© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/04 11. Juni 2004

Meldungen

Katharina Wagner lehnt "Ring"-Inszenierung ab

BAYREUTH. Katharina Wagner, die Tochter des Bayreuther Festspielchefs Wolfgang Wagner (84), will die für 2006 geplante "Ring"- Neuinszenierung nach der Absage des dänischen Filmregisseurs Lars von Trier ("Dogville") nicht übernehmen. Das Projekt sei für sie zeitlich nicht zu schultern und käme auch zu früh, sagte die 25jährige dem in Bayreuth erscheinenden Nordbayerischen Kurier. Die Urenkelin von Richard Wagner will ihr Bayreuth-Debüt im Jahr 2007 mit der Neuinszenierung von "Die Meistersinger von Nürnberg" geben. Lars von Trier hatte die Inszenierung der Tetralogie "Der Ring des Nibelungen" vergangenen Freitag überraschend zurückgegeben. Zur Begründung hieß es, der 48jährige habe erkannt, "daß die Dimensionen und Anforderungen dieser 'Ring'-Version seine Kräfte eindeutig übersteigen würden". Von Trier war im Herbst 2001 verpflichtet worden. Es sollte seine erste Opernarbeit werden. Nach Angaben von Festspielsprecher Peter Emmerich wird die musikalische Leitung des neuen "Ring" auch nach von Triers Absage unverändert in den Händen von Christian Thielemann liegen, dem scheidenden Chefdirigenten der Deutschen Oper Berlin. Auch an der Besetzung ändere sich nichts. Es gelte nun, ein Regieteam zu finden, das in kurzer Zeit ein eigenständiges und aussagekräftiges Konzept vorlegen könne.

 

Daniela Dahn erhielt Ludwig-Börne-Preis

FRANKFURT/MAIN. Die Publizistin Daniela Dahn hat vergangenen Sonntag in der Frankfurter Paulskirche den mit 20.000 Euro dotierten Börne-Preis erhalten. In ihrer Dankesrede übte die in der DDR großgewordene Autorin scharfe Kritik an der Politik nach der Wiedervereinigung. Die neuen Bundesländer seien zu "Almosenempfängern" degradiert worden, die ihre Waren aus dem Westen erhielten. Der nach der Einheit gegründeten Treuhand warf sie eine solche "staatliche Mißwirtschaft" vor, die so nicht einmal in der früheren DDR vorstellbar gewesen sei. Als derzeit größtes Tabu in Deutschland bezeichnete Dahn die ungleiche Vermögensverteilung. Die Nostalgie vieler "Neu- Bundesbürger" richte sich nicht "auf ein spätes DDR-Bild, sondern auf ihren frühen Traum von der Bundesrepublik". Die 1949 in Berlin geborene einstige Journalistin beim DDR-Fernsehen veröffentlichte Titel wie "Westwärts und nicht vergessen. Vom Unbehagen in der Einheit" (1996) und "Vertreibung ins Paradies. Unzeitgemäße Texte zur Einheit" (1998). Der Preis ist nach dem aus Frankfurt stammenden Autor Ludwig Börne (1786-1837) benannt. Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderem Marcel Reich-Ranicki, Rudolf Augstein und Hans Magnus Enzensberger. Im vergangenen Jahr wurde der amerikanische Literaturwissenschaftler George Steiner geehrt.


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