© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/04 30. April 2004

Armee zum Kuscheln
von Franz Uhle-Wettler

Die Bundeswehr ist zeitgemäß. Also stellt sie seit einigen Jahren Soldatinnen ein. Wer A sagt, muß aber auch B sagen. Das bedachte wohl keiner der (heute doch meist vollakademisch gebildeten) Soldaten auf der Bonner Hardthöhe, als sie regelungswütig durch eine Zentrale Dienstvorschrift Probleme lösen wollten: "Sexuelle Betätigung" ist "innerhalb der Kasernen" immer und auch nach Dienstschluß "verboten". So einfach ist das.

Doch bekanntlich fügt sich die Wirklichkeit nicht einmal einer Zentralen Dienstvorschrift. Also will Verteidigungsminister Peter Struck nun mit einem neuen Erlaß "bestehende Partnerschaften" schützen. Sein Sprecher fügt hinzu, daß dafür "geeignete Unterkünfte" zur Verfügung gestellt werden. Der Wehrbeauftragte ist erfreut, denn so werde die "Integration" der Soldatinnen erleichtert. Sex-Räume in den Kasernen: Gott sei Dank! Wieder ein Problem gelöst!

Wirklich? Aber was ist eine "bestehende" Partnerschaft? Was geschieht, wenn zwei Soldaten sich wegen einer Soldatin (oder umgekehrt) spinnefeind werden? Wie wirkt es sich in der Truppe aus, wenn der eine der Rivalen Vorgesetzter des anderen Rivalen ist? Dürfen auch gleichgeschlechtliche "bestehende Partnerschaften" die Sex-Räume nutzen? Der neue Erlaß wird wohl nicht das letzte Wort sein. Merke: "Mit einem krummen Lineal kann man keinen geraden Strich ziehen." Das wußten schon die alten Inder. Wissen es die Leute auf der Hardthöhe?


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