© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/04 02. April 2004

Frisch gepresst

Politischer Polizist. Über die Geheime Staatspolizei als Hauptinstrument der "Gegnerbekämpfung" im Dritten Reich sind in den letzten Jahren zahlreiche Studien erschienen. Sie sind zumeist um "Entdämonisierung" bemüht, zeigen auf, daß es sich nicht um einen allmächtigen, weil allwissenden Apparat nach dem Muster des "Großen Bruders" handelte, sondern eine personell relativ bescheiden ausgestattete, heute würde man sagen: "schlanke" Behörde. Diese Zerstörung des "Mythos Gestapo" geht selbstredend zulasten der Deutschen, einer Volksgemeinschaft von Denunzianten, die als "willige Helfer" erst die Effizienz des Amtes ermöglicht hätten. Dieser Forschungsprozeß zu den Institutionen des "NS-Staatsterrors" zeitigte auch schon eine Reihe von "Täterbiographien", in die sich jetzt auch Joachim Bornscheins Arbeit über den geheimnisumwitterten Gestapo-Chef Heinrich Müller einfügt. Bornschein faßt jedoch mehr zusammen, referiert oder zitiert breit bekannte Quellen, um den "Techniker der Macht" in seinem "Wirkungsfeld" zu porträtieren. Recht ausführlich widmet er sich den hartnäckig kolportierten Legenden zum "Überleben" Müllers (Gestapochef Heinrich Müller. Technokrat des Terrors. Militzke Verlag, Leipzig 2004, 224 Seiten, Abbildungen, 24,80 Euro).

 

Invasion 1944. Paul Carell, wie der "Künstlername" eines NS-Publizisten nach 1945 lautete, zählte mit seinen Sachbüchern über den Zweiten Weltkrieg zu den erfolgreichsten Autoren dieses Genres. Seine Mischung aus Fakten und erzählerisch aufbereitem Erinnerungsbericht formierte das Geschichtsbild der Überlebenden und vermittelte der nachgewachsenen Generation der sechziger Jahre eine Suggestion von "So war's!". Kaum jemand dürfte daher die landläufige Vorstellung von der "Wehrmacht im Kampf" nachhaltiger geprägt haben als Carell. Zu diesen Arbeiten zählt auch sein Tatsachenbericht über die Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944, der mitunter so sehr auf Erzeugung von "Spannung" setzt, daß man meint, der Autor werde zum Schluß erzählen, "wie wir sie wieder ins Meer warfen". Rechtzeitig zu Kanzler Schröders Teilnahme am alliierten Jubelfest zum 6. Juni ist eine Neuauflage erschienen: Sie kommen! Die Invasion der Briten und Amerikaner in der Normandie 1944. Herbig, München 2004, 317 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro.


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