Ebert-Stiftung wäre unter dem Druck gewalttätiger Skinhead-Gruppen gestoppt worden und hätte nur in Privaträumen stattfinden können - ein Aufschrei wäre durch die Republik gegangen, der Bundestag hätte seine Empörung und Betroffenheit zum Ausdruck gebracht, Mahnwachen hätte man vor dem Veranstaltungssaal postiert.

Eine letzte kritische Stimme im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verstummte im Jahr 1988, als das legendäre "ZDF-Magazin" aufgrund politischen Drucks eingestellt wurde. Neben dem 2002 verstorbenen Gerhard Löwenthal war Fritz Schenk der von den Zuschauern geschätzte Moderator der Sendung.

Schenk, der 1957 aus der DDR geflohen war, erlebte als Referent der besagten Münchner Veranstaltung die Anflüge eines neuen Totalitarismus. Ab dieser Ausgabe erscheint in der JUNGEN FREIHEIT nun exklusiv wöchentlich seine Kolumne "Die Woche" auf Seite 6. Mit Schenk, der bis 1993 als Chef vom Dienst der Chefredaktion beim ZDF tätig war und zuletzt mit seinem Bestseller "Der Fall Hohmann" für Aufsehen sorgte, tritt ein weiterer namhafter konservativer Publizist der JF-Redaktion als regelmäßiger Mitarbeiter bei. Herzlich willkommen!


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