© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/04 30. Januar 2004

Frisch gepresst

Hererokrieg. Unlängst (JF 2/04) wurde an dieser Stelle ein Buch von Joachim Zeller und Jürgen Zimmerer über den Kolonialkrieg in Deutsch-Südwestafrika vor hundert Jahren vorgestellt. Die beiden Autoren gehen mit der ehemaligen Kolonialmacht hart ins Gericht und zeichnen das Bild eines geplanten Genozids an die Wand, der sich nicht nur in der Vertreibung der Herero in die wasserlose Omaheke, sondern auch in der Behandlung in deutschen "Konzentrationslagern" dargestellt habe. Daß die Autoren damit hauptsächlich nationalmasochistischen Deutschen und den auf Milliarden klagenden Herero-Vertretern zuungunsten der Wissenschaftlichkeit einen Dienst erweisen, liegt schnell auf der Hand. In Ansätzen widerlegt dies der einschlägig bekannte Historiker Claus Nordbruch in seiner Sicht des "Völkermord an den Herero in Deutsch-Südwestafrika?" (Grabert Verlag, 263 Seiten, broschiert, 17 Euro), dessen These er auch anhand wichtiger Quellen entkräften kann. Leider kann Nordbruch es nicht dabei bewenden lassen und nutzt bei seiner "Widerlegung einer Lüge" sein profundes Wissen, um seine kolonialistischen Pferde mit ihm durchgehen zu lassen. Da finden natürlich im Sinne einer Schutz-truppenverklärung Hinweise auf die durch militärische Härte ersetzte Stümperhaftigkeit des kommandieren Lothar von Trotha keinen Platz. Statt dessen verweist er auf so überflüssige Nebenaspekte wie die Bigotterie Großbritanniens "als falscher Humanitätsapostel" gegenüber der konkurrierenden Kolonialmacht Deutschland.

Koloniale Kriegführung. Die Verdammung des Kolonialismus gehört heute in weiten Kreisen zum guten Ton. In dieser Kritik finden natürlich positive Faktoren wie die bis heute an vielen Orten weiterbestehende Infrastruktur, die beseitigte Sklavenhaltergesellschaft oder die zumindest teilweise Alphabetisierung keinen Raum. Nahrung finden die Vorbehalte berechtigterweise vor allem in der Art und Weise der Kolonialkriege gegen die kolonisierte Bevölkerung - in der heutigen Aufmerksamkeit mehr in den ehemaligen Kolonien als in den kolonisierten Ländern wie den USA, Australien oder südamerikanischen Staaten, wo die vorhandenen Völker teilweise sogar ausgerottet wurden. Als Themenschwerpunkt geht der Wuppertaler Kolonialhistoriker Wilhelm Steffan in seinen jüngsten "Befunden und Berichten zur Deutschen Kolonialgeschichte" auf einige dieser - in einem eindeutig rassistischen Weltbild gründenden - Verbrechen ein (Windhuk 2003, 109 Seiten, broschiert, 18 Euro).

Klaus Störtebeker. Die historische Gestalt des hansebedrohenden Seeräubers Klaus Störtebeker kennt in Norddeutschland fast jedes Kind. Doch was an dieser Figur ist Sage, was Realität? Der Schriftsteller Harald Gröhler hat nach akribischer Recherche vieler Quellen der Nord- und Ostseeanrainer seit dem 15. Jahrhundert einen interessanten historischen "Romanbericht" geschrieben. Darin spielt Gödeke Michels im Gegensatz zu seinem aus Ostfriesland stammenden Mitstreiter "Johann" Störtebeker unter der damals für Piraten üblichen blauen Flagge eine historisch ungleich gewichtigere Rolle (Wer war Klaus Störtebeker. Verlag Barbarossa, Zülpich 2003, 129 Seiten, 11,90 Euro).

Roosevelts Rolle. Der nach der "Reichskristallnacht" faktisch ausgewiesene deutsche Botschafter in Washington, Hans-Heinrich Dieckhoff, veröffentlichte als USA-Fachmann im Auftrag des Auswärtigen Amtes eine Arbeit, die Franklin D. Roosevelt die Hauptschuld für den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges anlastete. Unter verändertem Titel ist dieses Werk nun unkommentiert als Nachdruck wieder auf dem Markt erschienen (Roosevelt auf Kriegskurs. Amerikas Kreuzzug gegen den Frieden. Arndt Verlag, Kiel 2003, 195 Seiten, 16,95 Euro).


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