© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/04 28. Mai 2004

Frisch gepresst

Kolberger Land. Über die Güterwelt Hinterpommerns scheinen wir gut informiert. Vor zehn Jahren publizierte Hubertus Neuschäffer bei Rautenberg sein Handbuch "Schlösser und Herrenhäuser in Hinterpommern", das noch heute bei jeder Erkundungsfahrt jenseits der Oder vorzügliche Dienste leistet. Als Ergänzung, freilich nur für den eng begrenzten Bezirk des alten Kreises Kolberg-Körlin, darf jetzt Eberhard Wilkes reich bebildertes Werk über "Güter und Gutshäuser im Kolberger Land" (Verlag Peter Jancke/Husum Verlag, Husum 2004, 174 Seiten, Abbildungen, 29,95 Euro) mit auf die Pommernreise gehen. Die Beschreibungen und Fotos, arrangiert nach dem Muster "Vorher" und "Nachher", vermitteln schon vor Reiseantritt einen schonungslosen Einblick in den Verfall einer preußischen Kulturlandschaft. Sieht es doch im Land der Kleist, der Zitzewitz, der Puttkammer und Dewitz letztlich nur unwesentlich besser aus als im "Kaliningrader Oblast". Die Zerstörung gibt den Ton an, Pompeji-Erlebnisse frei Haus, obwohl weniger dem Erdboden gleichgemacht wurde als im sowjetischen Herrschaftsbereich. Doch auch im Umkreis halbwegs restaurierter Güter herrscht die bedrückende Atmosphäre des Friedhofs einer untergegangenen Kultur.

Preußische Altertümer. Unter den landeskundlichen Vereinen, die im 19. Jahrhundert wie Pilze aus dem Boden schossen, zählt die "Altertumsgesellschaft Prussia" von 1844 zu den ältesten. Hundert Jahre waren den Heimatfreunden und Regionalhistorikern mit vornehmlich vor- und frühgeschichtlicher Ausrichtung beschieden, um die fernste Vergangenheit zwischen Nogat und Memel zu erforschen. Ihre Nachfolgerin, die 1972 in Düsseldorf gegründete "Prussia. Gesellschaft für Heimatkunde Ost- und Westpreußens", hat nun an die bis 1943 erschienene Zeitschrift ihrer Vorgängerin angeschlossen (Zur Kulturgeschichte Ost- und Westpreußens, herausgegeben von Günter Brilla, Husum Verlag, Husum 2003, 191 Seiten, Abbildungen, 12 Euro). Die neue Prussia bringt Beiträge über Theodor von Schön als "Preußens konservativen Revolutionär", widmet sich dem Königsberger Kunsthistoriker Ernst August Hagen und seinem Anteil an der Begründung der Prussia von 1844, berücksichtigt das Schicksal von deren vorgeschichtlicher Sammlung und präsentiert einen informativen Aufsatz über "Kants Grabstätte".


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