© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/04 19. März 2004

UMWELT
Deutsche wollen Hanau kaufen
Volker Kempf

China ist das bevölkerungsreichste Land der Welt und befindet sich wirtschaftlich auf Expansion - das kostet Energie. Atomkraftwerke sollen her. An Deutschlands Brennelementefabrik in Hanau hat die Volksrepublik dann auch ein Kaufinteresse. Auf deutscher Seite gib es dafür grünes Licht. Von Unmut bei den Grünen und von Verzögerungen berichtet die FAZ . Grundsätzlich ändert das aber erst einmal nichts.

Für Atomkritiker geht es nicht nur um die Frage eines Atomausstiegs hier und eines Atomeinstiegs dort, sondern auch darum, ob mit dem Brennelementewerk atomwaffenfähiges Material angereichert werden kann. Die Organisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW) weiß auch, daß es um 50 Millionen Euro geht, die China zahlen will, und hat eine Aktion gestartet, das Hanauer Werk selbst zu kaufen. Die Aktivisten sprechen von einem großen Erfolg der Aktion, weil bereits Verpflichtungen zur Zahlung von einer halben Million Euro eingegangen seien. Anscheinend sehen die Ärzte das symbolisch. Denn mit einer halben Million Euro, die sich noch verdoppeln mag, kann man mit den Chinesen nicht mithalten. Die Aktion macht vielmehr deutlich, daß gutmeinende Atomkraftgegner zwar sofort dabei sind, der Umwelt wegen vom Staat zu fordern, auf Einnahmen zu verzichten, aber selbst für die Einnahmeausfälle nicht annähernd aufkommen wollen. Man kann an der Aktion als kritischer Beobachter Gefallen finden und anregen, doch auch eine für eine großzügigere Zuwanderungsregelung zu starten: Wer wäre bereit, dafür bei sich Zuwandererfamilien aufzunehmen? Große Sprüche klopfen, was der Staat alles soll, kann jeder.


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