© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/03 28. November 2003

Meldungen

Wehler hält aufgeklärten Revisionismus für tragbar

BERLIN. Anläßlich der vom Akademie Verlag in Kooperation mit dem Institut für Geschichte und Kunstgeschichte der TU Berlin durchgeführten Präsentation der Buchreihe "Elitenwandel in der Moderne. Adel und Bürgertum in Deutschland während des 19. und 20. Jahrhunderts" (Hrsg.: Heinz Reif) hielt Hans-Ulrich Wehler letzten Donnerstag einen Vortrag in der Berliner Vertretung des Landes Brandenburg. Bezugnehmend auf einige der im Rahmen der Reihe erschienene Veröffentlichungen bekundete er seine Sympathie für die von den Autoren vertretenen Formen eines "aufgeklärten Revisionismus", der im Gegensatz zu Arbeiten wie der des Bielefelder Kollegen Johannes Rogalla von Bieberstein stehe. Er selbst wolle trotz des berechtigten Einwandes, prinzipiell könne bei jedem Land von einem "Sonderweg" gesprochen werden, an der These vom "deutschen Sonderweg" festhalten. In seinen Ausführungen zur Rolle von Adel und Bürgertum kritisierte er vor allem die anfänglich starken Sympathien des Adels für den Nationalsozialismus und seine weit überproportionale Beteiligung in den Parteigliederungen.

 

Vertreibungsverbrechen waren lange beabsichtigt

PARIS. Im Kontext des gewachsenen Interesses der Deutschen am Schicksal der eigenen Opfer widmet sich auch die französische Zeitschrift La Nouvelle Revue d'Histoire 09/03 den in der letzten Kriegsphase und der unmittelbaren Zeit danach gegen Deutsche verübten Verbrechen. Die Beurteilung der Vertreibung von Deutschen aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches und den Siedlungsgebieten Ostmittel- und Südosteuropas geht sogar über die hierzulande gängige Darstellung der Vorgänge hinaus. Sowohl im Falle Polens wie der Tschechoslowakei habe es sich nicht einfach um Rache für erlittenes Unrecht gehandelt. Vielmehr seien bereits in der Zwischenkriegszeit von den jeweiligen Regierungen avisierte Programme zur Austreibung der Deutschen in die Realität umgesetzt worden. Als besonders entlarvendes Beispiel führt das Magazin die Äußerung des tschechoslowakischen Exilpräsidenten Eduard Benesch in einer Rede mehrere Wochen vor der Potsdamer Konferenz (3. Juni 1945) an, in der er darauf hinwies, daß 1919 Großbritannien eine Vertreibung der Deutschen noch nicht zugelassen habe.

 

Deutsche Universitäten gründen Eliteschule

BERLIN/FRANKFURT/ODER. Die Humboldt-Universität zu Berlin und die Europa-Universität Viadrina gründen gemeinsam die erste deutsche "Governance School". Die private Hochschule mit Hauptsitz in Berlin soll künftig besonders qualifizierte Führungskräfte im Bereich Politikentwicklung und -management ausbilden. Zunächst soll ein berufsbegleitender "Master of Public Policy" angeboten werden. Unter dem Namen "Humboldt Viadrina School of Governance" sollen Studenten mit exzellentem Erstabschluß multidisziplinäre wissenschaftliche Grundlagen aus Politik-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften vermittelt werden. Zukünftig ist eine Kooperation mit einem noch zu gründenden Think Tank der Viadrina vorgesehen.


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