© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/03 05. Dezember 2003

Leserbriefe

Zu: "Venter schlägt wieder zu" von Angelika Willig, JF 48/03

Keine Ahnung

Es ist eine bestechende Idee, den anfallenden radioaktiven Atommüll dadurch schnell und spurlos beseitigen zu lassen, indem man einen Virus oder ein anderes makromolekulares "Lebewesen" züchtet, das den Atommüll einfach auffrißt. Bedauerlicherweise läßt die Natur dies aber nicht zu. Radioaktivität ist eine Eigenschaft des Atomkerns, und damit ist sie in keiner Weise chemisch beeinflußbar. Chemische Reaktionen verändern lediglich die äußere Elektronenhülle eines Atoms. Die Strahlung ist dadurch nicht zu beeinflussen. Der Atomkern als Ursprung der Radioaktivität nimmt es überhaupt nicht zur Kenntnis, wenn sich im Rahmen eines biochemischen Virenversuchs (sprich: Einbau in ein virenähnliches "Lebewesen") die Elektronenhülle ändert. Der Atomkern zerfällt und strahlt nach Maßgabe seiner gegebenen und nicht beeinflußbaren Halbwertszeit. "Entsorgung" radioaktiver Abfälle kann leider nur durch sicheres Lagern und langes Warten (bis zu Tausenden von Jahren) geschehen, bis die Strahlung tolerabel geworden ist. Die Idee der Züchtung spezifischer "Giftfresser" ist realisierbar, aber mit dem radioaktiven Atommüll müssen wir wohl leben.

Georg Schlöder, per E-Post

 

 

Zu: "Ende des Selbstbetrugs" von Doris Neujahr, JF 48/03

Systempartei

Die Autorin hat nun auch das Unvermeidliche einsehen müssen. Die CDU entlarvt sich als das, was sie im Kern eigentlich schon immer war: eine angepaßte und opportunistische Systempartei, der das Wohl Deutschlands und der Deutschen im Grunde egal ist. Um so erschreckender ist es zu beobachten, daß auch jetzt immer noch - siehe das Interview mit Fritz Schenk zur "kritischen Solidarität" - der Versuch gemacht, das Gute in der CDU zu finden und auf Besserung zu hoffen. Der arme deutsche Michel! Welche Schmach muß man ihm denn noch zuführen, bis er endlich aufwacht? Letztendlich handelt die CDU/CSU mit dem Ausschluß von Herrn Hohmann doch nur konsequent: nationale, patriotische Ansichten sind nun mal nicht Bestandteil ihres Programms, ganz zu schweigen von berechtigter Kritik an anderen Volksgruppen. Nein, das Eintreten für die wahren Interessen Deutschlands wird von der Union (geschweige denn von den anderen etablierten Parteien) nicht gewährleistet. Daß selbst der schwer gebeutelte Martin Hohmann das nicht einsieht und immer noch hofft, mit seinen patriotischen Ansichten in der Union verbleiben zu können, ist da fast schon tragisch-komisch.

Hartwig Benzler, Hamburg

 

Es begann schon früher

Der selbstzerstörerische Selbstbetrug der CDU/CSU hatte schon viel früher begonnen. Offenbar wurde er spätestens beim Marsch der Anständigen gegen Rechts, dem sich viele CDU/CSU-Leute angeschlossen hatten. Dieser Marsch gegen Rechts (man unterscheide: Rechts und Rechtsextrem) war für die sogenannten Rechten ein Marsch gegen sich selbst gewesen, mit dem sie die lange gehegte Vermutung der Politikverdrossenen, es gäbe kaum noch Unterschiede zwischen SPD und CDU/CSU untermauerten.

Kurt Willrich, Cairns/Australien

 

Keulen und Gutmenschen

Ich habe die beschämende Art und Weise, wie mit Herrn Hohmann in den letzten Wochen aufgrund einer völligen Entstellung und Verdrehung der Tatsachen umgesprungen wurde, verfolgt. Das mehr als feige und ehrlose Verhalten seiner ehemaligen Parteigänger, diese schnelle Bereitschaft, einen Menschen in einer solchen konstruierten Situation alleinzulassen und sich abzuwenden

Solche Situationen sind in Deutschland ja nichts Neues. Der Gutmensch in diesem unserem Lande wird sich auch nur in der von oben vorgegebenen konformen Weise zu ausgewählten Themen äußern. Sollte jedoch jemand den Fehler machen, sich selbst Gedanken zu machen, wird eine beispiellose Hetzjagd auf diesen "Extremisten" eröffnet, und unter anderem wird dann schnell noch die Holocaustkeule gezogen und draufgeschlagen. Das war der Fehler von Hohmann, er hat die Dinge beim Namen genannt. Das ist ein Fehler im freiesten demokratischen Staat, der jemals auf deutschem Boden existiert hat. Es läßt sich doch schon seit einigen Jahren sehr deutlich erkennen wie in Deutschland ganz gezielt versucht wird den politischen Gegner zu radikalisieren. Und ganz nebenbei wird der Kommunismus glorifiziert.

Andreas Hofer, München

 

Brillant

Der Artikel von Frau Neujahr zum Zustand der CDU/CSU ist sprachlich und inhaltlich ebenso brillant, wie er den desolaten Zustand der C-Parteien treffend beschreibt. Bildlich gesprochen zerschneidet er das faule Fleisch der beiden Parteien und legt die verwesenden Knochen (vom Knochenmark will ich gar nicht reden) bloß. Beide Parteien sind für Normalbürger, die ohne antideutsche Komplexe durchs Leben gehen wollen, in diesem Zustand nicht mehr wählbar. Herr Stoiber sollte einen Abzug des Artikels erhalten, vielleicht denkt er, wenn sein Groll über die Majestätsbeleidigung verflogen ist, darüber nach.

Gerrit Piechottka-Zölitz, per E-Post

 

Bösartig und unmoralisch

Es ist erschreckend, welches falsche Spiel diese CDU spielt, die von sich auch noch behauptet, konservative Wähler zu vertreten. Dabei hat Hohmann nur an einigen Tabus gerüttelt, die in einer echten Demokratie nichts zu suchen haben.

Es ist ja in der Tat schon verwerflich, die gesamte deutsche Kriegsgeneration, die in der Folge der katastrophalen Auswirkungen der Versailler Verträge selbst Opfer der Hitlerdiktatur wurde, zu kriminalisieren, obwohl jedem Einsichtigen klar sein muß, wie wenig an Hintergrundinformationen dem Großteil des Volkes und den Frontsoldaten unter dieser Diktatur und unter Kriegsbedingungen zur Verfügung standen.

Die ständigen Versuche jedoch, auch noch die Nachkriegsgenerationen trotz gigantischer Wiedergutmachungsleistungen und ehrlicher Aufarbeitung des Geschehenen auf ewige Zeiten zu Tätern zu stempeln und zu neurotisieren, ist meines Erachtens bösartig, unmoralisch und mit den Grundsätzen des christlichen Glaubens nicht zu vereinbaren.

Dr. Wolfgang Kühn, Kiel

 

Ewige Haftung

Das deutsche Volk, einst mit geistiger Elite Kulturträger Europas, wurde vor 70 Jahren in die Irre gelenkt von einem Österreicher. Es hat grausamst gebüßt für seine geistigen Verirrungen und daraus die notwendigen Lehren gezogen.

Nun soll es, selbst von eigenen Volksvertretern bestimmter Couleur, noch in ewige Kollektivhaftung genommen werden. Nein, das kann nicht gutgehen!

Jutta Wendland, Hamburg

 

 

Zur Dokumentation der Hohmann-Entschuldigung, JF 48/03

Geister, die man rief

Für die vorzügliche Berichterstattung über diesen unglücklichen Hohmann bedanke ich mich, auch für den Abdruck seiner flehenden Rede vor seiner Fraktion. Wie karrierebezogen und blind gegenüber den zahllosen Opfern der Political Correctness muß dieser Politiker jahrelang gelebt haben, daß er glaubte, er könne sich in diesem Land, das er an wichtiger Stelle mitgestaltet hat, eine derartige Rede erlauben.

Den Geistern, die ihn jetzt fassen, diente er doch! Zum Schluß verriet er noch diesen mutigen General, weil er, wie er jammerte, einem Journalisten vertraute! Wenn solche Kinder im Deutschen Bundestag sitzen, ist es kein Wunder, daß es mit unserem Land so weit kam.

Simon Aumeier, Weiden

 

 

Zu: "Endlich die Welt heilen" von Volker Kempf, JF 48/03

Demographische Probleme

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat einer Vorausberechnung für das Jahr 2005 zufolge prognostiziert, daß jeder vierte Einwohner zwischen 15 und 30 Jahren ausländischer Herkunft sein wird. Davon werden 20 Prozent ohne Hauptschulabschluß und 40 Prozent ohne Berufsschulabschluß sein; zusammen ca. 1,5 Millionen junge Menschen mit unzureichender Qualifikation! Ein Heer von Geringstverdienern und Arbeitslosen zu Lasten der Gesellschaft. Die derzeit praktizierte Form der Einbürgerung ist gegen die Interessen unseres Landes und unserer jungen Menschen. Eine Änderung ist zwingend notwendig! Wenn die Regierung und die Politiker dazu nicht fähig oder bereit sind, verstoßen sie gegen ihren "dem Wohle des Volkes" verpflichteten Amtseid.

Reinhold Büttner, Nürnberg

 

 

Zu: "Ein Ernst August der Historikergilde" von Jens Misselwitz, JF 48/03

Der Schlagfuß

Gerade weil mir, auch in manchen Zuspitzungen, die Kritik an "Wehlers Welt" recht gut gefallen hat, möchte ich dem Rezensenten in einem Punkt widersprechen: Beim "öden Geschäft" der Produktion seiner ephemeren Tertiärliteratur war Wehler nicht wegen Kinderkriegens "keines Gedankens mehr fähig", sondern vielmehr ist das mit Wehler eher so, wie Friedrich Schiller 1793 über den damaligen Bischof von Mainz und Konstanz schrieb: "Das große Übel bei diesen Herren ist, daß sie nichts denken; käme auch nur eine einzige Idee in den Kopf des betagten Bischofs, so würde es die Organisation seines Gehirns nicht aushalten, er müßte plötzlich an einem Schlagfuß dahinfahren" (wobei dem damaligen Schlagfuß der heutige Gehirnschlag entspricht). Mehr noch ist diese Form der Tertiärliteratur nicht nur das Geschäft Wehlers, sondern auch das der Herren Winkler und Hans Mommsen. Es wird in Großbritannien "parasite economy" genannt, weil es der Nationalökonomie erhebliche produktive Potenzen entzieht, die besser angelegt werden können als in dieser Form von Ideologieproduktion in Buchform.

Brian Jones, per E-post

 

 

Zu: "Mach dich nackig" von André Hagel, JF 48/03

Ohne Pointe

Da hat Ihr Autor André Hagel also den Playboy entdeckt und stellt fest, daß eigentlich überall immer mehr Hüllen fallen, sogar bei der altersschwieligen Uschi Glas - Hilfe! Da könnte man doch mal, mag Hagel sich gedacht haben, die flotte Schreibe auspacken und ein Artikelchen voller witziger Wendungen machen, mit Nacktmull, Strip Poker und Hatschi! Die Glas ist vielleicht grad ein bißchen daneben, Hagel aber wohl auch. Was soll der Text denn sagen, wo ist da Tief- bzw. Scharfsinn, wo eine Pointe? Leichte Kost darf ja gern sein, wenn sie wenigstens amüsieren würde - einmal mehr wünscht man sich, die JF würde mit der vorletzten Seite enden.

Jana Schütze, Halle

 

Zeittrend

Mach dich nackig - aber nicht nur im Playboy - ist mittlerweile ein Zeittrend geworden. Den Körper ohne jegliche Hemmungen und moralische Bedenken dadurch auf dem Markt anzubieten, um es alles zeigen zu wollen und dafür noch ein gutes Honorar zu kassieren. Meiner Meinung nach kratzt das ganz gewaltig an der Selbstachtung, und so manche Sympathie, Wertschätzung, die absolut nichts mit Geld zu tun hat, wird dabei auf der Strecke bleiben. Ob das die Tatsache "mach dich nackig" auch wert ist?

Uta Fritzsche, Mönchengladbach

 

 

Zu: "Wenn die Seele friert" von Georg Alois Oblinger, JF 47/03

Überall unselige Reformen

Wenn Hans Apel in seinem Buch die katholische Kirche - im Gegensatz zur Evangelischen - als "konservative" Religionsgemeinschaft positiv hervorhebt, so hat er wohl übersehen, daß seit dem Vatikanischen Konzil in den sechziger Jahren und der darauffolgenden unseligen Liturgiereform hier ebenfalls eine Entwicklung in Gang gekommen ist, die gewisse Parallelen zu der im evangelischen Bereich aufweist. Dabei denke ich nicht nur an die Verunstaltung mancher Kirchenräume durch das brutale Hineinwuchten eines sogenannten Volksaltares, die "Modernisierung" der Liturgie und viele andere schlimme Dinge in diesem Zusammenhang sondern auch daran, daß es heute Pfarrern und sogar Bischöfen möglich ist, in aller Öffentlichkeit Ungehorsam gegen päpstliche Weisungen anzukündigen. Präzise: Als in der Presse berichtet wurde, Rom wolle beispielsweise das Beifallsklatschen in der Kirche und den Einsatz von weiblichen Ministranten verbieten, waren in Deutschland Geistliche aller Rangstufen sofort mit einem: "Das machen wir nicht mit!" zu vernehmen. Daß der Widerstand gegen den sehr dem Zeitgeist aufgeschlossenen deutschen Episkopat (der zum Teil von den Priesterbruderschaften Pius X. und Petrus getragen wird) auf lange Sicht eine Entwicklung wie in der evangelischen Kirche verhindern kann, läßt sich nur hoffen.

Gert Ziegler, München

 

 

Zu: "Kinderwahlrecht ist Vereinnahmung" von Edgar Guhde, JF 47/03

Jedes Mittel ist recht

In seiner - man ist geneigt zu sagen: typisch juristischen - Betrachtungsweise schreibt Guhde am Kern des Problems völlig vorbei. Es geht zuvörderst und beinahe allein nur darum, den progressiven katastrophalen Geburtenschwund in Deutschland, das an 181. Stelle von 190 Staaten steht, zu stoppen und den Trend umzukehren. Dazu müßte beinahe jedes Mittel recht sein. Ohne Kinder ist alles nichts, und Edgar Guhde muß sich keine großen Sorgen mehr machen, ob die Eltern das Wahlrecht für ihre Kinder auch tatsächlich in deren Sinne ausüben - weil es keine oder kaum mehr Eltern gibt. Das Problem erledigt sich damit bereits biologisch im Laufe von drei Generationen.

Zum "Volk", das gemäß Art. 20,2 Grundgesetz allein zur Legitimation der Herrschaftsausübung berechtigt ist, gehören zweifellos auch die (deutschen) Kinder. Solange diese ihr Delegationsrecht, daß die Staatsgewalt durch "besondere Organe" ausgeübt wird, praktisch nicht selbst wahrnehmen können, dürfen nicht nur, sondern müssen die Eltern stellvertretend für ihre Kinder tätig werden. Ob sie dies immer in deren wohlverstandenem Interesse tun, ist eine juristisch belanglose Frage, weil auch sonst die Wähler "falsch" wählen.

Dr. Peter Schade, Freudenstadt

 

 

Zu: "Unerwünscht und verstoßen" von Stefan Scheil, JF 46/03

Fehlende Details

Zunächst ist zu bemängeln, daß der Autor die häßlichen Übergriffe gegen die Juden, die bekanntlich in Wien in den Tagen des "Anschlusses", also Mitte März 1938, zu verzeichnen waren, völlig übergeht, denn sie sind doch ein Schlüssel zum Verständnis des Folgenden.

In unmittelbarerem Zusammenhang damit hat dann nämlich das polnische Parlament - schon gegen Ende jenes Monats - ein Gesetz verabschiedet, mit dem man der in Warschau befürchteten Verdrängung polnischer Juden aus dem gesamten (Alt-) Reichsgebiet begegnen wollte; allerdings hing dessen praktische Durchführung dann von der Veröffentlichung einer Regierungsverordnung ab. Angesichts der sich dann bereits abzeichnenden Abhaltung einer internationalen Konferenz über Flüchtlingsfragen, die seitens der USA vorbereitet wurde und eigentlich in Genf stattfinden sollte, wurde dieser erforderliche Schritt jedoch vorerst unterlassen: Man wollte in Warschau offenbar erst das Ergebnis dieser Veranstaltung abwarten.

Arnulf Tobiasch, Fürth

 

 

Zu: "Die Stellvertreter-Debatte" von Angelika Willig, JF 46/03

Dafür oder dagegen?

Dieser Artikel ist sehr informativ aber hinterher stellt sich die Frage: Wollte sich die Autorin an Stammzellforschung an menschlichen Embryonen aussprechen oder dagegen? Tief im Herzen bin ich überzeugt davon, daß jeder Mensch ab der Zeugung eine unsterbliche Seele hat (auch wenn er außerhalb des Mutterleibes "in vitro" gezeugt wurde). Menschen nach ihrer Zeugung bis zur Geburt und im Kleinstkindalter sind wehrlos, schutzlos. Deshalb hätte Abtreibung nie erlaubt werden dürfen, in vitro Zeugungen nie geduldet werden dürfen. Vor allem müßte jetzt der Stammzellforschung an menschlichen Embryonen (also wirklichen Menschen) ein endgültiges Verbot erteilt werden. Wer unter uns schuldig wurde an einem ungeborenen Kind sollte Gott und dem Kinde gegenüber um Vergebung bitten, so daß Heilung geschehen kann.

Oskar Schmitt, Maidbronn


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