© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/04 13. Februar 2004

Maritimer Charme
Reise an den Bodensee: Von unberührten Flußlandschaften bis zu hochmodernen Stadtbauten können Besucher sich sattsehen
(JF)

Segel, die sich am Horizont verlieren, Palmen an den Promenaden, Weinberge und Obstplantagen an den sanften Hängen der Uferregionen. Dahinter, an klaren Tagen zum Greifen nah, die Kette der Alpengipfel. Der Bodensee vereint maritimes Flair mit dem Reiz der hügeligen Voralpenlandschaft. An drei Länder grenzt der drittgrößte Binnensee Europas. Er liegt im Süden Deutschlands, im Norden der Schweiz und am westlichen Zipfel Österreichs.

273 Uferkilometer umgeben den See, davon entfallen allein 177 Kilometer auf Deutschland. Für die Deutschen zählt der Bodensee zu den Urlaubsregionen schlechthin. Beliebtestes Ausflugsziel auf der deutschen Seeseite ist die "Blumeninsel" Mainau - berühmt für die prachtvollen Park- und Gartenanlagen rund um das barocke Schloß des Grafen Lennart Bernadotte af Wisborg. Der heute 93jährige entstammt in direkter Linie dem schwedischen Königshaus. Als großer Pflanzenliebhaber hat er die Mainau seit 1936 in ein wahres Blumenparadies verwandelt.

Gegenüber der Insel Mainau liegt inmitten von Weinbergen Meersburg, dessen mittelalterliche Burg - die älteste bewohnte Burg Deutschlands - und barocke Schloßanlagen die Silhouette des Städtchens schon von weitem prägen. In einen steilen Uferhang gebaut, scheinen die alten Häuser und Befestigungsanlagen übereinander gestapelt zu sein. Alte Städte, die sich ihren historischen Charakter bewahrt haben, findet man überall am See. Besonders sehenswert auf der deutschen Seeseite sind Konstanz, Überlingen, Wasserburg und Lindau. Nicht versäumen sollte man außerdem einen Ausflug zur Insel Reichenau. Mit ihren herausragenden Kloster- und Kirchenbauten wurde sie im November 2000 in die Liste des Unesco-Welterbes aufgenommen.

Einer der bedeutendsten Wirtschaftsstandorte am See und Geburtsstätte des Zeppelins ist Friedrichshafen. Seit zwei Jahren fliegt der Zeppelin wieder - das berühmte Luftschiff war nach der Explosion der "Hindenburg" in Lakehurst/USA im Jahr 1937 nicht mehr gebaut worden. Heute kreist es über dem Bodensee. Gefüllt mit ungefährlichem Helium, ist der Zeppelin eine echte Touristenattraktion - wenn es auch gar nicht so leicht ist, einen der begehrten Plätze in seiner Gondel zu ergattern. Einen sehr guten Überblick über die Geschichte des Luftschiffbaus vermittelt das Zeppelinmuseum in Friedrichshafen. Hier hat man Zugang zu den Passagierkabinen und zum Promenadendeck der 33 Meter langen Rekonstruktion eines Teils der legendären LZ 129 "Hindenburg".

Im deutschen Hinterland des Bodensees reihen sich an der Oberschwäbischen Barockstraße prachtvolle Kirchen, Klöster und Schlösser aus der Zeit des Barock und des Rokoko wie die Perlen einer Kette aneinander. Wohlgenährte Putten, jubilierende Engel und vollwangige Heilige zwischen goldenem Pomp und verschwenderischer Pracht grüßen allerorten. Verbinden kann man den Ausflug ins 18. Jahrhundert mit dem wohltuenden Besuch eines der oberschwäbischen Thermalbäder, etwa in Bad Waldsee oder in Aulendorf, wo schwefel- und fluoridhaltiges Thermalwasser aus einer Tiefe von bis zu 1.800 Metern an die Erdoberfläche sprudelt.

Über die Inselstadt Lindau mit ihrem turmbewehrten Hafen und der imposanten historischen Altstadt gelangt man zum österreichischen Teil des Sees, der sich im Südosten auf 27 Kilometer Länge erstreckt. Hier wartet Bregenz, die Hauptstadt des Bundeslandes Vorarlberg, mit kulturellen Höhepunkten zu Füßen des Ausflugsberges Pfänder auf. Die Freiluft-Inszenierungen von Opern und Musicals vor der stimmungsvollen Seekulisse im Rahmen der Bregenzer Festspiele ziehen alljährlich Tausende an.

Von Bregenz aus übertritt man die Grenze zur Schweiz. Das Schweizer Seeufer erstreckt sich auf 69 Kilometer zwischen Altenrhein (Flughafen) und Steckborn. Kunst- und Architekturliebhaber pilgern nach Altenrhein, zum letzten Bauwerk des Österreicher Künstlers Friedensreich Hundertwasser (1928-2000). In der bunten Markthalle gibt es getreu dem Motto des Künstlers keinen rechten Winkel. Moderne Architektur ganz anderer Art findet sich in St. Gallen, das zunächst für seine Rokoko-Stiftsbibliothek und die barocke Klosterkirche berühmt ist. Der spanische Stararchitekt Santiago Calatrava wurde von der Stadt mit einigen Bauten beauftragt. Sie setzen hochmoderne Akzente im historischen Stadtbild. Seine Baukunst, die skelettartige Strukturen zu Architektur formt, ist in der ganzen Welt bekannt.

Im Thurgau und im Appenzellerland zeigt sich die Landschaft von ihrer ländlich-idyllischen Seite. In Seenähe führen die Sträßchen an alten Bauernhöfen und Streuobstwiesen vorbei. Immer wieder zieht die weite blaue Fläche des Sees den Blick auf sich. Auf der anderen Seite beherrscht der Alpstein mit dem Säntis (Mount Säntis) das Bild. Das über 2.500 Meter hohe Felsmassiv gehört zum Appenzellerland - einer Landschaft wie aus dem Bilderbuch. Berühmt ist das Appenzellerland für seinen Käse, aber auch für Senntumstradition und eigenwilliges, fast schon skurriles Brauchtum.

Wo sich der Untersee zum Rhein verengt, liegt Stein am Rhein. Die kleine Stadt ist ein besonderes Schmuckstück. Charakteristisch sind die Bemalungen der erkergeschmückten Fassaden aus dem 15. bis 20. Jahrhundert und das prachtvolle Renaissance-Rathaus. Während einer Schiffahrt von Stein am Rhein nach Schaffhausen wechselt unberührte Flußlandschaft mit historischen Bauten, die in beschaulicher Langsamkeit vorbeiziehen. Vor dem berühmten Rheinfall steigt man allerdings aus: Hier stürzen sich auf einer Breite von 150 Metern im Schnitt rund 800.000 Liter Wasser pro Sekunde 23 Meter in die Tiefe. Der größte Wasserfall Europas ist eines der beliebtesten Ausflugsziele in der Schweiz.

Information: Internationale Bodensee-Tourismus GmbH, Tel. 0 75 31 / 90 94 90, Fax: 0 75 31 / 90 94 94, E-Post: info@bodenseeferien.de , Internet: www.bodenseeferien.de.

Blick von der Insel Mainau auf den Bodensee: Prachtvolle Parkanlage rund um das barocke Schloß


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