© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/04 30. April 2004

Leserbriefe

Zu: "In den Sand gesetzt" von Fritz Schenk, JF 17/04

Mandat zurückgeben!

Wie ist es möglich, daß sich die an den "Bodenreformentscheidungen" von 1991 und 1996 beteiligten Verfassungsrichter immer noch im Amt befinden, obwohl bekannt ist, daß diese "hohen" Richter in eklatanter Weise gegen die Prinzipien eines fairen rechtsstaatlichen Verfahrens verstießen, in dem sie unter anderem Beweisanträge der Kläger nicht zuließen und die Anhörung maßgeblicher Zeugen unterließen?

Müßten nicht all die Politiker - allen voran Frau Merkel -, die die Rückgabeverweigerung von SBZ-Enteignungsvermögen immer noch mit einer sowjetischen Bedingung begründen, obwohl längst wissenschaftlich bewiesen ist, daß es eine solche nie gegeben hat, wegen ihrer fachlichen und charakterlichen Disqualifizierung für ein Abgeordnetenmandat sofort ihr Mandat zurückgeben?

Horst Nilges, Badenhausen

 

Schwerstens geschädigt

Für den sehr guten Aufsatz von dem verehrungswürdigen Fritz Schenk ist dem Verfasser und Ihnen zu danken. Ich ergänze ihn noch um den Hinweis, daß unter denen, welchen bislang die Eigentumsherausgabe widerrechtlich verweigert wird, noch immer jüdische Eigentümer sind, die ihres Besitzes bereits im NS-Staat, also vor 1945, beraubt worden waren. Durch die Ausplünderung, Vertreibung und Ermordung der Juden wurde die geistige und materielle Kapazität unseres Landes bereits schwerstens geschädigt.

Dies ist nach 1945 in SBZ und DDR nun noch einmal geschehen. Etwa 2,7 Millionen Eigentümer wurden ihres Eigentums beraubt, über 100.000 Menschen sind vorwiegend in den erneut betriebenen KZ-Lagern ums Leben gekommen, und vier Millionen - bei einer Gesamtbevölkerung von zuletzt rund 16 Millionen - sind dort bis 1989 geflohen.

Unter Kohl und Schröder sind von dort bis jetzt erneut 2 Millionen Einwohner in die alten Länder geflohen. Es wird in den neuen Ländern deshalb nur rund 65 Prozent dessen produziert, was dort verbraucht wird. Deshalb liegt dort die Arbeitslosigkeit in Wahrheit bei rund 30 Prozent, und es müssen, um den Zusammenbruch hinauszuschieben, jährlich rund 85 Milliarden Euro dorthin transferiert werden - aus Steuermitteln.

Ekkehardt Freiherr Schenck zu Schweinsberg, Friedrichdorf/Taunus

 

 

Zum Pro & Contra "Sterbehilfe erleichtern", JF 17/04

Vor- und Nachteile

Ich bin 77 Jahre alt, nähere mich also dem Ende meines Lebens. Verständlicherweise ist auch ein Großteil meiner Bekannten in der gleichen Altersgruppe. Naturgemäß spricht man in diesem Kreis auch öfter über den Tod. Alle fürchten sich vor einem langen qualvollen Siechtum und wünschen sich im Falle einer unheilbaren Krankheit einen schnellen Tod und befürworten eine aktive Sterbehilfe in diesem Fall. Wer in seiner eigenen Familie hilflos miterlebt hat, wie ein Mensch sich monate- oder sogar jahrelang mit Schmerzen und Schwäche gequält hat und immer nur den Wunsche geäußert hat: "Wenn ich doch nur sterben könnte", kann für das Verbot der Sterbehilfe kein Verständnis aufbringen.

Die Befürworter des Verbots der aktiven Sterbehilfe gehen offenbar von der irrigen Vorstellung aus, daß Sterben etwas Vermeidbares ist. Dabei ist der Tod das einzig Sichere, was uns im Leben erwartet. Das Hauptargument der Gegner der Sterbehilfe ist die Möglichkeit des Mißbrauchs. Wenn man aber die Möglichkeit des Mißbrauchs generell ausschließen will, müßte man sofort den Autoverkehr verbieten, dem im vergangenen Jahr in Europa 127.000 Menschenleben zum Opfer fielen. Gegen diese Zahlen ist der mögliche Mißbrauch der Sterbehilfe so minimal, daß ich ihn gegen die Vorteile gern in Kauf nehme.

Franz Scheppler, Westerland/Sylt

 

 

Zu: "Kindersegen bei jüdischen Siedlern und Arabern" von Ivan Denes, JF 17/04

"Freiwillige" Auswanderung

In einem neuesten Sympathiebericht für Israel drückt Herr Denes seine Sorge über die "hehren Ideale und die düstere Zukunft Israels" aus. Wegen der vergleichsweise niedrigen jüdischen Geburtenrate sei zu befürchten, daß die jüdische Mehrheit und damit der Judenstaat zunichte gemacht würde. Wenn man etwas als hehr bezeichnet, müßten doch die Folgen der Verwirklichung dieser Ideale berücksichtigt werden. Denes verliert kein Wort über die Vertreibung von einer Million Palästinensern 1948 und 1967, noch benennt er die krasse Ungleichbehandlung der Araber, die in Israel blieben. Ein Beispiel: Das meiste Land, das sie noch besaßen, wurde vom Staat enteignet und an Juden weitergegeben. Das Leiden der Palästinenser unter der seit 35 Jahren dauernden menschenunwürdigen Besatzung kümmert Herrn Denes offensichtlich auch nicht.

Der Wille, eine weitere, massenhafte Verdrängung von Palästinensern zu bewerkstelligen, ist sogar bei Ministern in der jetzigen Regierung ausgesprochen worden. Es läßt sich vermuten, daß die Bombardierung der palästinensischen Wohngebiete und die Zerstörung der Lebensgrundlage dieses Volkes nicht einfach dadurch zu erklären ist, daß man den Terrorismus bekämpfen will, sondern damit, daß man einen Vorwand benutzt, noch mehr Palästinenser zu einer "freiwilligen" Auswanderung zu bewegen.

Prof. Dr. Kenneth Lewan, Saerbeck

 

 

Zu: "Harte Strafe für Schlamperei" von Jochen Arp, JF 17/04

Nicht nachvollziehbar

Es ist für mich auch nicht ansatzweise nachvollziehbar, welche "Schlamperei" Herr Arp glaubt hier konstatieren zu müssen. Für die qualitative Wertung des in der Soldat und Volk erschienenen Aufsatz ist allein dessen Aussagegehalt entscheidend, also ob die dort aufgeführten Feststellungen nachvollziehbar und wahr sind, oder ob sie es nicht sind.

Christoph Czerny, Bochum

 

 

Zu: "Eingedenk seiner mehr als tausendjährigen Geschichte", Dokumentation des Textes von Konrad Löw, JF 17/04

Einladung Napoleons

"Erst 65 Jahre später konnte wieder ein deutscher Kaiser gekrönt werden, ausgerechnet im Spiegelsaal von Versailles, wo die preußische Streitmacht und ihre Alliierten infolge des Sieges über Frankreich das Sagen hatte", meint Politikwissenschaftler Konrad Löw. Um kein falsches Bild über die "preußische Streitmacht" aufkommen zu lassen, erlaube ich mir folgende Feststellung: Nicht die preußische Streitmacht hegte den Wunsch, ausgerechnet im Spiegelsaal von Versailles wieder einen deutschen Kaiser zu krönen, sondern sie wurde von Napoleon III. zu diesem Gang in den Spiegelsaal von Versailles durch dessen Kriegserklärung an Preußen geradezu eingeladen. Es ging um eine Lappalie, wegen der weder französisches noch preußisches Blut zu fließen brauchte. Die Spanier wollten einen König krönen und entschieden sich ausgerechnet für einen Hohenzollernprinzen, was dem Franzosenkaiser nicht ins Konzept paßte. Diese Klarstellung ist äußerst wichtig, da die Sieger in Preußen einen Hort des "kriegerischen" Militarismus sahen und Preußen mit Kontrollratsbeschluß vom 25. Februar 1947 aus der europäischen Landkarte radierten.

Friedrich Kurreck, Offenbach/Main

 

 

Zu: "Weitere Beobachtung erforderlich", Dokumentation des NRW-Verfassungsschutzberichts, JF 17/04

Verteidiger

Eigentlich nicht schlecht, daß der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz an der JUNGEN FREIHEIT erneut sein Mütchen zu kühlen sucht.

Je mehr man sich in die von ihm zusammengetragenen "Vorwürfe" hineinliest, desto überzeugter wird man von der Unverzichtbarkeit einer Zeitung wie der JF und um so dankbarer ist man dafür, daß es sie gibt. Allein der Schlußsatz des Kapitels muß in sein Gegenteil verkehrt werden: Die JF bietet unverändert Anhaltspunkte für den Verdacht, unsere Verfassung konsequent gegen ihre Feinde zu verteidigen!

Hans-Gert Kessler, München

 

Mut gereicht zur Ehre

Der Verfassungsschutzbericht des Landes NRW über die JF zeigt erneut, wie es um die Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik bestellt ist.

So wirft dieser Schnüffelbericht der JF unter anderem vor, ein Buch mit "revisionistischem Inhalt" gewürdigt zu haben. Diese Publikation "Ursachen des Zweiten Weltkrieges" des noch nicht einmal mit Namen genannten Münchener Historikers Walter Post dokumentiert den Ausbruch und Verlauf des Zweiten Weltkrieges im globalen Zusammenhang machtpolitischer Interessen der Großmächte. Sie bestätigt Forschungsergebnisse zahlreicher Historiker, die von der veröffentlichten Meinung als Revisionisten stigmatisiert werden. Jedenfalls gereicht es der JF zur Ehre, daß sie als eine der wenigen Zeitungen den Mut hat, "revisionistische" Veröffentlichungen fair und umfassend zu rezensieren.

Ernst Hildebert Kratzsch, Rosengarten

 

 

Zu: "Kopftuchfreie Zonen" von Manuel Ochsenreiter, JF 16/04

Wertvoll

Deutschland hat weitaus größere Probleme und Nöte, als ständig auf dem Kopftuch herumzuhacken. Warum, so stellt sich mir die Frage, respektiert man nicht diese Weiblichkeit, die sich zum Tragen des Kopftuches entscheidet? Die Würde des Menschen ist unantastbar, egal, in welchem Lande.

Ich kenne die Kultur des Kopftuches seit zwei Jahrzehnten und habe die Erfahrung gemacht, akzeptiert man diese Menschen, wie sie sind, entstehen sehr wertvolle zwischenmenschliche Beziehungen, die lange halten.

Uta Fritzsche, Mönchengladbach

 

 

Zu: "Das irakische Desaster" von Günther Deschner, JF 16/04

Wieviel Gründe braucht es noch?

Für Sie und Ihr bislang sehr geschätztes Blatt steht fest, daß es keine Rechtfertigung für den amerikanischen Angriff auf das Verbrecherregime im Irak geben darf.

Mein Gott, wie viele Gründe braucht man eigentlich noch, um dem Menschenrecht zur Geltung zu verhelfen? Daß bislang keine Massenvernichtungswaffen gefunden wurden, beweist noch lange nicht, daß es keine gab, wie Herr Deschner glaubt messerscharf folgern zu müssen. Giftgas ist eine solche Waffe, und eben damit wurden von Saddam Tausende Kurden bestialisch ermordet. Aber in seinem tumben Antiamerikanismus übersieht das der Verfasser geflissentlich, weil es eben nicht in sein Konzept gehört.

Claus J. Hoffmann, Rheine

 

 

Zu: "Wegschauen und schönreden", Interview mit Udo Ulfkotte, JF 16/04

Büchse der Pandora

Ulfkottes realistische Analyse der derzeitigen Situation kommt einem Tabubruch gleich. Dabei geht es nicht allein um Kriminalität: "Wegschauen und Schönreden" ist sozusagen zu einem Axiom deutscher Politik auf allen möglichen Feldern geworden. Ich nenne nur die demographische Entwicklung, die damit zusammenhängende Rentenpolitik, die Schuldenpolitik oder die Zuwanderung. In all diesen Bereichen wurde nicht nur geflissentlich weggeschaut und/oder schöngeredet, sondern auch schlicht die Unwahrheit gesagt. Die euphorische Fixierung auf die wirtschaftlichen und politischen Vorteile der Osterweiterung (die nicht bestritten werden sollen) läßt die damit verbundenen Nachteile völlig außer acht. Die Büchse der Pandora ist geöffnet. Was bleibt, ist die vage Hoffnung, daß die daraus entwichenen Übel für uns nicht fatal sein mögen.

Henning Burgwald, Kappeln

 

 

Zu: "Aufgeblasene Windenergie" von Volker Kempf, JF 16/04

Gefeilsche

Der breite Raum, den die Medien der ausführlichen Darstellung des Gefeilsches zwischen Clement und Trittin gewidmet haben, wäre sinnvoller der bereits vor Jahren abgewürgten Auseinandersetzung zur Verfügung gestellt worden, ob denn das Kohlendioxyd in der Atmosphäre überhaupt etwas mit dem Klima zu tun haben kann. Keiner von den renommierten Wissenschaftlern, die sich noch nicht dem Zeitgeist unterworfen haben, kommt in der veröffentlichten Meinung zu Wort.

Hat denn jemals irgendwer in einer sternenklaren Nacht eine Energieeinstrahlung "von oben" gemessen? Meines Wissens ist so etwas noch nie gelungen. Damit muß aber die Treibhauseffekt-Theorie gemäß Karl Popper als falsifiziert gelten, und alles Gerede über die Folgen dieses Effektes ist somit nur unbedeutendes Geschwätz. Dieses Geschwätz entfaltet jedoch seit zwanzig Jahren eine ungeheure Wirkung auf viele Bereiche unserer Gesellschaft, und es ist zu befürchten, daß sich bald alles dem Diktat der Kohlendioxyd-Vermeidung unterordnen muß.

Norbert Staude, Dortmund

 

 

Zu: "Innovation gegen Zukunftsverlust" von Ronald Gläser, JF 16/04

Überheblichkeit

Was Herr Gläser zum Schluß seines Artikels von sich gibt, ist an Unkenntnis und Überheblichkeit nicht überbieten. Wenn ich 2005 in Rente gehe, habe ich 49 (!) Arbeitsjahre hinter mir. Wären meine Sozialversicherungsbeiträge in einem Kapitaldeckungssystem angelegt worden, dann wäre ich jetzt ein reicher Mann! Daß dies nicht so ist, liegt an der Politik. Daß unser Staat von Beginn an von unfähigen Parteien verwaltet und vergewaltigt wurde, haben wir diesen elenden Zustand, das eingezahlte Geld ist weg, die Verschuldung ein Wahnsinn. Das ist doch nicht Schuld der Rentner. Wenn eine Bank pleite geht, sind nicht die Einleger schuld! Und Norbert Blüm, einer der Hauptschuldigen, daß nicht von Umlage- auf Kapitaldeckungsverfahren umgestellt wurde, darf das Volk weiter verblöden.

Klaus Dittmann, Lippstadt

 

 

Zu: "Der Markt kennt keinen Patriotismus" von Alexander Griesbach, JF 16/04

Wer profitiert?

Die Frage ist, wer von der Osterweiterung der EU zum 1. Mai 2004 profitiert. Der Bürger und Arbeitnehmer in Deutschland eher nicht, auch wenn hier und da sicherlich neue Arbeitsplätze entstehen werden. Das wird aber nicht die Arbeitsplatzverluste ausgleichen können, die durch Betriebsverlagerungen wegfallen. Zudem werden Wanderlohnarbeiter, wie bereits seit Jahren im Baugewerbe, in Konkurrenz zu tariflich bezahlten heimischen Arbeitnehmern treten. Trotz eingeschränkter Freizügigkeit. Die Unternehmen sind aus Wettbewerbsgründen gezwungen, "vaterlandslos" (Benneter) zu handeln. Anderenfalls sind sie nicht mehr konkurrenzfähig. Steigen sie aber in das globale Geschäft mit ein, wie das bei den Großkonzernen schon seit Jahren üblich ist, steigern diese Unternehmen langfristig ihren Profit enorm. Wenn diese Profite als Investitionen wieder in Deutschland angelegt würden, wäre das wiederum gut. Zu befürchten ist allerdings, daß diese Investitionen eher anderswo landen.

Ulf Friedrich, Gelsenkirchen

 

 

Zu: "Die christliche Provokation" von Christian Vollradt und Dieter Stein, JF 15/04

Kein Wunder

Es wirft ein bezeichnendes Licht auf den desolaten Zustand der katholischen Kirche in Deutschland, wie deren oberster Oberhirte, Kardinal Lehmann, auf unterschiedliche filmische Ereignisse reagiert. Einerseits macht der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, der mit Vorliebe dem Zeitgeist hinterherhechelt, gemeinsam mit seinem protestantischem Pendant und dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden gegen den Film "Die Passion Christi" mobil, der - bei allen Vorbehalten, die man gegen ihn haben kann - von der Botschaft her ein katholischer Film ist.

Andererseits ließ er sich vor einigen Monaten im Schul-Begleitheft zu dem Luther-Film, der nun weiß Gott nicht ein Plädoyer für den Katholizismus ist, mit dem Satz zitieren: "Martin Luther war zweifellos wie mancher andere ein prophetischer Reformer der Kirche". Wenn der normale Gläubige den Unterschied zwischen katholisch und protestantisch, zwischen christlich und säkular-politisch-korrekt kaum mehr erkennen kann, dann ist es nicht verwunderlich, daß die Kirchen immer leerer werden und verkauft, profaniert oder abgerissen werden müssen. Gert Ziegler, München


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