© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    40/03 26. September 2003

 
Nationalfarben sind unmodern
Detlef Kühn

Zuerst die gute Nachricht: Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) möchte "jünger, frischer und moderner" sein. Und nun die schlechte: Diese Tendenz soll sich nicht im Programm niederschlagen, wo auch weiterhin nostalgische Erinnerungen an die heiteren Seiten des Lebens in der DDR eine wichtige Rolle spielen werden, sondern im Design des Senders, vor allem im Logo. Hier spielten bislang die deutschen Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold eine dominierende Rolle. Jetzt wird auf sie verzichtet.

Der CDU-Medienpolitiker Roland Wöller kritisierte die Entscheidung der Rundfunkanstalt und wies darauf hin, daß die deutschen Nationalfarben 1991, bei Gründung des MDR, bewußt als Symbol für eine junge Mehrländeranstalt im vereinigten Deutschland gewählt wurden. Sie hätten zur Erfüllung des Integrationsauftrages des Senders beigetragen, erklärte Wöller.

Leider hat der Verzicht auf die Nationalfarben die Vertreter der CDU im MDR-Rundfunkrat offenbar nicht gestört, worauf Wöller von dem stets präsenten medienpolitischen Sprecher der PDS-Landtagsfraktion, Heiko Hilker, nicht ohne Häme hingewiesen wurde. Hilker möchte auch modern sein und hält nichts von einem nationalen Bekenntnis im Logo eines öffentlich-rechtlichen, im wesentlichen von deutschen Gebührenzahlern unterhaltenen Senders.

Hilker hat dabei verdrängt, daß die DDR, an deren positive Seiten die PDS sonst gern anknüpft ("Es war ja nicht alles schlecht"), die Farben Schwarz, Rot und Gold der linken und nationalen Revolutionäre von 1848 und der Urburschenschafter, die sich nach den Freiheitskriegen 1815 in Jena zusammenschlossen, bis zu ihrem unrühmlichen Ende immer im Staatswappen hochhielt. Jetzt sind der PDS ihre aussterbenden Alt-Genossen nicht mehr so wichtig. Sie bemüht sich mit der Verteidigung des sonst von Hilker wegen CDU-Lastigkeit oft kritisierten MDR lieber um die antinationalen Alt-Linken im Westen.

Was lehrt uns das? Modern erscheint, wer selbst unbestritten fortschrittliche nationale Traditionen in Deutschland verachtet und vernachlässigt. Diese Tendenz findet sich in allen sogenannten staatstragenden Parteien. Damit isoliert sich Deutschland zwar in Europa, wo die anderen Völker ihr nationales Erbe pflegen und bewahren. Aber was macht das schon - wichtig ist, daß unsere politische Klasse ihren nationalen Selbsthaß ausleben kann.

Detlef Kühn war von 1992 bis 1998 Direktor der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien.


 
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