© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/03 12. Dezember 2003

Meldungen

Walter Jens gerät immer stärker in Erklärungsnot

MÜNCHEN/HAMBURG. Der Literaturwissenschaftler Walter Jens gerät im Streit um seine mögliche NSDAP-Mitgliedschaft stärker unter Druck. "So nachdrücklich ich immer betont habe, daß ich in der Hitlerjugend war, so nachdrücklich habe ich immer gesagt: Ich war nicht in der Partei. Es kann ein Irrtum sein", sagte Jens in einem am Montag dieser Woche veröffentlichten Interview der Süddeutschen Zeitung. Er räumte ein, "daß ich lange Jahre angepaßt gesprochen habe, wie zum Beispiel in meinem Abituraufsatz, den ich nicht mehr gern lesen möchte". Auch habe er Worte wie "entartete Literatur" gebraucht. Dem Spiegel liegen nach eigenen Angaben zwei Karten der NSDAP- Mitgliederkartei vor, in der Jens unter Nummer 9265911 erscheint. Die Kartei trage den Vermerk, daß der damalige Student im Frühjahr 1943 von Hamburg nach Freiburg umzog. "Solche Änderungsmeldungen kamen aber nur durch persönliche Abmeldung des Parteigenossen zustande", sagte der Historiker Michael Buddrus vom Münchner Institut für Zeitgeschichte dem Magazin. Laut "Internationalem Germanistenlexikon 1800-1950" war Jens am 1. September 1942 in die NSDAP aufgenommen worden. Der heute 80jährige beteuerte in den vergangenen Wochen mehrmals, nichts von einer Parteimitgliedschaft gewußt zu haben.

 

Reinhard Mey fordert Quote für deutsche Musik

BERLIN. Der Liedermacher Reinhard Mey sowie Vertreter aus Wirtschaft und Kultur haben eine Quote für deutsche Musik im Radio gefordert. Mindestens 40 Prozent der Titel sollten von deutschsprachigen Künstlern stammen, erklärte Mey vorigen Freitag in Berlin. Damit unterstützte der Sänger eine Initiative des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft und des Vereins Deutsche Sprache (VDS) zur Stärkung der heimischen Musikindustrie. Der Anteil deutscher Musik im Radio betrage derzeit rund ein Prozent. "Deutschsprachige Künstler haben kein Forum mehr", beklagte Mey. "Das ist ein Jammer, denn es gibt eine bunte Palette von guten deutschsprachigen Künstlern." Vorbild für die Initiative ist eine Quoten-Regelung in Frankreich, wonach das Musikprogramm aller Radiosender zu 40 Prozent aus französischen Produktionen bestehen muß. Der VDS erklärte, nach einer Umfrage von April 2003 wollten 62 Prozent der Bevölkerung mehr Musik mit deutschen Texten hören.


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