© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/03 05. Dezember 2003

Meldungen

"Unsere Gewalt wird Israel nie bezwingen"

JERUSALEM. Der Rektor der palästinensischen Kuds-Universität in Ost-Jerusalem, Sari Nusseiba, hat ein Ende der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern gefordert. "Ich habe Verständnis für jene, die bereit sind, für ihr Land zu sterben. Aber ich habe keines, wenn anderen für die eigene Sache das Leben genommen wird", erklärte der Vertraute von Autonomie-Präsident Jassir Arafat Ende November der Neuen Zürcher Zeitung. "Obwohl Israel die Besatzungsmacht ist, ist der jüdische Staat in der Position des Schwächeren. Jede gegen uns gewonnene Schlacht zeigt, daß Israel den Krieg nicht gewinnen kann. Dasselbe gilt auch umgekehrt, unsere Gewalt wird Israel nie bezwingen." Dies sei "völlig unproduktiv", so Nusseiba. Passiver Widerstand wäre "viel wirkungsvoller". Die Palästinenser verspürten "Frustration, Wut und Schmerz". Der Terror sei eine "unbeherrschte Reaktionen auf Provokationen". Eine Rückkehr der Flüchtlinge nach Kern-Israel sei Illusion: "Die Palästinenser denken, daß man die Geschichte zurückdrehen kann. Das ist ein Traum! Im Gegensatz zur Zukunft können wir das Geschehene nicht mehr ändern." Nusseiba hat zusammen mit dem Israeli Uri Avneri den Friedenspreis des Lew-Kopelew-Forums in Köln erhalten.

 

Moslems in Europa sind eine Gefahr

BRÜSSEL. "Eine noch stärkere Präsenz von Moslems in Europa gefährdet sicherlich das Leben der jüdischen Menschen", warnte der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon in einem vergangene Woche veröffentlichten Interview mit der englischsprachigen Internetzeitung EUpolitix.com. Derzeit gebe es 17 Millionen Moslems in Europa. Allein aufgrund dieser "riesigen Anzahl" handle es sich um ein "politisches Thema", meinte Scharon. Es gäbe auch keine "Trennlinie" zwischen Kritik an Israel und antisemitischen Äußerungen: "Wir reden über kollektiven Antisemitismus. Der Staat Israel ist ein jüdischer Staat, und danach richtet sich auch die Einstellung gegenüber Israel", erklärte der Likud-Politiker. Der EU warf Scharon vor, im Nahost-Konflikt "unausgeglichen" zu agieren. Europa hätte bei der Lösung des Streites zwischen Israel und Palästinensern eine "stärkere und zentralere Rolle spielen können".

 

Nato nicht im Nahost-Konflikt einsetzen

BERLIN. Der israelische Botschafter in Deutschland hat sich gegen einen Nato-Einsatz zur Lösung des Nahost-Konflikts ausgesprochen. "Was um Himmels willen soll die Nato bei uns tun?" erklärte Schimon Stein letzte Woche im ARD-Morgenmagazin. "Wir haben kein Abkommen, das man überwachen soll. Ist die Nato bereit, gegen den Terror vorzugehen?" fragte Stein. Der Vorsitzende des Bundestagsverteidigungsausschusses, Reinhold Robbe (SPD), hatte gegenüber dem Spiegel online einen Einsatz analog zum Nato-Engagement in Mazedonien mit Beteiligung der Bundeswehr vorgeschlagen. "Die Lage im Nahen Osten ist so verfahren, allein schaffen es die Konfliktparteien nicht mehr, sich zu einigen", meinte Robbe. Die US-Streitkräfte seien aber langfristig im Irak und in Afghanistan gebunden. "Die Nato muß nach Israel. Das wird kommen, ob es gewissen Leuten hier in Deutschland recht ist oder nicht", fordert Robbe. Mit Rücksicht auf die Geschichte müsse man aber genau überlegen, welche Rolle die Bundeswehr dabei spielen soll.


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