© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/04 23. April 2004

Meldungen

Von der diskursiven Natur des Menschen

BERLIN. Die Sache mit den Menschenrechten ist im Grunde ganz simpel. Sofern man sie deutschen Professoren überläßt. Diese Fachleute für den aufgeklärten herrschaftsfreien Diskurs wären die idealen "Konfliktregler" in Krisenregionen. Neuerdings empfiehlt sich wieder einmal der Kieler Rechtsphilosoph Robert Alexy für diese nicht ganz ungefährliche Arbeit. Wie stets geht es Alexy auch in seinem jüngsten Aufsatz zum Thema "Menschenrechte ohne Metaphysik?" (Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 1/ 04) darum, am deutschen Rechtsdenken die Welt genesen zu lassen. Robust-realistische angelsächsische Auffassungen wie die des einstigen Trotzkisten Alistair MacIntyre, der "Menschenrechte" zur "Illusion" herabstufe, sind für Alexy eine Provokation. Im Irak etwa wäre nach dem Rezept des Kieler Professors wie folgt zu verfahren: Der Einzelne, wenn er von seiner für ihn notwendigen Kompetenz des Behauptens, Fragens und Argumentierens Gebrauch macht, setzt dadurch die Anerkennung des anderen als gleichberechtigten Diskursteilnehmer voraus. Wenn er diesen Diskurs ernsthaft führe, dann erkenne er den anderen als autonom, als Person an. "Personen aber haben einen Wert und eine Würde. Damit schlummert in der diskursiven Natur des Menschen ein System von Begriffen", das normative Bedeutung habe. Da dies die Diskursteilnehmer nicht selbst erzeugen, komme dieser "Struktur der Kommunikation ganz im Sinne von Habermas" metaphysischer Charakter zu. Wer sich also im Nahen Osten solcher Kommunikation verweigert, muß nur noch davon überzeugt werden, daß er gegen seine "diskursive Natur" handelt. Den Praxisschock, den solche Theorien außerhalb von Seminaren erfahren, sollte man dem Gespann Alexy-Habermas nicht länger vorenthalten.

 

Ein Schlag gegen die Denkmalspflege

STUTTGART. Auch auf dem Gebiet des Bundeslandes Baden-Württemberg ist nach 1945 mehr alte Bausubstanz vernichtet worden als während des angelsächsischen Bombenterrors. Trotzdem können sich die Erfolge des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg gerade in den Kleinstädten des Ländles im bundesweiten Vergleich sehen lassen. Dort entgingen mehr historische Ensembles der Abrißbirne als etwa in Hessen oder Schleswig-Holstein. "Gedankt" wird das den Hütern der Tradition jetzt damit, daß ihr Amt einem ehrgeizigen Reformvorhaben des Kabinetts von Erwin Teufel (CDU) zum Opfer fallen soll. Im Zuge der "großen" Verwaltungsreform wird neben anderen Sonderbehörden auch das Landesdenkmalamt aufgelöst, dessen Arbeit künftig in den Regierungspräsidien zu erledigen ist. Damit, so argumentiert August Gebeßler (Die Alte Stadt, 1/ 04), werde das bislang klar geregelte Zweierlei der Aufgaben von Denkmalschutz (Regierung) und Denkmalpflege (Denkmalamt) preisgegeben. Nur in dieser Aufgabentrennung sei es der bisher selbständigen Fachbehörde gelungen, "die Wertschichten des jeweiligen Denkmals zu erarbeiten" und die "Auseinandersetzung um das Denkmalgeschick" verständlich zu vermitteln. Eingebunden ins Regierungspräsidium werde der Konservator nun für die Öffentlichkeit zum Mitträger auch gegen das denkmalpflegerische Votum getroffener "Schutz-", vielleicht sogar Abriß-Entscheidungen. Protesten der Vereinigung Deutscher Denkmalpfleger und des Verbandes Deutscher Kunsthistoriker schenkte die Stuttgarter Regierungsspitze kein Gehör.

 

Erste Sätze

Schon den Knaben, erstmals aus den heimischen Bergen hinaus nach Holland geführt, dünkte es Wundermär.

Joachim von der Goltz: Die Marcellusflut, München 1939


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