© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/04 16. Juli 2004

Blick in die Medien
Ersatz-Mutti
Ronald Gläser

Neues aus dem öffentlich-rechtlichen Irrenhaus: Das ZDF hat eine Doku-Seifenoper produziert (läuft im August): Jürgen-Kinder-statt-Inder-Rüttgers spielt drei Tage lang die Ersatz-Mutti von fünf Sprößlingen einer gewissen Anke Post. In "Drei Tage Leben" spült der CDU-Politiker Geschirr, kocht das Abendessen und hilft bei den Hausaufgaben. Auch Sigmar Gabriel (SPD) und Fritz Kuhn (Grüne) sollen auf diese Art und Weise auf ihre Familientauglichkeit überprüft werden. Fällt denen beim ZDF nichts Besseres ein? Mangelnde Kreativität ist beim Staatsfernsehen gekoppelt mit Privilegien gegenüber der privaten Konkurrenz. Nein, dies soll nicht die an dieser Stelle übliche Spitze gegen die GEZ werden, von der die ganze öffentlich-rechtliche Geistesumnachtung bezahlt wird. Beim Productplacement und Sponsoring werden ARD, ZDF und Co. nicht wie ihre private Konkurrenz von den Landesmedienanstalten überwacht. Das findet der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck ungerecht. Der ist Chef der Rundfunkkommission der Länder (auch so eine Institution, die die Welt nicht braucht). Und was schlägt der Genosse Beck vor? Will er die einseitige Gängelung und Überwachung der Privatsender beenden? Nein, viel besser: Beck hat die Idee, alle Sender - auch die öffentlich-rechtlichen - von einer neu zu gründenden "Zentralen Prüfstelle" überwachen zu lassen. Bravo, noch eine neue Behörde! Unser Vorschlag: Beck sollte sich zusammen mit Rüttgers, Gabriel und Kuhn dauerhaft vom ZDF als Ersatz-Mutti anheuern lassen - da können sie keinen Schaden mehr anrichten.


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