© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/04 30. April 2004

Neulich im Internet
Scambaiting 1
Erol Stern

Nahezu jeder, der über eine eMail-Adresse verfügt, hatte schon Berührung mit der Nigeria-Connection, die per Mail Millionenbeträge als Belohnung versprach, wenn man einem afrikanischen Geschäftsmann aushalf, Geld nach Europa zu transferieren. Zwar konnten Teile dieser Bande im Februar diesen Jahres dingfest gemacht werden, dennoch tummeln sich allerlei ähnlich skurrile Organisationen im Web, um mit ähnlichen Methoden ihre Leser zur Auslage von "Spesen" zu bewegen. Bekanntlich steht jeden Tag ein Dummer auf, und man muß ihn nur finden, weshalb das Verbreiten von Spam durch seine Streuwirkung nahezu prädestiniert ist für eben jene Bauernfängerei. Was allgemein als lästig empfunden wird, hat sich für eine wachsende Anzahl von Websurfern zum regelrechten Sport entwickelt, die - geschützt in der Anonymität des Internets - auf derlei Offerten ganz bewußt eingehen. So wurde beispielsweise ein Brite, nachdem er auf die erste Nachricht mit sehr unflätigen Beschimpfungen geantwortet hatte, munter weiter angeschrieben. Möglicherweise reichten die Sprachkenntnisse des Urhebers nicht aus, oder er hatte sich nicht die Mühe gemacht, den Inhalt der Haßmail überhaupt zu lesen, so daß er ein offensichtlich gefälschtes Paßfoto an den Engländer versandte, welcher sich auf das Spiel einließ. Von jetzt an gehörte er zur Gemeinschaft der Scambaiter, der Gaunertäuscher. Inzwischen widmen sich bereits Hunderte von Webseiten den Freuden des Scambaiting, bei dem man die gleichen Tricks wie die Gauner anwendet und versucht, die Betrüger zu betrügen, münchhausert Euer EROL STERN


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