© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/04 14. Mai 2004

Frisch gepresst

Gegen Schwarzseher. Obwohl viele ökonomische Eckdaten besser aussehen könnten, die hohe Arbeitslosigkeit eine schier unlösbare Dauererscheinung darzustellen scheint und die meisten Deutschen es vor allem nicht lassen können, trübe in die Zukunft schauen, hat der Kanzler die "Gute-Laune-Offensive" ausgerufen. Zu Recht, wie das neueste Druckerzeugnis seines Kanzleramtschef Frank-Walter Steinmeier und seines erfolgreichen Wahlkampfmanagers Matthias Machnig in sechs Kapiteln vorführt. Denn "Made in Germany" hat immer noch "alten Glanz" und bald auch "neue Stärken". Unterstützt wird die Ansicht, daß wir doch nicht auf dem Weg zu einem "Obervolta 'ohne' Atomwaffen" sind, auch von Starmediziner Dietrich Grönemeyer, Siemens-Chef Heinrich von Pierer, Stahlmagnat Jürgen Großmann, VW-Vorstandsvorsitzendem Bernd Pischetsrieder und anderen Industriekapitänen, die in eigenen Beiträgen die Innovationskraft Deutschlands beschwören. Ihre genauso gezwungen wie das "Gute-Laune-Lächeln" des Kanzlers wirkenden Botschaften entlarven sich spätestens mit den Beiträgen der Polit-Größen aus dem eigenen Beritt wie Peer Steinbrück, Christoph Matschie und Fritz Kuhn als Werbefloskeln für des Kanzlers schwammige "Agenda 2010". Gesellschaftspolitische Tretminen der Zukunft werden auch in dieser Visionensammlung geschmeidig umgangen - übrig bleibt ein kollektives Pfeifen im düsterer werdenden Keller, das aber kaum Mut machen dürfte (Made in Germany '21. Innovationen für eine gerechte Zukunft. Hoffmann und Campe, Hamburg 2004, 576 Seiten, broschiert, 14,90 Euro).

Globalisierungsdebatte. Die Kritik an der Globalisierung fürchtet die Reduzierung vieler zivilisatorischer Prinzipien auf den allerkleinsten gemeinsamen Nenner und - besonders im ökonomischen Bereich - die Rückentwicklung zum Raubtierkapitalismus à la Manchester, in dem ökologische oder soziale Maßstäbe auf der Strecke bleiben. Um zwischen paranoider Propaganda und kritikwürdiger Substanz besser unterscheiden zu können, ist der "Almanach aus ökonomischer Sicht" von Juergen Donges und Kai Menzel und Philipp Paulus, Dozenten am Wirtschaftspolitischen Seminar in Köln, aus der Reihe "Schriften zur Wirtschaftspolitik" schon allein wegen seines bibliographischen Apparates fast unverzichtbar (Globalisierungskritik auf dem Prüfstand. Lucius et Lucius, Stuttgart 2003, 262 Seiten, broschiert, 36 Euro).


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