© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/04 25. Juni 2004

Blick in die Medien
Herr Motzer
Ronald Gläser

Zur Europawahl holten die Öffentlich-Rechtlichen mal wieder alle Instrumente des Vertuschens und Verheimlichens aus der Mottenkiste. Die BRD wird der DDR immer ähnlicher. Union, SPD, FDP oder Grüne - bunte Koalitionen queerbeet werden nicht ausgeschlossen, da Unterschiede fast zu fehlen scheinen. Deswegen ist es so erfreulich, was sich in anderen Staaten der EU getan hat. Dort haben die Wähler wirkliche Alternativen angekreuzt. Beispiel Großbritannien: Zwanzig Prozent stimmten für eine Partei, die mit "Just say No" für sich warb. Den Journalisten war der Brechreiz anzusehen, als sie dieses Ergebnis verkünden mußten. "Just say No" - das gibt es in Deutschland eigentlich nur, wenn die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gegen verhütungsfreien Geschlechtsverkehr mobil macht. Sprücheklopfer, Nationalisten, Polit-Außenseiter, so wurden EU-Gegner in ganz Europa - von Polen bis Portugal - charakterisiert. Neun Prozent für Sonstige in Deutschland: Es wird einfach ausgeblendet, wer sich dahinter verbirgt. Selbst den Front National (neun Prozent) übergingen die Statistiker, so als gäbe es ihn gar nicht. Im Kinderfernsehen werden schon die Kleinsten gegen EU-Kritiker aufgehetzt. In der Sendung "Logo" wird ein typischer EU-Kritiker vorgestellt: Er heißt Herr Motzer und sieht aus wie der böse Nachbar, der das Fußballspielen im Hof verbietet. Kritische Zeitgenossen zieht das Staatsfernsehen so nicht heran. Die Wahl war ein mächtiges Votum gegen den aufgeblähten Apparat der EU. Die Rettung naht, sie kommt von unseren Nachbarn.


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