© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de 43/03 17. Oktober 2003
 


Meldungen

EU: Abschied vom Beitritts-Automatismus

BERLIN. Mit der Osterweiterung werde die EU an die Grenzen ihrer Handlungsfähigkeit zur Sicherung von Stabilität und Pros- perität in Europa stoßen. Historische Vergleiche mit der Krisenzeit des Heiligen Römischen Reiches kurz vor der Reformation machen bereits die publizistische Runde. Ein Scheitern des Brüsseler Großversuchs und eine daraus folgende Re-Nationalisierung scheint augenblicklich wieder ernsthaft als historische Option erwogen zu werden. Die beiden Münchner Politologen Iris Kempe und Wim van Meurs vermissen realistische Ansätze, die das künftige Verhältnis der erweiterten EU zum geopolitischen Umfeld neu justieren, und schlagen ein "Mehrebenen-Europa" jenseits der Osterweiterung vor (Osteuropa, 8/03). Da der Brüsseler Koloß sich nicht unendlich ausdehnen könne, müsse noch wartenden Kandidaten, etwa der Ukraine, die Vollmitgliedschaft rechtzeitig verwehrt und sie statt dessen in ein Netzwerk von "Kooperationen" eingespannt werden.

 

Erinnerung an Konrad Lorenz - den Aufklärer

NÜRNBERG. Der Verhaltensforscher und österreichische Nobelpreisträger Konrad Lorenz steht kurz vor der 100. Wiederkehr seines Geburtstages vor allem deswegen wieder einmal im medialen Rampenlicht, weil es über "NS-Verstrickungen" zu lamentieren gilt. Statt dessen nimmt Franz M. Wuketits das Jubiläum zum Anlaß, seinen Lehrer als "Aufklärer" in Erinnerung zu bringen (Aufklärung und Kritik, 2/03). Lorenz gehöre nicht nur zu den ersten Warnern vor dem Weg in die ökologische Katastrophe. Er habe auch ein Wissenschaftsverständnis gepflegt, das sich der Vereinseitung des Experimentierens und Quantifizierens und damit inhumanen, "technomorphen Denkgewohnheiten" und ihrer forschungspolitischen Umsetzung konsequent entzogen habe.


 
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