© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/04 23. April 2004

Leserbriefe

Zu: "Eisiger Wind aus dem Osten" von Paul Rosen, JF 16/04

Wem nutzt was?

Leider mußte ich jedoch feststellen, daß der Autor dieselben Argumente für seine Bedenken an der EU Osterweiterung aufgreift, wie sie überall kursieren. Dies ist sicherlich nicht falsch, doch sind das nur Symptome, die den Kern der Sache nicht treffen. Wem soll weniger Umweltschutz, niedrigere Löhne und weniger Regulierung nutzen? Glaubt der Autor wirklich, Deutschland könne aufgrund von Erleichterungen für die Wirtschaft und Erschwernissen für die Bevölkerung mit den ehemaligen Ostblockstaaten und einer globalisierten Welt konkurrieren?

Es bleibt wohl nur festzustellen, daß Deutschland über die Löhne und sonstige Stellschrauben wohl nie seine Konkurrenzfähigkeit entscheidend verbessern kann, ohne seinen Wohlstand und Sozialstaat gänzlich über den Haufen zu werfen.

Alexander Baumbach, Erfurt

 

Einsatz und Nutzen

In Ihrem Artikel wird der Chef eines deutschen Reifenunternehmens zitiert, der die Frage aufwirft, warum er in Deutschland 2000 Euro für Personal ohne Fremdsprachenkenntnisse und Abitur zahlen solle, wo er das für 400 Euro in den Beitrittsländern haben kann. Dazu ein Blick in die Vergangenheit.

Wer sich in den fünfziger und sechziger Jahren um eine Anstellung im unteren Management eines Industriebetriebes, also auf Meister- und Technikerebene, bewarb, für den war es unabdingbar, eine REFA-Ausbildung vorzuweisen (REFA = Reichsausschuß für Arbeitsstudien). Eherner Grundsatz dieser Lehre war "unter geringstmöglichem Einsatz höchstmöglichen Nutzen zu erzielen". Das führte dazu, daß zum Beispiel in Anatolien Analphabeten angeworben wurden, denen in ein paar Tagen ein paar Handgriffe beigebracht wurden, die sie dann im Schlaf beherrschten, und die Wirtschaft lief wie geschmiert. In dem Moment, in dem diese Maxime außer Kraft gesetzt wird, beginnt die Wirtschaft zu stottern. Eine überqualifizierte und damit kostenträchtige Ausbildung ist einer der Faktoren, die dazu beitragen. Die Unzufriedenheit des Personals ein anderer.

Bernhard Kaiser, Halle/Westfalen

 

 

Zu: "Wahlkampf für die Parteikasse" von Peter Freitag, JF 16/04

Pfründe

Unter Zurückstellung eigener Interessen ging die NPD auf die anderen Rechtsparteien (DP, DVU, REP) zu und warb für eine paritätisch besetzte "Deutsche Liste für Europa", um das unsinnige Gegeneinander zu beenden. Das Ergebnis ist dem oben angeführten Artikel zu entnehmen. Rolf Schlierer hielt es nicht einmal für geboten, den Vorschlag auch nur abschlägig zu beantworten. Nur soviel zu den Interessen der einzelnen Parteien - der eine sorgt sich um Deutschland, der andere um die Sicherung seiner Pfründe. Rechtswähler sollten die Partei unterstützen, die sich am intensivsten um gemeinsames Handeln bemüht.

Dorte König, per E-Post

 

 

Zu: "Ukrainischer Genozid" von Carl Gustaf Ströhm, JF 16/04

Denkmal in Kanada

Während der Hungersnot 1933 starben in der Ukraine in einer Woche zwei meiner jüngeren Geschwister. Während Millionen Bürger verhungerten, forderte die Sowjetregierung, ihre Verkaufsquoten an Getreide auf dem Weltmarkt zu verdoppeln, und kaufte in den USA Ausrüstung für Fallschirme (vor dem Krieg wurde eine Million Fallschirmspringer ausgebildet). Die ukrainischen Emigranten in Kanada haben in Winnipeg ein Denkmal für 5,5 Millionen verhungerten Ukrainern errichtet.

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

 

Zu: "Als wir diese Erde von der Sonne losketteten" von Ulrich Beer, JF 16/04

Erkenntnistheorie

Nietzsche war der erste Philosoph, der sich mit der Evolutionstheorie Darwins auseinandergesetzt hat. In der christlichen Lehre des Apostels Paulus sieht Nietzsche einen Irrläufer der Evolution. Nietzsche meint, der klerikale paulinische Instinkt setze seine Ausmerzungs- und Verstümmelungsmittel gegen natürliche menschliche Triebe ein. Paulus verleugnet, kasteit und wittert, was am Menschen eigenwillig und selbstherrlich geraten könnte. Paulus - so vermutet Nietzsche - betreibt eine haustierliche Domestikation des Menschen, die ihn lebensuntüchtig macht.

Im "Zarathustra" provoziert Nietzsche ein Nachdenken über das humanistische Ideal vom "Gutmenschentum". Den Mythologien zum Trotz scheint es unanfechtbar, daß der Mensch sich durch die Evolution langsam zustande gebracht hat. Der Mensch ist noch immer im Werden.

Anton Fischer, Eppingen

 

 

Zu: "Die Täter sind unter uns" von Angelika Willig, JF 16/04

Tabu-Felder

Schon seit Jahren, wie Sie schreiben, ist bekannt, daß der EU-Abgeordnete Daniel Cohn-Bendit eine pädophile Vergangenheit hat. In seinem autobiographischen Buch "Der große Basar" beschreibt Cohn-Bendit sexuelle Beziehungen zu Minderjährigen in einem Frankfurter "Kinderladen". Die großen bundesdeutschen Medien haben diesen Skandal bislang kalt ignoriert, da Cohn-Bendit als Darling linksliberaler Kreise unangreifbar scheint. Aber Cohn-Bendit steht nicht allein, auch der Grünen-Politiker Volker Beck ist im Zusammenhang mit Pädophilen-Zirkeln auffällig geworden. In dem von Angelo Leopardi (Pseudonym von Joachim S. Hohmann) edierten Sammelband "Der pädosexuelle Komplex" (Foerster-Verlag, 1988) bekannte Beck, damals "schwulenpolitischer Sprecher" der Grünen im Bundestag: Nur die Mobilisierung der Schwulenbewegung für die Gleichstellung von Homo- und Heterosexualität werde "das Zementieren eines sexualrepressiven Klimas verhindern können - eine Voraussetzung, um eines Tages den Kampf für die zumindest teilweise Entkriminalisierung der Pädosexualität aufnehmen zu können". Neben Beck kommen in "Der pädosexuelle Komplex" auch "Betroffene", darunter verurteilte Kinderschänder, zu Wort, die ihre Taten als "Ausdruck ihrer Liebe" beschönigen. Zudem enthält das Buch Aktaufnahmen Minderjähriger und eine lange Liste von pädophilen Kontaktadressen. Der in Berlin/Frankfurt ansässige Foerster-Verlag ist spezialisiert auf verharmlosende Literatur aus der Pädo-Szene, darunter mehrere Bücher von Joachim S. Hohmann. Letzte Zweifel über die Ausrichtung des Foerster-Verlags beseitigt ein kurzer Blick auf die Internet-Seite www.foerstermedia.com

Doch die enge Beziehung bestimmter Kreise der Homosexuellen-Bewegung zu "Kinderliebhabern" belegt nicht nur der Fall Beck. Erst letzten Herbst flog der Bremer SPD-Politiker Neumann, damals Bundesvorsitzender der "Schwusos", als Händler von Kinderpornographie auf. Die brisante Meldung ging nur auffällig kurz durch unsere Medien - offenbar war es nicht opportun, Licht auf ein Tabu-Feld zu werfen.

Beatrix Vouton, München

 

 

Zu: "Die christliche Provokation" von Christian Vollradt und Dieter Stein, JF 15/04

Dickes Lob

Ein ganz dickes Lob für die erbrachten, einhelligen Berichte über den Film. Erfreulich klar der Hinweis auf das zwischen gerettet und verloren trennende Element im Glauben an Jesus am Schluß des Leitartikels. Die Gleichsetzung zwischen christlichem und islamischem Fundamentalismus seitens der EKD bewegte mich vor gut einem Jahr dazu, die evangelische Kirche zu verlassen. Der Wert einer Volkskirche ist nun mal auch nur begrenzt und muß mit der Liebe zur Wahrhaftigkeit ins Verhältnis gesetzt werden. Leider wird an letzterer nicht konsequent festgehalten.

Martin Hartmann, Babenhausen

 

Weichspülideologie

Es ist schon erstaunlich, was ein selbstbewußtes Bekenntnis zum eigenen christlichen Glauben auslöst. Wie in der JF beschrieben, zerfetzt die säkulare Priesterkaste der Gutmenschen den Gibson-Film, da ihr solch selbstbewußt christliche Bekennerfreude irgendwie aramäisch vorkommt, und stempelt Gibson zum fundamentalistisch-katholischen Spinner ab. Dies macht eines deutlich: Sobald das Christentum pur und aufrechten Ganges daherkommt, reagiert das linke Establishment mit aggressivem Geheule und stigmatisierenden Kampfbegriffen (Antisemitismus, Fundamentalismus). Kein Wunder, denn in Deutschland sind von einem offensiven Christentum schon seit längerem kaum noch Konturen sichtbar. Hier hat man sich schon längst mit der Degradierung des Christentums zu einer floskelhaften Weichspülideologie abgefunden.

Fabian Jürgen Flecken, Höchst

 

Religion hat ausgespielt

In Ihrer Zeitung wird immer wieder das Schwinden der Religion beklagt. Ich weiß natürlich um die Bedeutung der Religionen bei der Entstehung der Kulturen; insbesonders auch, was den europäisch-amerikanischen Kulturkreis anbetrifft. Es hat aber die kulturelle Entwicklung auch dahin geführt, daß seit Jahrhunderten in zunehmendem Maße die Tatsachen erforscht werden, die die Welt ausmachen. Die Forschungsergebnisse kollidieren nun mal mit dem Glauben! Astronomie und Physik haben Gott in die fernsten Fernen des Universums und dann aus diesem hinausgerückt. Die Erforschung der geschichtlichen Grundlagen von Judentum und Christentum hat - sehr gelinde ausgedrückt - Ernüchterndes zutage gefördert. Hinzu kommt, daß seit eh und je christliche Lebensmaximen und Lebenspraxis auseinanderklaffen. Die Religion hat zumindest in diesem Kulturkreis ihre Rolle ausgespielt. Nihilismus und Primitivformen des Obskurantismus bestimmen die Szene. Eine zukunftsorientierte, wegweisende Weltanschauung wäre nötig. 

Wilfried Bresch, per E-post

 

 

Zu: "Kampf der Erinnerungen" von Doris Neujahr, JF 15/04

Gedenkpolitischer Imperialismus

Dieses Messen mit zweierlei Maß erleben wir seit Jahren auf breitester Front. Wird zum Beispiel das Thema Vertreibung vielleicht deshalb tabuisiert, weil 1948 auch Palästinenser vertrieben und enteignet wurden?

Wenn Frau Kalniete, die schon als Kind sibirische Lager durchlebte und dort im Alltag ihre Angehörigen verlor, den Stalinismus mit dem Nationalsozialismus vergleicht, der nicht annähernd so viele Opfer forderte, werden Millionen Überlebende und die Angehörigen das ebenso empfinden. Daß Herr Korn das zum Skandal stilisiert, zeigt nur, wie fixiert er auf seine eigene Position ist. Hier im Westen haben sich leider viele daran gewöhnt, das Thema Gulag auszuklammern, zumindest in der öffentlichen Meinung.

Denen, die unter dem Stalinismus zu leiden hatten, wird dieser "gedenkpolitischer Imperialismus" schwer beizubringen sein, ob's einigen gefällt oder nicht!

Dorothea Kunze, Bensberg

 

Wie lange noch?

Wie lange wird Osteuropa den Westeuropäern herabsetzende Geschichtsklitterung noch durchgehen lassen? Auch gilt es zu bedenken, daß die Wehrmacht 1941 binnen 12 Tagen das Baltikum überrannte. Stalin konnte bis dahin nur die erste Welle von rund 28.000 Esten deportieren. Die vorgesehenen weiteren Deportationen wurden durch die Schnelle des deutschen Vormarsches verhindert. Viele Balten verdanken deshalb der Wehrmacht ihr Leben. 

Reinhard Wick, Bielefeld

 

 

Zu: "Anständiger Vorstoß aus Sachsen" von Manuel Ochsenreiter, JF 16/04

Irre

Was sollte wohl Stoiber und Merkel dazu veranlassen, Hohmann zu "rehabililtieren"? Soll Hohmann seine Entschuldigungen noch hundertmal wiederholen, in noch flehentlicherem Ton, eine Prozedur, die an Peinlichkeit kaum zu überbieten ist? Allein die Vorstellung, daß Stoiber aufgrund der "Beweise", die Fritz Schenk vorlegen will, umfällt, ist absurd - oder sollten Stoiber und Merkel so beschränkt sein, daß sie einen Sachverhalt erst kapieren, wenn er in Buchform vorliegt? Möglich. Es ist schon grotesk, wie es immer wieder einem Politiker gelingt, aufs neue den Vogel abzuschießen. So wird etwa in Ausgabe 16 der JF der CDU-Politiker Hähle von Fritz Schenk geradezu als Vorbild hingestellt! Doch anstatt endlich kompromißlos das Recht auf freie Meinungsäußerung einzufordern und Hohmann zu diesem grundgesetzlich garantierten Recht zu verhelfen, will Hähle den Weg der Vergebung gehen - vermutlich, damit sich Stoiber und Merkel hinterher dieser christlichen Tugend rühmen können. Irre.

Schenks Bemerkung, Sachsens CDU-Politiker hätten nach der Affäre Heitmann eine ganz besondere Sensibilität, scheint mir eher ein mißglückter Osterscherz zu sein; wenn die erst jetzt gemerkt haben, was los war bzw. ist, scheinen sie wohl eher eine besonders lange Leitung zu haben.

Der Gipfel der Absurdität ist für mich jedoch erreicht, wenn ich mir vorstelle, daß Hohmann überhaupt noch einmal in der CDU-Fraktion aktiv sein und für Stoiber und Merkel kämpfen will, für Leute also, die ohne einen Funken Anstand und bar jeder Gewissensregung auf seiner Person bzw. seiner Ehre herumgetrampelt sind.

Klaus Neher, Altshausen

 

 

Zu: "Wozu Allah uns das Öl gab" von Alfred Sherman, JF 15/04
Entdeckt das Erbe

Der Begriff jüdisch-christliches Erbe umschreibt die europäische Tradition nur teilweise. Die Europäer waren vor der Christianisierung keine Juden, und die Sprache der mittelalterlichen Ökumene war nicht Hebräisch, sondern Latein.

Treffend wäre die Aufforderung, wir sollten die Bedeutung des abendländisch-religiösen Erbes für das 21. Jahrhundert entdecken. In einem Europa, das zu seinen christlichen und heidnischen Wurzeln zurückkehrt, wäre auch Platz für die bei uns lebenden Moslems und Juden wie unter Kaiser Friedrich II. Natürlich nur für diejenigen, die treu zum Reiche stehen wie die nichtchristlichen Untertanen des Sizilianers.

Richard Stockmann, per E-Post

 

 

Zu: "In dualen Mustern Leben organisieren" von Wolfgang Saur, JF 15/04

Marx der "Vernichter"

In seinem Bericht befaßt sich Wolfgang Saur unter anderem mit meinem Referat über Marxismus. Abschließend schreibt er: "Doch prinzipiell darf der authentische Gedanke die Wahrheitsfrage nicht durch Taschenspielerei ersetzen." Wer ist angesprochen, Marx oder Löw? Offenbar gefiel Herrn Saur nicht, daß ich auf der Suche nach den Wurzeln der Destruktivität des originären Marxismus auch den jungen Marx ins Auge faßte, der schon den Spitznamen "Vernichter" trug und allein in seinem Abituraufsatz sechsmal das Wort "vernichten" gebraucht hat, während es in den Aufsätzen der Klassenkameraden kein einziges Mal vorkommt. Man stelle sich vor, diese Beobachtungen träfen auf Hitler zu. Kein Biograph würde sie verschweigen; sie wären daher jedermann gegenwärtig. Doch zu Lasten von Marx ist es offenbar unschicklich, solche Auffälligkeiten zu erwähnen. Saur macht sich lustig über derlei "Menetekel zukünftiger Gewaltdelirien eines Stalin". Weiß er nicht, daß die im "Schwarzbuch des Kommunismus" nachgewiesenen Menschenopfer des Kommunismus (über 85 Millionen!) nicht nur und nicht in erster Linie Stalin anzulasten sind. Mit Lenin beginnt der Massenmord der Kommunisten, die sich als Marxisten verstanden.

Der Herausgeber des Schwarzbuches Stéphane Courtois nimmt im Vorwort den namhaftesten Kommunisten, eben Marx, gegen den Vorwurf der Mitverantwortung für die darin geschilderten Verbrechen in Schutz. Als sich die Gelegenheit bot, konfrontierte ich ihn mit einschlägigen Marxzitaten, auch solchen aus dem Kommunistischen Manifest. Darauf Courtois: Er habe zwar das Manifest als Buchhändler vertrieben, aber offenbar nie bis zum Ende gelesen. Er revidiere seine Weißwäsche des Karl Marx. So kam es auch, daß er sich bereiterklärte, das Vorwort zu meinem "Rotbuch der kommunistischen Ideologie. Marx & Engels, die Väter des Terrors" zu verfassen.

Prof. Dr. Konrad Löw, Baierbrunn

 

 

Zu: "Wissenschaftlich gleich Null", Interview mit Ute Scheuch, JF 14/04

Recht so!

Geschieht den CDU/CSU-Größen ganz recht, in Köln Antifa-angeprangert zu werden. Wer zum Beispiel "gutmenschlich" mitdemonstriert, wer im Fall Hohmann kuscht und sogar mit den Wölfen heult, sollte sich nicht wunder, wenn er auch eines Tages von ihnen gebissen wird.

Daß die Ausstellung ausgerechnet von einem CDU-Bürgermeister mit einer "Festrede" eröffnet wurde, bestätigt wieder einmal mehr, daß wir auf dem besten Wege nach Absurdistan sind.

Clemens Kugelmeier, Gummersbach


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