© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/04 23. Juli / 30. Juli 2004

Zeitschriftenkritik: Stud.Jur.
Pausenlektüre ohne Relevanz
Jochen Schmitt

Ein speziell auf die Zielgruppe der Jurastudenten zugeschnittenes Heft des Nomos-Verlags nennt sich Stud.Jur. Es dient in erster Linie als ansprechend aufgemachter Werbeträger für die verlagseigene Studienliteratur. Ursprünglich war "das junge jura magazin" - so der Untertitel - als Zeitschrift für Jurastudenten gedacht und erschien zweimonatlich kombiniert mit einem Lernteil, in dem aktuelle Gerichtsentscheidungen schulmäßig aufbereitet wurden. Heute erscheint das Heft nur noch halbjährlich jeweils zu Semesterbeginn mit weniger Inhalt, mehr Graphiken und viel Werbung.

Im neuesten Heft geht es schwerpunktmäßig um die Rechtsanwaltsausbildung, weil die meisten Absolventen des Jurastudiums Anwälte werden und das staatliche Referendariat auf lange Sicht abgeschafft werden wird. In einem ausführlichen Beitrag wird das Deutsche Anwaltsinstitut (DAI) anläßlich dessen 50jährigen Bestehens vorgestellt. Das DAI entstand aus dem Institut für Steuerrecht und wird von der Bundesrechtsanwalts- sowie der Bundesnotarkammer getragen. Als gemeinnützige Einrichtung hat es die Aufgabe, Anwälte und Notare fortzubilden und Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten. Aufschlußreich ist die Bemerkung des DAI-Vorstandsvorsitzenden, daß die Zielgruppe nur Juristen bis zum 45. Lebensjahr sind, weil deren Fortbildungswilligkeit ab diesem Alter rapide sinke. Sobald die Ausbildungsreform voll in Kraft tritt, sodaß die Anwaltschaft einen Teil der Juristenausbildung mittragen muß, wird sich das Tätigkeitsfeld des DAI aber stark erweitern. Dann werden auch die Ausbildungscenter in Berlin und im Ruhrgebiet nicht mehr ausreichen.

Ein weiterer Artikel behandelt die vom Deutschen Anwaltverein angebotene allgemeine Anwaltsausbildung, die schon heute während des Referendariats möglich ist. Neben einem Fernstudium in Kooperation mit der Fernuniversität Hagen vermitteln besondere Ausbildungsanwälte nach einem genau festgelegten Kanon praktische Tätigkeiten und führen den Referendar systematisch in den Anwaltsberuf ein. Doch leider kostet der Spaß 2.250 Euro und macht aus zeitlichen Gründen eine Fachanwaltsausbildung parallel zum Referendariat unmöglich. Ob sich dieses Modell angesichts der heutigen Referendarsbezüge durchsetzen wird, darf bezweifelt werden.

Ein Interview mit dem Repetitor Frank Hoffmann rundet das Thema der juristischen Ausbildung ab. Hoffmann, der Jurastudenten auf Prüfungen und das erste Staatsexamen vorbereitet, hält seinen Unterricht "für den derzeit besten und sichersten Weg, sein juristisches Studium zügig und mit Prädikat abzuschließen".

Insgesamt ist festzustellen, daß man Stud.Jur. für ein erfolgreiches Jurastudium zwar nicht unbedingt lesen muß. Wer aber zwischen zwei Vorlesungen auf den nächsten Dozenten wartet, kann diese Pause mit der Lektüre der Zeitschrift kurzweilig gestalten.

Anschrift: Waldseestr. 3-5, 76530 Baden-Baden. Das Heft gibt es an Universitäten gratis zum Mitnehmen, im Abo kosten zwei Hefte 10 Euro.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen