© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de 43/03 17. Oktober 2003
 


UMWELT
Alles zu seiner Zeit
Alexander Barti

Der Herbst ist die Zeit der Ernte: Nicht nur Obst wie Äpfel, Birnen und Weintrauben wird jetzt in die Scheuer gefahren, auch viele Knollenfrüchte sind reif geworden. Der im Mahlstrom der modernen Welt schwimmende Zeitgenosse bekommt von dieser anderen Qualität der Jahrezeit heutzutage nur noch wenig mit. Die meisten kaufen ihre Lebensmittel in Supermärkten, und dort findet man auch im Winter all die Früchte, die schon im Sommer auf dem Speiseplan standen hat. Doch der arglose Verbraucher zahlt bei von weither importierten Früchten nicht nur einen ordentlichen Preis, oft hat er auch einen unsichtbaren "Gesundheitsobulus" zu entrichten. Denn damit die Ware die langen Transportwege übersteht, muß sie chemisch behandelt werden. Dazu kommt noch, daß schon beim Anbau mit Mitteln des künstlichen "Pflanzenschutzes" nicht gespart wird. Das Ergebnis sind dann wenig appetitliche "Pestizid-Cocktails", wie sie Anfang Oktober wieder von Greenpeace festgestellt wurden.

Der Handel habe nichts dazugelernt, es sei erschreckend, wie dieser Lebensmittelskandal einfach ignoriert werde, erklärte Eckehard Niemann von der Umweltorganisation, nachdem bei rund 30 Prozent der untersuchten Ware erhöhte Pestizid-Werte festgestellt worden waren. Natürlich bedeuten diese "Grenzwertverletzungen" noch keine akute Gefahr für Leib und Leben, ließ das hessische Umweltamt verlauten, aber diese Schweinerei sei so "rasch wie möglich abzustellen". Recht haben sie, aber wer auf Nummer sicher gehen will, gehe lieber in einen Bioladen und kaufe Ware aus seiner Region und vor allem das, was Mutter Erde gerade hergibt. Kirschen im Winter - das muß nicht sein!


 
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