© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/04 14. Mai 2004

Meldungen

Pearl Harbor: Keine Neubewertung nötig

FRANKFURT/MAIN. Der Verlag Zweitausendeins, immer noch Umschlagplatz für Alt-68er-Kulturgut, warb im letzten Herbst für Robert B. Stinnetts Wälzer über die Vorgeschichte des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor, der nach dem Urteil einiger US-Rezensenten angeblich dazu zwinge, die Geschichte des Zweiten Weltkrieges neu zu schreiben. Stinnetts These war nicht neu: US-Präsident Roosevelt soll die japanische Attacke nicht nur provoziert, sondern deren genauen Zeitpunkt auch der Marineführung auf Hawaii verheimlicht haben (JF 41/03). Diese oft vertretene These glaubte der Laienhistoriker Stinnett nunmehr aufgrund neuer Quellenfunde in den National Archives untermauert zu haben. Peter Herde, der zu den wenigen deutschen Kennern der Materie zählt, hat jetzt viel Wasser in den revisionistischen Wein gegossen (FAZ, 19. April). Nach Herde kommt Stinnett zwar das Verdienst zu, in den riesigen Quellenbestand an Telegrammen und Abhörprotokollen des Marine-Nachrichtendienstes eine "erste Bresche" geschlagen zu haben. Aber ihm sei der entscheidende Nachweis gerade nicht gelungen, nämlich daß US-Abhörspezialisten vor dem 7. Dezember 1941 in der Lage waren, die japanischen Funksprüche zu dechiffrieren. Auch übersehe Stinnett mit dem Nachlaß des "Chefkryptologen der Marine", dem 1973 verstorbenen Lawrence F. Safford, einen wichtigen Quellenbestand. Auch nach dessen Aussage sei der japanische Code zwar gebrochen worden, aber das für Pearl Harbor bestimmte Kode-Buch sei zu spät eingetroffen.

 

Neue Zeitschrift des Hannah-Arendt-Institutes

GÖTTINGEN. Nach vielen internen Zwistigkeiten präsentiert der neue Direktor des Dresdner Institut für Totalitarismusforschung, der Kirchenhistoriker Gerhard Besier, das erste Heft einer von ihm neu herausgegebenen Zeitschrift (Totalitarismus und Demokratie. Zeitschrift für Internationale Diktatur- und Freiheitsforschung) mit der programmatischen Ankündigung, einen "interdisziplinären Austausch" und einen "Pluralismus der Forschungsansätze und -methoden" bieten zu wollen. Das Heft soll fortan zweimal jährlich erscheinen, "in der Regel mit Themenschwerpunkten". Neben der Aufarbeitung totalitärer Systeme des letzten Jahrhunderts scheint man sich in der aktuellen Ausgabe auch deren moderne Variante, die "politisch-religiösen Fanatismen des islamischen Kulturkreises", als Betätigungsfeld erschließen zu wollen. In diesem Sinne spricht der Bonner Politikwissenschaftler Hans-Peter Schwarz erstaunlich offen die Bedingungen an, die auch in Europa für eine Revitalisierung der "totalitären Versuchung" sorgen könnten: der Zusammenbruch der von der "demographischen Katastrophe" bedrohten sozialen Sicherungssysteme in Verbindung mit der "in ersten Wellen in Gang kommenden Völkerwanderung", eine Kombination, die ein "Festessen für Demagogen" werden könne. Anders als Schwarz zählt Besiers Stellvertreter, der Dresdner Politologe Uwe Backes den Islamismus eher zur "Subkultur kultureller Minderheiten" als zum Potential des "organisierten Extremismus". Backes klebt immer noch an herkömmlichen Bedrohungsschablonen und spürt "xenophoben Einstellungen" in rechtsgerichteten "Bevölkerungssegmenten" nach, wo er sogar ernsthafte Ansätze eines "Rechtsterrorismus" auszumachen glaubt.

 

Erste Sätze

"Nein", sagte der Leutnant Ebener, "das stimmt nicht; die Frau von Heinrich Gottlieb ist eine geborene Krause."

Paul Fechter: Die Fahrt nach der Ahnfrau. Erzählung, Stuttgart-Berlin 1935


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