© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de 43/03 17. Oktober 2003
 


Meldungen

Reiner Kunze: Sprache ist politisch machtlos

ASENDORF. Als ein "kulturelles Jahrhundertvergehen" hat der Schriftsteller und Lyriker Reiner Kunze erneut die Rechtschreibreform kritisiert. Die von den Kultusministern eingeführte Reform werfe die geschriebene Sprache partiell um hundert Jahre zurück, schrieb Kunze in einem Beitrag für die Oktober-Ausgabe der im niedersächsischen Asendorf erscheinenden Monatszeitschrift Mut. In Deutschland ergreife keine Partei für die Sprache Partei, Sprache sei in diesem Land politisch machtlos. "Würden die Bürger die Verluste, die ihrer Sprache durch die Reform entstehen, im Portemonnaie spüren, würde die Partei, deren Politiker öffentlich erklärten, sie sähen keine Veranlassung, etwas gegen die Ursache dieser Verluste zu tun, die nächste Wahl verlieren", so Kunze. Der 70jährige Georg-Büchner-Preisträger gehört seit Jahren zu den engagiertesten Gegnern der umstrittenen Rechtschreibreform. Zu diesem Thema veröffentlichte er zuletzt im Stuttgarter Radius-Verlag die Denkschrift "Die Aura der Wörter" (JF 38/02).

 

Auflagen: Politische Magazine legen zu

HAMBURG. Während überregionale Tageszeitungen im dritten Quartal 2003 weiter mit sinkenden Auflagenzahlen zu kämpfen hatten, konnten politische Magazine und Illustrierte zulegen. Das ergibt sich aus den neuesten Zahlen der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW). Danach erreichte der Münchner Focus sogar das beste Ergebnis seiner Geschichte. Das von Helmut Markwort geführte Blatt steigerte die Auflage um 4,8 Prozent auf 824.000 Exemplare. Der Spiegel verkaufte im Durchschnitt 1,124 Millionen Exemplare pro Woche. Im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht das einer Steigerung um 1,4 Prozent. Insgesamt rückläufig waren die Auflagen der überregionalen Tageszeitungen. Lediglich die Wirtschaftstitel Financial Times Deutschland (FTD) und Handelsblatt legten zu. Die FTD steigerte sich um 10,6 Prozent auf knapp 93.000, das Handelsblatt um 4,5 Prozent auf 143.000. Bild, Europas auflagenstärkste Tageszeitung, verlor vier Prozent und lag im Schnitt bei mit 4,059. Die Welt büßte 8,1 Prozent ein und kam auf 219.000, die Süddeutsche Zeitung lag mit 427.000 um 3,7 Prozent unter Vorjahresniveau. Rückgänge gab es auch bei der tageszeitung (58.000, minus 1,1 Prozent). Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte ihre Zahlen nicht rechtzeitig gemeldet. Eine neue Rekordauflage erreichte die Wochenzeitung Die Zeit. Das Hamburger Blatt verkaufte im Durchschnitt 453.000 Exemplare und damit 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr.

 

Robert-Walser-Archiv droht die Schließung

ZÜRICH. Dem Robert-Walser-Institut in Zürich droht die Schließung. Dem Archiv, das eine umfassende Sammlung von Manuskripten, Briefen und Materialien des Schweizer Schriftstellers beherbergt, fehlen jährlich rund 300.000 Franken (190.000 Euro), wie auf einer Medienkonferenz am Dienstag in Zürich bekannt-wurde. Kann dieser Betrag nicht beschafft werden, muß das Archiv nächstes Jahr geschlossen werden. Grund der Misere ist der Umstand, daß das Kapital der Carl-Seelig-Stiftung praktisch aufgebraucht ist, die den Betrieb des Archivs in den vergangenen dreißig Jahren praktisch ohne Zuschüsse der öffentlichen Hand finanziert hat. Ein Unterstützungskomitee versucht nun, die notwendigen Mittel durch privatwirtschaftliche Zuwendungen und ein größeres Engagement der öffentlichen Hand aufzutreiben.


 
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