© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/03 28. November 2003

Blick in die Medien
Schmalspur
Ronald Gläser

Wenn wieder rechtsstaatliche Verhältnisse herrschen in Deutschland, dann wird man sich an Peter Struck zurückerinnern. Die Menschen werden sagen: "Das war unser geistig verwirrter Verteidigungsminister." Schon heute gestehen die Vertreter des öffentlich-rechtlichen Fernsehens aber ein, daß sie jeglichen Kontakt zum Volk verloren haben. Im ZDF-Magazin "Frontal 21" wurde über wütende und empörte Zuschauerreaktionen berichtet. Aus verschiedenen Briefen wurde zitiert. Die ZDF-Redaktion konnte die Argumente der Zuschauer nicht annähernd widerlegen. Dafür wurde besonders oft Joseph Goebbels gezeigt. Das ist in unseren Volksverdummungsorganen (im Volksmund auch als Medien bezeichnet) Argument genug. Trotz des harten Tobaks zahlen die meisten Deutschen ihre GEZ-Beiträge brav weiter. Beim Berliner Radiosender RTL hieß es in den Nachrichten über den Ausschluß Hohmanns aus der Unionsfraktion, dieser habe die Juden in einer "antisemitischen Rede als Tätervolk" bezeichnet. Wir haben uns per Email an die Redaktion gewandt und diese falsche Darstellung gerügt. Prompt kam die Antwort: "Allerdings glaube ich nicht, daß wir die Menschen in unseren Nachrichten belügen. Herr Hohmann hat in seiner Rede am 3. Oktober Juden als 'Tätervolk' bezeichnet. Dies ist eine Tatsache, die nicht nur bei uns in den Nachrichten als solche gemeldet wird." So funktioniert echter Schmalspurjournalismus: Die anderen haben es auch behauptet, also muß es auch stimmen. Journalisten können eben genau so verwirrt sein wie unser Verteidigungsminister.


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