© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 01/05 31. Dezember 2004

Zitate

"Das Thema darf nicht tabuisiert werden. (...) Ein Nein zum Beitritt der Türkei stützt sich nicht auf Aversionen gegen das türkische Volk, sondern auf die Sorge um die Aufnahmekapazität des deutschen Volkes. Deswegen gehört das Thema selbstverständlich als zentrale Zukunftsfrage in den Wahlkampf: Im Gegensatz zu den Regierungschefs und EU-Abgeordneten haben die Bürger ein Recht auf geheime Wahl."

Helmut Markwort, Chefredakteur, im Magazin "Focus" 51/04

 

 

"In der innenpolitischen Debatte wird argumentiert, daß ein Beitritt der Türkei die Integration der in Deutschland lebenden Türken erleichtere. Wenn die Eingliederung der hier Lebenden heute nicht gelingt, dann soll die Aufnahme von 80 Millionen Türken in die EU in zehn oder 15 Jahren dieses leisten? (...) Eine so weitreichende Entscheidung aber wie die EU-Mitgliedschaft verdient es, nicht ohne Zustimmung der europäischen Wähler getroffen zu werden."

Andreas Middel, Publizist, in der "Welt" vom 14. Dezember

 

 

Die USA haben sich seit über 40 Jahren für eine Aufnahme der Türkei in die Europäische Union stark gemacht, um die zusammen mit Israel wichtigste westliche Ordnungsmacht im Nahen Osten auf europäische Kosten zu stabilisieren. Solange das türkische Militär unter US-Kontrolle steht, würde die Türkei in der Tat neben Großbritannien ein weiteres trojanisches Pferd innerhalb Europas darstellen. Bei den USA mag auch die Hoffnung existieren, daß sich die europäische Konkurrenz an der ökonomisch unterentwickelten Türkei 'überfressen' wird."

Nick Brauns, Publizist, in der "Jungen Welt" vom 16. Dezember

 

 

"Ich finde es wichtig, daß die Handlungsfähigkeit der EU durch Erweiterung oder besondere Partnerschaft nicht eingeschränkt wird. (...) Herr Schröder möchte vor allem Wahlen gewinnen und hofft mit seiner Haltung auf Sympathien bei den wahlberechtigten Türken in Deutschland. Die amerikanische Regierung denkt hingegen vor allem strategisch: Sie möchte einen Stützpunkt nahe dem Mittleren Osten haben. Wir Deutschen sollten unsere Position einfach nach klaren Prinzipien richten. Der Türkei sollten wir - was immer auch andere tun - nichts versprechen, was wir nicht halten können."

Helmut Kohl, Altbundeskanzler, in der "FAZ" vom 15. Dezember

 

 

"Nichts hindert die Türkei daran, alle Ideen, die sie an Europa so sehr bewundert, für sich umzusetzen. Dies aber von der vollen EU-Mitgliedschaft abhängig zu machen, mindert ihre eigenen Optionen. Verfügte sie tatsächlich über die behauptete Bindungskraft zu ihren nahöstlichen Nachbarn, dann wäre die Türkei der ideale Kandidat als Leitgesellschaft für eine eurasische Union, die die aufklärerischen Gedanken des Westens dorthin trägt - in den Irak, den Iran, nach Armenien und Syrien, nach Georgien."

Michael Rutz, Publizist, im "Rheinischer Merkur" 51/04


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