© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/04 04. Juni 2004

Frisch gepresst

US-Lügen. Aus der Feder des Politik-Redakteurs der Süddeutschen Zeitung, Hans Leyendecker, wird bereits Bekanntes - durch näheres Recherchieren etwas aufbereitet - gerne als "investigativer Journalismus" nachgesehen. So war es, als er vor einem Jahr das nicht gerade unbekannte Phänomen der Korruption als gesellschaftliche Geißel beschrieb und anklagte, so ist es auch wieder in seinem jüngsten Buch. Denn an der Erkenntnis, daß die US-Außenpolitik - gerade auch im Irak - nicht dem Anspruch der Redlichkeit entspricht, ist eigentlich nichts Neues. So wird man neugierig, wenn das Buch verspricht, daß Leyendecker "minutiös belegt", wie perfide doch Bushs "Lügenfabrik" funktioniert. Diesem Versprechen wird er allerdings kaum gerecht. Vielmehr referiert "der Chefenthüller" - und das wird spätestens am Literaturverzeichnis deutlich -, daß er die wesentlichen Werke (David Frum, Robert Baer, Paul Klugman, Chalmers Johnson etc. pp.) gelesen und verstanden hat und ihr Urteil über die neokonservativen "Think-Tanks" mit ihren unheimlichen "Fürsten der Finsternis" Richard Perle oder Paul Wolfowitz teilt. Insofern reduziert sich Leyendeckers Klage über die verlorene Glaubwürdigkeit der US-Administration auf ein gut geschriebenes Kompendium (Die Lügen des Weißen Hauses. Warum Amerika einen Neuanfang braucht. Rowohlt Verlag, Reinbek 2004, 224 Seiten, broschiert, 14,90 Euro).

 

J.F.K. Allein das Namenskürzel des demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten John Forbes Kerry ruft Verheißungen wach, daß nach einem grob gestrickten Provinzhaudrauf ein anderes Kaliber zum mächtigsten Mann der Erde wird. Denn so wie J. F. Kennedy damals den texanischen General Eisenhower ablöste, soll nun das gebildete Diplomatensöhnchen George W. Bush beerben. Und die Aussichten für den November 2004 sind nicht die schlechtesten: Riesen-Haushaltsdefizit, sozialpolitische Verschärfung und ein außenpolitisches Chaos, welches Bush junior nur noch mit patriotischem Getöse übertönen kann, sprechen klar für den Herausforderer aus Massachusetts. Der Hamburger Publizist Friedrich Mielke zeigt die politischen Alternativen auf - vor allem wie der künftige Präsident das zerschlagene Porzellan der US-Außenpolitik kitten will. Ob es aber zu einem "Ruck" reicht, darf bezweifelt werden (John F. Kerry. Eine amerikanische Biographie. Herbig Verlag, München 2004, 223 Seiten, gebunden, 22 Euro).


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