© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/03 19. Dezember 2003 u. 01/04 26. Dezember

Frisch gepresst

Demokratie. Allgemein wird die Überwindung der Monarchien im alten Europa und die Etablierung demokratischer Staatsformen an ihrer Stelle als ein zivilisatorischer Fortschritt gefeiert, der einen Zuwachs an Freiheit gebracht habe. Der in den USA lehrende deutsche Philosoph und Ökonom Hans-Hermann Hoppe bestreitet diese Wertung, denn die Demokratie fördere kurzsichtiges, parasitäres Verhalten der Politiker, konfiskatorische Besteuerung und moralischen Relativismus entgegen zum Beispiel viel langfristigeren Konzeptionen in Erbmonarchien. Besser noch, so Hoppe, sei jedoch das völlig privatwirtschaftliche Modell einer "natürlichen Ordnung", die ohne jeden bevormundenden Wohlfahrtsstaat auskomme. Hoppes nun endlich ins Deutsche übertragene Studie erreichte innerhalb kurzer Zeit fünf Auflagen. Mit Recht zählte die FAZ in einer geradezu hymnischen Besprechung Hoppes provokantes Werk zu jenen Büchern, die "für einige Jahre oder gar Jahrzehnte die Identitätsstiftung politischer Bewegungen besorgen" (Demokratie: Der Gott, der keiner ist. Monarchie, Demokratie und natürliche Ordnung. Manuscriptum Verlagsbuchhandlung, Waltrop und Leipzig 2003, 547 Seiten, 24,80 Euro).

 

Flucht über die nasse Grenze. Die im Frühjahr 1992 veröffentlichte Schilderung der Flucht aus der DDR über die Ostsee von Christine Vogt und Bodo Müller weckte eine unerwartete Resonanz bei vielen Flüchtlingen oder deren Angehörigen. Dadurch angeregt widmeten sich die Autoren dem Sammeln der Fluchtgeschichten, bis ihre immer größer werdende Interessengruppe - seit 1998 als Verein Über die Ostsee in die Freiheit - mit Mitteln der Stiftung Aufarbeitung der Folgen der SED-Diktatur sogar eine Ausstellung präsentierte. Neben abenteuerlichen maritimen Fluchtkonstruktionen ergänzten auch vermehrt Akten des Unterdrückungsapparates die Sammlung, die nie veröffentlichte Schicksale derer offenlegten, denen der Fluchtweg zum nasses Grab wurde. Das jetzt vorgelegte Werk gibt einen faktenreichen und anschaulichen Überblick, den die Autorin auch als Beitrag gegen die lauter werdende "Ostalgie" interpretiert wissen will. Denn "Flucht muß als Widerstand verstanden werden" und somit die Flüchtlinge als Helden im Kampf gegen das SED-Unrechtsregime (Hinter dem Horizont liegt die Freiheit. Flucht über die Ostsee. Schicksale. Fotos. Dokumente. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2003, 224 Seiten, 14,90 Euro).


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