© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/03 14. November 2003

Meldungen

Israelfreunde nehmen Hohmann in Schutz

CHEMNITZ. In die Auseinandersetzung um die als antisemitisch kritisierte Rede des Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann (CDU) hat sich nun auch eine christliche Organisation eingeschaltet - mit einer überraschenden Position. Es handelt sich um die Sächsischen Israelfreunde, die in der Vergangenheit immer wieder angemahnt haben, Deutschland müsse sich im Nahostkonflikt eindeutiger auf die Seite Israels stellen. Pfarrer i.R. Winfried Amelung (Chemnitz), Vorstandsmitglied der Israelfreunde, hat jetzt in einem Rundschreiben den CDU-Abgeordneten in Schutz genommen. "Die Behauptung, er habe die Juden als 'Tätervolk' diffamiert, ist schlichtweg falsch." Man müsse vermuten, daß fast niemand die Rede gelesen habe. Ihr Ziel sei gewesen, der These des amerikanischen Publizisten Daniel Goldhagen zu widersprechen, der die Deutschen pauschal als Tätervolk eingestuft hatte. Hohmanns Hinweis darauf, daß Juden an verschiedenen Diktaturen mitgewirkt hätten, habe gerade deutlich machen wollen, daß es falsch sei, sie deshalb als "Tätervolk" einzustufen. Nach Amelungs Einschätzung kann man darüber streiten, ob Hohmanns Vergleich angebracht war. Es sei aber keineswegs gerechtfertigt, ihm Antisemitismus vorzuwerfen. An diesem Freitag soll Hohmann aus der Bundestagsfraktion ausgeschlossen werden.

 

Strafbefehl gegen "Zeit"-Herausgeber

BERLIN. Gegen den Herausgeber der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit, Michael Naumann, ist Strafbefehl wegen Beleidigung erlassen worden. Das teilte am Sonntag der Berliner Justizsprecher Björn Retzlaff mit. Naumann hatte den Angaben zufolge im Zusammenhang mit den Drogen- Ermittlungen gegen den ehemaligen Vize-Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Michel Friedman, in einer Fernseh-Talkrunde von einem "durchgeknallten Staatsanwalt" gesprochen. Die Berliner Justizsenatorin Karin Schubert (SPD) und der Generalstaatsanwalt am Landgericht hatten daraufhin nach Angaben des Nachrichtenmagazins Focus Strafantrag wegen Beleidigung gestellt. Der Strafbefehl über 30 Tagessätze à 300 Euro ist vom Amtsgericht Berlin-Tiergarten auf Antrag der Berliner Staatsanwaltschaft erlassen worden. Naumann hat Einspruch eingelegt. Laut Retzlaff kommt es nun zu einer mündlichen Verhandlung. Der Termin dafür steht noch nicht fest, soll aber voraussichtlich noch in diesem Jahr sein.

 

Marbach: Zentrum für moderne Literatur

MARBACH. In Marbach, der Geburtsstadt von Friedrich Schiller, hat Bundespräsident Johannes Rau (SPD) am Montag dieser Woche den ersten Spatenstich für ein Literaturmuseum der Moderne gesetzt. Der Bau soll 2005, im Jahr des 200. Todestages Schillers, eröffnet werden. Dann sollen dort die Nachlässe von Paul Celan, Alfred Döblin, Franz Kafka, Carl Zuckmayer und anderen bedeutenden Autoren des 20. Jahrhunderts aufbewahrt werden. Den internationalen Wettbewerb mit mehr als 60 Teilnehmern gewann der britische Architekt David Chipperfield, der auch für die Neugestaltung der Museumsinsel in Berlin verantwortlich ist. Das Konzept sieht vor, auf mehr als 1.000 Quadratmetern die Strömungen der modernen Literatur von der Wende zum 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart darzustellen. Bund und Baden-Württemberg wollen für den Neubau 11,4 Millionen Euro ausgeben. Auf der Schillerhöhe lagern bereits Schriften und Nachlässe von mehr als 1.100 Schriftstellern und Gelehrten.

 

Sprach-Pranger

Philosophy meets Politics"

heißt eine Veranstaltungsreihe des Kulturforums der Sozialdemokratie.


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