© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/03 21. November 2003

Meldungen

Englisch vertrauter als die Muttersprache

BONN. Die Liebe zur Muttersprache und die Bereitschaft, sie zu pflegen, so Gerd Schrammen, Göttinger Hochschullehrer und Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache, sei hierzulande nur recht schwach ausgebildet. Darum fühlt er sich berufen, gegen das vorherrsche "deutsch-englische Kauderwelsch" wortreich zu Felde zu ziehen (Forschung&Lehre, 10/03). Dem Hauptargument der "Dengländer", englische Wörter seien vorbildlich "kurz und prägnant", entgegnet Schramm, daß dieser angebliche Vorzug meist von denen gepriesen werde, "die ihre Mitmenschen tagaus tagein mit lästigem Geschwätz heimsuchen, Werbemacher und Medienleute". Auch könnte nicht die Rede davon sein, daß Anglizismen nur "Bezeichnungslücken" füllen, für die es im Deutschen kein geeigneteres Wort gebe. Statt "crew und "news" könne man mühelos "Besatzung" oder "Nachrichten" verwenden. Aber diese Ausdrücke empfinde man offenbar inzwischen als fremd, "weil die englischen uns vertraut geworden sind". Dieses fortgeschrittene "Denglisch" habe nichts mehr mit passiv erduldetem "Sprachverfall" zu tun, sondern weise auf eine aktive "rohe Beschädigung der Muttersprache" hin.

 

MfS-Akten: Historiker stochern im Nebel

BERN. Erhebliche Behinderungen bei der Erforschung der DDR-Geschichte beklagt der Sozialhistoriker Thomas Lindenberger (Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, 3/03). Die derzeitige Benutzungspraxis der einstigen Gauck- und jetzigen Birthler-Behörde, die die Hinterlassenschaft des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) verwahrt (www.bstu.de), wird nicht nur dadurch gekennzeichnet, daß es vom Ermessen der Amtschefin abhängt, ob die Unterlagen einer "Person der Zeitgeschichte" Journalisten oder Wissenschaftlern vorgelegt werden können. Im Gegensatz zu den Überbleibseln der SED-Massenorganisation, die im Berliner Bundesarchiv von jedem Forscher selbst in Augenschein genommen werden können, läßt der Zustand der Aufbereitung von MfS-Akten im Hause Birthler nur indirekte Recherchen zu. In der Regel fachlich unqualifizierte Mitarbeiter erledigen die Suchanfragen für den Historiker. Der erhalte daher keineswegs eine verläßliche Antwort darüber, ob in der Behörde zum betreffenden Thema weiteres Material vorhanden ist oder nicht. Wer im Abstand von zwei Jahren identische Rechercheaufträge abgebe, bekäme von den Birthler-Mitarbeitern mit Sicherheit unterschiedliche Ergebnisse präsentiert.

 

Solarzellen mit höherer Effektivität entwickelt

BERKELEY. Im Gegensatz zu gängigen Solarzellen aus Silizium, die kaum mehr als 15 Prozent des Sonnenlichts in elektrischen Strom umwandeln, kann die aus einer Zink-, Mangan- und Tellurlegierung neuentwickelte Solarzelle der Wissenschaftlergruppe um Kin Man Yudes am Lawrence Berkeley National Laboratory den Wirkungsgrad auf über fünfzig Prozent erhöhen. Das Prinzip der Solarzellen beruht auf dem photoelektrischen Effekt, bei dem die Photon-Lichtteilchen vollständig ihre Energie an Elektronen abgeben, welche nun den Wirkungsgrad innerhalb mehrerer verschieden aufgeladener Halbleiterenergiebänder in den Solarzellen wesentlich effektiver nutzen.


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