© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    41/03 03. Oktober 2003

 
Meldungen

Schily: Vertreibungs-Zentrum in Straßburg

BERLIN. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hat zu einer "Versachlichung" der Diskussion um das geplante Zentrum gegen Vertreibungen aufgerufen und gleichzeitig vor einem "starren Festhalten" an Berlin oder anderen Städten als Standort gewarnt. Bei der Vorstellung des Buches "Die Vertreibung - Böhmen als Lehrstück" des SPD-Politikers und Berlin-Befürworters Peter Glotz sagte Schily am Montag, auch Vorschläge wie Straßburg solle man in Betracht ziehen. "Wir müssen nochmal von vorne anfangen", dabei müsse jede Seite ihre Positionen überdenken. Interessant in Hinblick auf das gerade im Bau befindliche Holocaust-Mahnmal stellt sich Schilys Forderung dar, Berlin als "europäische Stadt mit großen demokratischen Traditionen nicht immer nur mit ihrer NS-Geschichte" zu identifizieren. Man sei gut beraten, ein solches Vorhaben, das alte Wunden aufreiße und neue Gefühle wecke, mit großer Behutsamkeit und Sensibilität durchzuführen. Allerdings solle das Zentrum gegen Vertreibung nicht ohne den Bund der Vertriebenen realisiert werden.

 

"Tagesspiegel"-Verkauf stößt auf Proteste

BERLIN. Die Stuttgarter Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck veräußert den Berliner Tagesspiegel an den Zeitungsunternehmer Pierre Gerckens, der als Vertrauter des Vorsitzenden der Geschäftsführung, Dieter von Holtzbrinck, gilt. Gerckens war bis jetzt Mitglied des Holtzbrinck-Aufsichtsrates und des Tagesspiegel-Beirates. Der im Januar von Holtzbrinck gestellte Antrag auf Ministererlaubnis zur Fusion seiner Tageszeitungen Tagesspiegel und Berliner Zeitung sei damit hinfällig und zurückgezogen worden. "Sowohl andere Bieter als auch das Wirtschaftsministerium wurden an der Nase herumgeführt", kommentierte Andreas Fritzenkötter, Sprecher des Bauer-Verlags, die Transaktion.

 

DVU viertstärkste Kraft in Bremerhaven

BREMERHAVEN. Bei den Kommunalwahlen in Bremerhaven am vergangenen Sonntag haben die Parteien der in der Bremer Bürgerschaft regierenden Großen Koalition erhebliche Verluste hinnehmen müssen, während kleinere Parteien Zuwächse registrieren konnten. Die SPD verschlechterte ihr Ergebnis um 6,4 auf 35,7 Prozent, die CDU sank in der Gunst der Wähler gar auf nur 31 Prozent, 8 weniger als 1999. Der FDP gelang mit einem Ergebnis von 7,4 Prozent (plus 4,4) der Wiedereinzug in die Stadtverordnetenversammlung, der ihr vor fünf Jahren versagt geblieben war. Den größten Stimmenzuwachs verzeichneten die Grünen mit fast fünf Prozent und verbesserten sich auf ein zweistelliges Ergebnis (11,3 Prozent). Als viertgrößte Kraft noch vor den Liberalen rückte die rechte Deutsche Volksunion (DVU) in das Kommunalparlament, die sich um fast drei auf 8,1 Prozent verbesserte. Die konservativen Gruppierungen Schill-Partei (2,2 Prozent) und Deutsche Partei (0,9 Prozent), die beide in diesem Jahr erstmalig angetreten waren, blieben dagegen unter der Fünf-Prozent-Hürde.


 
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