© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/04 06. Februar 2004

Meldungen

Passionsfilm beeindruckt US-Evangelikale

ORLANDO/CHICAGO. Ein durchweg positives Echo hat der Film "Die Passion Christi" des Hollywood-Regisseurs Mel Gibson in den USA bei annähernd zehntausend Evangelikalen gefunden. Der Streifen des streng katholischen Filmemachers ist vor allem bei jüdischen Organisationen auf Kritik gestoßen. Sie betrachten die ausschließlich in hebräisch, aramäisch und lateinisch gespielten Szenen über das Leiden und den Tod Christi als antisemitisch, weil sie den Juden die Schuld an der Kreuzigung gäben (die JF berichtete). Der Film soll in den USA am 25. Februar in die Kinos kommen; der deutsche Start ist für Ostern geplant. Eine vorläufige Fassung sahen Ende Januar über 5.000 Teilnehmer einer internationalen Pastorenkonferenz in Orlando, Florida, sowie rund 4.400 Pastoren und Gäste der Willow-Creek-Gemeinde in South Barrington bei Chicago, Illinois. Mit wöchentlich rund 18.000 Gottesdienstbesuchern zählt sie zu den am besten besuchten Gemeinden der Vereinigten Staaten. Ihr Konzept einer "Kirche für Kirchenfremde" ist auch in Europa vielen Gemeinden zum Vorbild geworden. Hauptpastor Bill Hybels zeigte sich tief bewegt von dem Film über die letzten zwölf Stunden im irdischen Leben Jesu. Hybels: "Ich war überwältigt von dem Preis, den Jesus für unsere Sünden bezahlt hat." Bei der Tagung des weltweiten Pastorennetzwerks mit Teilnehmern aus 43 Ländern in Orlando hinterließ der Streifen ebenfalls einen tiefen Eindruck. "Jeder, der den Film gesehen hat und behauptet, die Römer und die Juden hätten Jesus umgebracht, liegt schief", erklärte John Maxell, Vorsitzender des Netzwerks. Die Kernaussage sei: "Gott, es war meine Sünde, die deinen Sohn ans Kreuz gebracht hat." Unter den Zuschauern in Orlando waren auch der Direktor der jüdischen Anti-Diffamierungs-Liga, Abraham Foxman, sowie der Rabbiner Gary Bretton-Granatoor. Sie kritisierten Gibsons Werk weiterhin als antisemitisch. Der Regisseur selbst erklärte vor den Kongreßteilnehmern: "Ich rechne damit, daß die schärfsten Angriffe noch kommen werden."

 

Berufungsprozeß gegen Houellebecq verschoben

PARIS. Ein Berufungsprozeß um angeblich rassistische Äußerungen des französischen Bestsellerautors Michel Houellebecq ("Elementarteilchen") ist vergangenen Donnerstag in letzter Minute verschoben worden. Vor einem Pariser Berufungsgericht zogen alle Kläger mit Ausnahme der Islamischen Weltliga ihre Anträge gegen Houellebecq zurück. Das Verfahren um Religion und Meinungsfreiheit soll nun in zweiter Instanz am 26. Februar stattfinden, falls nicht auch noch die Islamische Weltliga ihre Klage fallen läßt. Der 1958 geborene Schriftsteller hatte im September 2001 anläßlich des Erscheinens seines Romans "Plateform" in einem Interview mit der Literaturzeitschrift Lire den Islam als "die dümmste Religion überhaupt" bezeichnet. Daraufhin hatten ihn die Moscheen von Paris und Lyon sowie der Dachverband der Muslime in Frankreich wegen rassistischer Beleidigung und Anstiftung zum Religionshaß verklagt.


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