© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/04 30. April 2004

Meldungen

Muslime unterstützen keine SPD mehr

BERLIN. Die SPD hat bei den Muslimen in Deutschland dramatisch an Rückhalt verloren. Union und FDP müssen ebenfalls Einbußen hinnehmen, während Bündnis 90/Die Grünen stark an Sympathie gewinnen. Wie aus der evangelischen Nachrichtenagentur Idea vorab bekanntgewordenen Ergebnissen der Frühjahrsumfrage des Zentralinstituts Islam-Archiv Deutschland in Soest hervorgeht, bleibt die SPD trotz schwerer Verluste bei den annähernd 3,5 Millionen Muslimen in Deutschland erste Wahl. Ihr Anteil ging aber um 21 Prozent auf 41 Prozent zurück. An zweiter Stelle liegt Bündnis 90/Die Grünen mit 28 Prozent, einer Steigerung um elf Prozent. Die Liberalen kommen jetzt mit zehn Prozent (plus ein Prozent) auf den dritten Platz, knapp vor CDU/CSU, die noch neun Prozent erhalten (minus ein Prozent). Die PDS bleibt unverändert bei einem Prozent. Für andere Parteien hegen knapp fünf Prozent der Muslime Sympathie, und die übrigen sind unentschlossen. Wie aus der Frühjahrsumfrage, die offiziell am 15. Mai veröffentlicht wird, weiter hervorgeht, ist die Identifikation der Muslime mit der deutschen Gesellschaft gewachsen. So befürworten 62 Prozent der Befragten einen Einsatz muslimischer Bundeswehrsoldaten in islamischen Ländern.

 

Moslems in der CDU wollen "Kehrtwende"

SOEST. Die vom islamischen Zentralinstitut in Soest herausgegebene Zeitschrift Moslemische Revue berichtet in ihrer jüngsten Ausgabe unter anderem von einem Positionspapier, das das Deutsch-Türkische Forum der CDU im März in Köln veröffentlicht habe. Darin werde eine Kehrtwende der Union in ihrem Verhältnis zum Islam verlangt. Das Forum trete für eine rechtliche Gleichstellung der islamischen Glaubensgemeinschaften mit den Kirchen sowie für islamischen Religionsunterricht und die Einrichtung islamisch-theologischer Fakultäten ein. Man brauche in Deutschland ausgebildete Lehrkräfte sowie deutschsprachige und in Deutschland sozialisierte Geistliche, heißt es. Das Forum lehnt im Unterschied zu den meisten unionsregierten Ländern ein Kopftuchverbot im Schuldienst ab. Der Sprecher des Forums, Bülent Arslan, sorgte bereits für erhebliche Unruhe, als er forderte, auch mit der fundamentalistischen Gruppe Milli Görüs müsse der Dialog geführt werden.

 

Weiterer Prozeß gegen Terroristin Klump

STUTTGART. Vor dem Stuttgarter Oberlandesgericht hat ein weiterer Prozeß gegen die frühere Terroristin Andrea Klump begonnen. Die 46jährige muß sich wegen eines Sprengstoffanschlags auf jüdische Auswanderer in Budapest vor 13 Jahren verantworten. Die Bundesanwaltschaft wirft Klump 33fachen Mordversuch sowie das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion vor. Bei dem Anschlag auf einen Reisebus im Dezember 1991 waren sechs Menschen zum Teil schwer verletzt worden.


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