© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de 43/03 17. Oktober 2003
 


Frisch gepresst

Bildungsmisere. Mannigfaltig werden derzeit Lösungen präsentiert, die den blamablen "Pisa-Schock" korrigieren sollen. Dabei haben sich die Beiträger der vorliegenden Streitschrift nicht viel vorzuwerfen. Denn schon lange mahnen etwa der Präsident des deutschen Lehrerverbandes Josef Kraus, die Publizistin Christa Meves und die Literaturwissenschaftlerin Gertrud Höhler eine Umkehr aus der 68er-Bildungspolitik an, die die Gleichheit vor die Freiheit setzte und damit die Motivation zur Leistung tötete. Dieser gesellschaftspolitische Aufruf zur Abkehr der "Massenmenschhaltung" scheint aber in einer Politik nach wie vor nicht verstanden zu werden, in der die Güte des Bildungssystems an der quantitativen Ausstattung von Computern in Klassenzimmern ausgemacht wird oder gar die augenscheinlich überforderte staatliche Erziehung auch noch die "Lufthoheit über den Kinderbetten" erobern soll (Claudia Ludwig, Astrid Mannes;Hrsg.: Mit der Spaßgesellschaft in den Bildungsnotstand. 17 streitbare Beiträge für einen Aufbruch aus der Bildungsmisere. Leibniz Verlag, St. Goar 2003, 336 Seiten, kartoniert, 14,90 Euro).

Uniformen in der DDR. Am 2. Oktober 1990 vollzog sich mit der Auflösung der Nationalen Volksarmee ein historisch einmaliger Prozeß. Nie zuvor ist ohne einleitende kriegerische Auseinandersetzung ein ganzer militärischer Apparat "verschwunden" - mit ihm alle Symbole wie Uniformen, Flaggen und Abzeichen. Gerade die NVA zeichnete sich durch eine höchst facettenreiche und wechselhafte Uniformierung aus, die die Militärhistoriker Klaus-Ulrich Keubke und Manfred Kunz schon zu einer Gesamtdarstellung animierte, deren Herausgabe im Juli 1990 dann aber eher zum Abgesang geriet. Nun wurde dieses Werk mit damals nicht zugänglichem Material über die Kasernierte Volkspolizei und andere Spezialtruppen ergänzt und überarbeitet. Herausgekommen ist ein prächtiger Band, der anhand der hilfswissenschaftlichen Uniformkunde aufschlußreiche Einblicke in die Geschichte bewaffneter Einheiten der DDR erlaubt. Deutlich offenbaren sich beispielsweise die wechselnden Grade der Abhängigkeit bzw. Emanzipierung von der Roten Armee, die sich nicht nur anhand der markantesten NVA-Eigenart - des Wehrmachts-Stahlhelms "Modell Endsieg" - darstellten (Militärische Uniformen in der DDR 1949 bis 1990. Schriften des Ateliers für Portrait- und Historienmalerei. Schwerin 2003, 235 Seiten, viele farbige Abbildungen, 68 Euro).

Frühgeschichte. Nach dem "Ende der Geschichte", wie Philosophen sagen, wird das Studium der Vor- und Frühgeschichte immer wichtiger. Wir wollen nun wissen, was der Mensch überhaupt kann und ist, und wie er zum Herrscher der Erde wurde. Das Buch von Uwe Topper gibt dazu wichtige Bausteine. Gleichgültig und nebenbei sagen wir "Bronzezeit" und wissen gar nicht, was die Erfindung des Erzgießens für unsere Vorfahren um 2000 vor Chr. bedeutet hat. Zwar gab es in Ägypten und Mesopotamien bereits große Kulturen, doch fußten sie auf relativ primitiven Techniken. Daher waren ihre Entwicklungsmöglichkeiten begrenzt. Die "Horra", übersetzt "die Freien", aber machten sich mit ihren Metallarbeiten nach Europa auf. Sie wurden die ersten Schmiede und schufen Kessel, Schwert, Axt, Helm, Turm und Fackel (Die ersten Europäer. Die Entstehung der Metallzeit in neuer Sicht. Grabert Verlag, Tübingen 2003, 285 Seiten, 19,50 Euro).

Angriff auf die Familie. Die sich andeutende gesellschaftliche Erosion führt Mathias von Gersdorff auf die Aushöhlung der kleinsten gesellschaftlichen Instanz - der Familie - zurück. Ihre Verteidigung gegen "Homo-Ehe" und sexuelle Ausschweifung wird kaum noch von der Politik betrieben, die im Gegenteil andere "Lebensformen" geradezu vorlebt (Angriff auf die Familie. Deutsche Vereinigung für christliche Kultur. Frankfurt/ Main 2003, 110 Seiten, kostenlos).


 
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