© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 01/05 31. Dezember 2004

Gedenken
Rettet das Mauer-Mahnmal!
Dieter Stein

Selten kann man einer Initiative so unumwunden zustimmen wie der von Alexandra Hildebrandt. Ihr Mann Rainer Hildebrandt hatte 1962 das später weltberühmte "Haus am Checkpoint Charlie" gegründet, in dem der Schrecken der Berliner Mauer und die Versuche dokumentiert wurden, dieses Bauwerk der unmenschlichen Teilung Berlins zu überwinden.

In Hildebrandts Haus wurden auf kleinen Ausstellungsflächen Tausende von Exponaten zusammengepfercht - aus reiner Privatinitiative! Dieses kleine Museum ist nicht nur ein Denkmal der inzwischen überwundenen Teilung Deutschlands, es ist auch ein Denkmal für Zivilcourage und privaten Widerstand. Es ist erschütternd, daß 15 Jahre nach dem Fall der Mauer weder der Bund noch die Stadt Berlin in der Lage war, ein würdiges Konzept zur Erinnerung an die Teilung aufzustellen. Der geschichtspolitische Widerstand maßgeblich der Linken, aber auch die Apathie eines desinteressierten, opportunistischen Bürgertums sorgen dafür, daß die Erinnerung an die kommunistische Gewaltherrschaft und ihre Opfer so gut wie gar nicht oder nur mit Privatinitiative stattfindet.

Alexandra Hildebrandt zog nun den geballten Haß der ewiggestrigen Linken auf sich, als sie in diesem Jahr auf einem mit eigenem Geld (14.500 Euro im Monat) gepachteten Grundstück auf eigene Faust ein Mauermahnmal mit 1.067 Holzkreuzen errichtete, das an die Toten des Grenzregimes erinnert. Die Wut über Hildebrandt steigerte sich noch, als sich das Mahnmal als großer Touristenmagnet herausstellte, weil die Gäste aus aller Welt einen Ort suchen, an dem sie sehen können, was die Teilung der Stadt und Deutschlands bedeutete.

Nun läuft der Pachtvertrag am 31. Dezember 2004 aus. Theoretisch müßte sie das Mahnmal abräumen. Höhnisch titelt das linksgerichtete Boulevardblatt Berliner Kurier: "Die Schandmauer fällt - Museums-Chefin bleibt bockig, doch der Druck von Anwalt und den Banken ist stärker". Im schlimmsten Stil des DDR-Fernsehjournalisten Carl-Eduard von Schnitzler freut sich das Blatt diebisch: "Also doch: Die Schundmauer von Alexandra Hildebrandt kommt weg. Die bockige Museumschefin am Checkpoint Charlie bekommt von allen Seiten so viel Druck, daß sie jetzt den Kampf um ihr umstrittenes Mahnmal aufgeben muß." Nach unserem Interview mit ihr ist das Gegenteil der Fall. Hildebrandt will den Weg des zivilen Ungehorsams beschreiten und das Mahnmal auch ohne Pachtvertrag stehenlassen. Sie will provozieren, daß sich die Stadt, ja ganz Deutschland diesem Teil der Erinnerung endlich würdig stellt. Man muß sie dabei tatkräftig unterstützen. Das Mahnmal muß erhalten bleiben - machen Sie mit und solidarisieren Sie sich mit Frau Hildebrandt!

Haus am Checkpoint Charlie, Friedrichstraße 43-45, 10969 Berlin, Tel.: 030 / 25 37 25-0, Internet www.mauer-museum.de 


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen