© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/04 19. März 2004

Meldungen

Auch Deutschland und Frankreich in Gefahr

PARIS. Die Anschläge von Madrid könnten der Auftakt zu weiteren in Europa sein. Davor warnte der Direktor des Pariser Beobachtungszentrums für arabische Staaten, Antoine Basbous, im Wiener Standard. US-verbündete Länder wie Italien, Großbritannien oder Polen seien zwar gefährdet als andere, aber eine lokale Terrorgruppe könne "auch in Luxemburg einen Anschlag auf die britische Botschaft durchführen", meinte der im Libanon geborene Politologe. Am auffälligsten sei die Eile, mit der sich die Terroristen zum Anschlag in Madrid bekannten. Die Terroristen hätten in Madrid "eine Art Staatsstreich bewerkstelligt" und "eine Regierung durch eine andere ersetzt". Wenn die spanische Regierung ihre Truppen wirklich aus dem Irak zurückholt, werde das "andere Islamisten ermutigen, in anderen Ländern" zuzuschlagen. "Generell sind alle westlichen und christlichen Länder im Visier, die in den Augen der Islamisten als die heutigen Kreuzfahrer gelten, weil sie zum Beispiel in Afghanistan präsent sind - sogar die Irak-Kriegs-Gegner Deutschland oder Frankreich. In Karatchi wurden ja bereits direkt französische Interessen attackiert", so Basbous.

 

Anschlag in England ist "unvermeidlich"

LONDON. Nach den Madrider Anschlägen hält der britische Polizeichef John Stevens ein Attentat in Großbritannien für "unvermeidlich". Er werde jedoch alles tun, damit es dazu nicht komme, erklärte Stevens letzten Dienstag in London. Seit dem 11. September 2001 habe die britische Polizei viel erreicht und geplante Attentate in London verhindert. Doch Premierminister Tony Blair und Innenminister David Blunkett hätten zu Recht darauf hingewiesen, daß es zwangsläufig Angriffe geben werde, warnte Stevens. Zudem wurde bekannt, daß Anti-Terror-Polizisten in Zivil künftig in der Londoner U-Bahn patrouillieren sollen. Sie würden an wichtigen Punkten der Metro eingesetzt, erklärte ein Sprecher der Transportpolizei letzten Sonntag. Der Schritt sei aber bereits vor den Anschlägen von Madrid beschlossen worden. Es liege "keine konkrete Drohung" gegen das Londoner Bahnsystem vor.

 

"Diese Leute müssen gerichtet werden"

WASHINGTON. Nach den Terroranschlägen in Madrid wächst die Angst vor weiteren Attacken auch in den USA. Die Anschläge seien "eine düstere Warnung, daß es bösartige Menschen auf der Welt gibt, die bereit sind, Unschuldige zu töten" erklärte Präsident George W. Bush am Tag der Anschläge bei einer Kranzniederlegung in der spanischen Botschaft in Washington. Er versprach der spanischen Regierung Unterstützung bei ihrer Jagd nach den Terroristen. "Diese Leute müssen gerichtet werden. Und wir werden dafür alles tun, was wir können." Auch sein demokratischer Gegenkandidat bei den Wahlen im November 2004, John Kerry, bezeichnete die Attentate als Aufforderung, "sich daran zu erinnern, daß alle zivilisierten Nationen im globalen Kampf gegen den Terror vereint sind".

 

Portugal derzeit nicht speziell bedroht

LISSABON. Auch Irak-Kriegs-Teilnehmer Portugal hat seine Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Die Polizeipatrouillen vor Botschaften und an Verkehrseinrichtungen wie Brücken und Flughäfen seien verstärkt worden, erklärte der rechtsliberale Premier José Manuel Durão Barroso. Es gebe aber keinen hundertprozentigen Schutz gegen Terroranschläge, dennoch bestehe kein Grund, Angst zu haben. Nach Geheimdiensterkenntnissen sei Portugal derzeit nicht speziell bedroht. Ende Mai werden in Lissabon 600.000 Besucher zum Festival "Rock in Rio" erwartet, von Juni bis Juli ist das Land Gastgeber der Fußball-Europameisterschaft.


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