© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/04 02. Januar 2004

Blick in die Medien
Hoffnungslos
Ronald Gläser

"Desperate" (hoffnungslos) - so läßt sich die Situation der Amerikaner zutreffend beschreiben. Die USA haben ohne Kriegserklärung ein Land überfallen und hinterher ohne Kapitulationserklärung einfach den Frieden ausgerufen. Jetzt sehen sie sich mit einem fürchterlichen Guerillakrieg konfrontiert. Auf CNN konnte man Anfang Dezember eine spannende Diskussion früherer und amtierender führender Militärstrategen beobachten. Einer schlug vor, die Iraker mehr einzubinden. Eine Miliz solle ausgebildet werden, damit diese die Terroranschläge von Saddam-Anhängern oder Fundamentalisten unterbindet.

Ein anderer Militär forderte, daß die Vereinten Nationen aktiv werden und Blauhelmsoldaten bereitstellen. Wieder ein anderer meinte, diese Aufgabe sollte von der Nato übernommen werden. "Wir Amerikaner schützen die Außengrenzen, die Europäer kümmern sich um Bagdad", lautete der Vorschlag. Für wie dumm halten die US-Militärs die europäischen Staatschefs eigentlich? Nachdem zuerst Amerikaner die Hauptopfer der Anschläge waren, gingen die Iraker dazu über, internationale Organisationen und die Alliierten aus der "Koalition der Willigen" ins Visier zu nehmen. Keine dumme Strategie, weil den USA die Bündnispartner abhanden kommen. Erst Polen und Dänemark, dann Italien. Und mit Sicherheit holen letztere allzu bald ihre Jungs nach Bella Italia zurück. Völlig zu Recht meinte einer der US-Militärs auf CNN, Deutschland und Frankreich würden keine Truppen an den Euphrat entsenden. Und das ist auch gut so.


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