© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/04 02. April 2004

Meldungen

Die Nation ist nicht das absolut Böse

BREMEN. Wie der jüngste Eklat zeigt, der entstand als die lettische Außenministerin und designierte EU-Kommissarin, Sandra Kalniete, den "Gulag" mit der "Endlösung" verglich, wirkt es weiterhin höchst provozierend, von der "angeblich unvergleichbaren 'Einzigartigkeit des Holocaust'" zu sprechen, wie dies der linksliberale Historiker Imanuel Geiss in einem Organ tut, das gewöhnlich die Geschichtspolitik des Hauses Reemtsma verficht (Sozial. Geschichte, 1/04). Selbstverständlich seien Auschwitz und Gulag heute "vergleichbar", so Geiss, bevor er sich nach dieser Klarstellung der wichtigeren Frage nach der Genese von "'ethnischer Säuberung', Massaker und Genozid" zuwendet. Gegen Hans-Ulrich Wehlers Vorgehen, alle Formen des Nationalismus in einen "Topf moralischer Verdammung" zu werfen, weil auf diese Großideologie alle "Säuberungs"-Verbrechen zurückgingen, unterscheidet Geiss zwischen dem "guten" westlichen Nationalismus und dem "bösen" der Nationalstaaten östlich des Rheins. Schon vor 1789 etablierte zivilgesellschaftliche Strukturen hätten den Nationalismus westlichen Typs gemildert. Wo sie gefehlt hätten, wie in postimperialen Nationalstaaten "Zwischeneuropas" nach 1918 oder postkolonialen Nachfolgestaaten der "Dritten Welt", habe das "jacobinisch-französische Prinzip der Zwangsassimilation" wie ein "Todeskuß" gewirkt. Trotzdem ließen sich aus ihnen moderne Nationalstaaten formen, wenn sie sich, so Geiss' weltfremder Appell, zur "Anerkennung gleichberechtigter Heterogenität", zur Gewährung territorialer oder kultureller Autonomie entschlössen.

 

Leben verlängert, Ewigkeit verloren

FREIBURG. Der Trend geht zum kleinen Urnengrab und zur anonymen Bestattung auf Gemeinschaftsgrabflächen. Maßgeblich verantwortlich für diese Entwicklung, so führt Stefan Orth in der Herder-Korrespondenz (3/04) aus, sei das offenbar unaufhaltsame "Schwinden einer christlichen Trauer- und Bestattungskultur". Allein im immer atheistischer werdenden Berlin sank die Zahl der Beerdigungen mit christlicher Beteiligung im kurzen Zeitraum von 2000 bis 2002 von ohnehin nur noch 40 auf 35 Prozent. In ganz Deutschland würden von jährlich 800.000 Bestatteten nur noch die Hälfte "traditionell" beigesetzt. Zumal in der ökonomischen Dauerkrise auch am Ende des Lebens "Sparen angesagt" sei. Daraus erklärt sich die Favorisierung der preiswerten Feuerbestattung. Hatten davon 1950 erst 7,5 Prozent der Angehörigen Gebrauch gemacht, ist dieser Anteil bis heute auf vierzig Prozent gestiegen. Das kommt einer Kulturrevolution gleich, was sich auch nach Abschluß eines Forschungsprojekts der "AG Friedhof und Denkmal" bestätigt ( www.sepulkralmuseum.de ). Dies gelte vor allem für die anonyme Bestattung. Die "Entwertung des Leichnams" sei ein starkes Indiz für die radikale Verdiesseitigung des menschlichen Selbstverständnisses.

 

Neandertaler war kein Vorfahr des Menschen

LEIPZIG. Bei einer Analyse der sogenannten mitochondrialen DNA (mtDNA) fand eine internationale Forschergruppe nun weitere Hinweise, die eine Abstammung des modernen Menschen vom Neandertaler widerlegen. Ihre Untersuchungen schildert Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig in der Fachzeitschrift Public Library of Science: Biology .

 

Erste Sätze

Die bekannte Geschichte verzeichnet keine Erscheinung wie ihn; soll man ihn "groß" nennen?

Joachim Fest: Hitler. Eine Biographie, Frankfurt, Berlin1973


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