© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/03 05. Dezember 2003

Frisch gepresst

Carl Schmitt. Wie politisch unangenehm der "Katholik, Etatist und Nationalist" (Helmut Quaritsch) Carl Schmitt dem "doktrinären Liberalismus" (Luis Díez del Corral) auch immer sein mag - jedenfalls in einer Hinsicht müßte er Exponenten dieser ökonomistischen Herrschaftsideologie imponieren: Sein Werk steigert die bundesdeutsche Exportbilanz. Sind Schmitts Schriften doch inzwischen "weltweit" in Übersetzungen greifbar, in englischen, französischen, spanischen und italienischen selbstverständlich, aber auch auf japanisch und koreanisch, das ähnlich wie das Polnische oder Slowenische nicht jedermann so gebräuchlich ist. Diese Globalisierung eines politischen Theoretikers aus der sauerländischen Provinz zählt zu den Ergebnissen einer von Alain de Benoist vorgelegten Schmitt-Bibliographie, die bei der ersten Lektüre dieser Kärrnerarbeit sofort ins Auge springen. Dabei mußte sich de Benoist auf die gut 350 Primärtexte Schmitts beschränken, während die Erfassung der Sekundärliteratur, die erdballumspannende Rezeption in Aufsätzen, Dissertationen usw. über Schmitts Werk von einem einzelnen Forscher vermutlich gar nicht mehr zu leisten sein dürfte. Allein zwischen 1996 und 2002 sind 85 Bücher über Schmitt erschienen, also ein neues Buch pro Monat, wie de Benoist vorrechnet (Carl Schmitt. Bibliographie seiner Schriften und Korrespondenzen, Akademie Verlag, Berlin 2003, 142 Seiten, 39,80 Euro).

Bananenrepublik. Der leitende Redakteur für Politik bei der Süddeutschen Zeitung, Hans Leyendecker, widmet sich einem auch in Deutschland immer mehr wuchernden Krebsgeschwür: der Korruption. Anhand näherer Beschreibung vieler in langwierigen Verfahren steckender Beispiele oder sogar in den Hintergrund gerückter Fälle zeigt Leyendecker das ewig gleiche Prinzip dieser Gesellschaftspest. Die Wuppertaler Affäre, der Kölner Müllskandal, die "Abwicklung" Mannesmanns und die "Bimbes"-Affäre bieten ausreichend Stoff. Leider vermißt man in dieser Schau die Perspektive zur Abkehr, wie beispielsweise die Forderung, Mandatsträgern die Aufsichtsratfunktion gesetzlich zu untersagen. Denn bereits in diesen Bereich fängt die Korrumpierung einfacher Stadtverordneter an, die ihre Politik sehr schnell nach Anforderungen ihrer Pöstchen auszurichten beginnen (Die Korruptionsfalle. Wie unser Land im Filz versinkt. Rowohlt Verlag, Reinbek 2003, 256 Seiten, broschiert, 17,90 Euro).


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