© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/04 16. Januar 2004

Blick in die Medien
Teheran
Ronald Gläser

Das Beben im Iran war schlimm. Schätzungsweise 35.000 Opfer sind zu beklagen - ein Ende der Leichenbergung ist noch nicht in Sicht. Die Iraner wollen jetzt vorbeugende Maßnahmen einleiten, damit sich die Tragödie nicht wiederholt. Aus diesem Grunde wollen sie ihre Hauptstadt Teheran verlegen. Dies ist kein verfrühter Aprilscherz! Wir erhalten eine Agenturmeldung von AFP mit der Überschrift "Erdbebengefahr: Iran prüft Verlegung der Hauptstadt Teheran". Die Zwölf-Millionen-Stadt liegt nämlich in einem mit tektonischen Verwerfungen durchzogenen Gebiet - ähnlich der amerikanischen Metropole San Francisco. Ein Beben hätte jedoch im Iran wegen der nicht erdbebensicheren Gebäude weitaus schlimmere Folgen für die Bewohner. Opferzahlen in der Dimension von bis zu einer Million Toten gelten als realistisch. Also erklärte der Chef des Nationalen Sicherheitsrates im staatlichen Fernsehen, die Hauptstadt solle verlegt werden. Warum auch nicht? Wenn man vorher alles logistisch gut plant, dann kann man das an einem Tag durchziehen. Das haben wir doch am Münchner Flughafen gesehen. Der Umzug in den Franz-Josef-Strauß-Flughafen wurde jahrelang (!) vorbereitet. Man kann bezweifeln, daß die Perser die notwendige Logistik für ein solches Unterfangen mitbringen. Am besten ist es, wir schicken deutsche Ingenieure, die das übernehmen. Der Zielort sollte möglichst in Deutschland liegen. Moscheen werden ja schon allerorts errichtet. Das schafft Arbeitsplätze: Dolmetscher, Polizisten, Ausländerbeauftragte et cetera.


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