© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/04 02. Juli 2004

Meldungen

Benes-Büste provoziert Sudetendeutsche

PRAG. Die Errichtung eines Gedenksteins mit Büste zu Ehren des früheren tschechoslowakischen Präsidenten Edvard Benes ist bei Vertriebenenverbänden auf Kritik gestoßen. Durch die Aufstellung der "provokanten Büste" vor dem Hotel "Rose" (Ruze) in Krummau (Cesky Krumlov) provoziere der Eigner Jan Horal die europäische Wertegemeinschaft. "Die Handlungsweise vieler Tschechen steht im diametralen Kontrast zur Einschätzung und zur Handlungsweise vieler unserer Politiker, aber auch Mitbürger, die unwissend, naiv und gutgläubig auf eine gutwillige Entwicklung hoffen", erklärte der Chef der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich (SLÖ), Gerhard Zeihsel, letzte Woche. Der Bürgermeister von Krummau wies die Kritik in der Linzer Sudetenpost zurück: "Wenn jemand so große Angst vor Benes oder den Tschechen hat, der hat die Möglichkeit, nicht zu uns zu kommen", meinte Frantisek Mikes von der rechtsliberalen Partei ODS. "Ohne Benes gäbe es heute keine Tschechei", sagte Horal der Sudetenpost. Auch in Prag solle neben dem Hradschin ein Benes-Denkmal gebaut werden: "Der Grundstein ist schon gelegt", so Horal. Die von Benes 1945/46 unterschriebenen Dekrete legitimierten die Vertreibung von Deutschen und Ungarn aus der Tschechoslowakei.

 

Anti-Terror-Kampf stärkt Mafia-Banden

JERUSALEM. Auch in Israel nimmt die organisierte Kriminalität zu. An den illegalen Geschäften, mit denen man schnell viel Geld machen könne, seien mehrere Gruppen beteiligt, berichtete letzten Monat die Berliner Jüdische Allgemeine Zeitung. Israelische Gruppen konzentrierten sich vor allem auf Schutzgelderpressung und Glücksspiel. Eine arabische Beduinenfamilie im Süden des Landes habe sich auf Frauenhandel "spezialisiert". Die Prostitution sei hingegen fest in der Hand russisch-jüdischer Einwanderer. Monatlich würden etwa eine Million Bordellbesuche gezählt. Einem Polizeisprecher in Tel Aviv zufolge konzentriere sich die Polizei auf die Terrorbekämpfung. Für den Kampf gegen die Mafia fehle es an Geld, Zeit und Personal. Prostitution und Frauenhandel hätten zudem als Kavaliersdelikte gegolten. Erst auf US-Druck hin habe Israel vor zwei Jahren mit schärferen Kontrollen begonnen.

 

Premier Erdogan traf katholische Bischöfe

ANKARA. Am 21. Juni hat Premier Recep Tayyip Erdogan erstmals in der Geschichte der Türkischen Republik die katholischen Bischöfe des Landes empfangen. Die die Lateiner, Armenisch-Katholischen, Syrisch-Katholischen und die Chaldäer vertretenden Bischöfe baten dabei um Maßnahmen zur Anpassung der türkischen Gesetze an EU-Erfordernisse. Sie überreichten dem Politiker der islamistischen AKP ein Memorandum, in dem sie die Schaffung einer Kommission fordern, die sich mit dem juristischen Status der katholischen Kirche in der Türkei befassen soll. Von den etwa 66 Millionen Einwohnern der Türkei sind offiziell nur 0,6 Prozent Christen. Sie können bisher weder als Abgeordnete kandidieren noch Berufssoldaten werden.

 

Chirac kritisiert Bushs Werben für die Türkei

PARIS/ISTANBUL. Jacques Chirac hat das Drängen von US-Präsident George W. Bush für einen EU-Beitritt der Türkei scharf kritisiert. Bush sei "zu weit" gegangen, als er den EU-Beitrittswunsch der Türkei unterstützt habe, sagte der französische Präsident letzten Montag am Rande des Nato-Gipfels in Istanbul. "Er ist nicht nur zu weit gegangen, er hat sich auf ein Terrain bewegt, das nicht das seine ist", meinte Chirac. "Er ist überhaupt nicht berufen, der Europäischen Union in dieser Frage einen Rat zu geben oder seine Meinung zu äußern."


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen