© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/04 30. April 2004

UMWELT
Problematische Vergleiche
Volker Kempf

Die 800.000 Mitglieder zählende internationale Tierrechtsorganisation Peta stellt in ihrer Ausstellung "Holocaust auf Ihrem Teller" das Leiden von Menschen und Tieren gegenüber. Dagegen hatten Paul Spiegel und andere am 18. März eine einstweilige Verfügung erwirkt. Widerspruch wurde am 31. März eingelegt, blieb aber erfolglos, wie Peta am 22. April mitteilte. Laut Rechtsanwalt Wolfgang Schindler wird Peta in Berufung gehen: "Die Kampagne stellt keinerlei Angriff auf Holocaustopfer dar, vielmehr ist sie ein notwendiger drastischer Versuch, eine Situation zu verändern, die im Hinblick auf die Minderung tierischen Leidens ... trostlos erscheint."

Peta baut damit auf eine Annahme, wonach in Analogie zum Rassismus der Umgang des Menschen mit Tieren als Spezizismus begriffen werden kann. Der jüdische Philosoph Günther Anders spricht deshalb auch in seinen "Ketzereien" vom "Auschwitz der Tiere" als dem radikalsten Ausdruck des Spezizismus. Er schreibt: "War es das Ideal Hitlers gewesen, daß nur Arier übrigbleiben, so ist es das Ideal der heutigen Technokraten, nur Menschen übrigzulassen." Alles andere falle der "Maschinisierung des Todes" zum Opfer, sei lebensunwert. Peta sieht es ganz ähnlich: "Genauso wie die Nazis versuchten, ihre Opfer zu 'entmenschlichen', indem sie sie zwangen, in schmutzigen, überfüllten Unterkünften zu leben, Kinder ihren Müttern entrissen und sie wie am Fließband umbrachten, werden die Tiere in der heutigen Massentierhaltung aller Dinge beraubt, die für sie angenehm und natürlich sind, und werden als nichts weiter als Fleisch-, Eier- und Milchmaschinen behandelt." Mal sehen, was die Berufungsinstanz von dieser Theorie halten wird.


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