© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/04 02. Juli 2004

Frisch gepresst

Tirpitzplan. Nicht selten kommt es vor, daß zwei Wissenschaftler zur gleichen Zeit dieselbe Ansicht vertreten, daß es der Behandlung oder Aufarbeitung eines Themas bedarf. Genauso verhält es sich nämlich bei den Historikern Christian Rödel und Rolf Hobson, die sich dem seestrategischen Denken des Admirals und Schöpfers der kaiserlichen Flotte Alfred von Tirpitz nähern. Während Rödel seine in Buchform gebrachte Magisterarbeit bereits letztes Jahr im Stuttgarter Franz Steiner Verlag herausbrachte, liegt die Arbeit der norwegischen Wissenschaftlers des Osloer Institutes für Verteidigungsstudien schon seit 1999 vor. Nun ist diese Arbeit (Maritimer Imperialismus. Seemachtsideologie, seestrategisches Denken und der Tirpitzplan 1875 bis 1914. Oldenbourg Verlag, München 2004, 388 Seiten, gebunden, 34,80 Euro) vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt herausgegeben worden. Hobson weist darin nach, daß die Tirpitzsche Strategie aus dem berechtigten Seerüstungskonzept für das Reich ein Machtinstrument entwickelte, dessen herausfordernde Existenz wiederum die Sicherheitsinteressen gefährdete. Den Antrieb Tirpitz' zu dieser Konzeption erkennt Hobson in dem zeittypischen Navalismus, der selbst Kontinentalmächte wie Rußland oder Österreich-Ungarn dazu provozierte, ihre imperialen Macht mittels einer Flotte darzustellen.

Euro-Diäten. Der Staatsrechtler Hans Herbert von Arnim nahm die 2003 geplante "Angleichung" der Abgeordneten-Diäten des Europaparlamentes zum Anlaß, die Kontrollmöglichkeit der finanziellen Selbstregelung zu hinterfragen. Seine sowohl an die Bundesregierung als auch an andere europäische Regierungen und die Presse zugesandte Analyse, die aus einem Forschungsprojekt der Speyerer Hochschule hervorgegangen ist, hat wesentlich dazu beigetragen, daß über die nationale Politik, besonders aber auch durch eine breite Entrüstung in den Medien von Spiegel bis zur Bild-Zeitung die Vereinheitlichung der Diäten auf dem derzeit höchsten Niveau im Europäischen Rat blockiert wurde. Da Brüssel seinerzeit bereits angekündigt hatte, nach der Europawahl diese als unrechtmäßig angesehene Verhinderung der Diätenstatuten neu zu regeln, hat Arnims Werk aktuelle Brisanz und bietet dagegen eine wissenschaftliche Argumentationsgrundlage (9.053 Euro Gehalt für Europaabgeordnete? Der Streit um das europäische Abgeordnetenstatut. Duncker & Humblot, Berlin 2004, 125 Seiten, broschiert, 28 Euro).


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen