© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/03 29. August 2003

 
Zeitschriftenkritik: The American Conservative
Hier spricht die Republik
Catherine Owerman

Er hat sich viel vorgenommen, Pat Buchanan, mit seiner Zeitschrift The American Conservative. Der ehemalige Redenschreiber zweier US-Präsidenten und mehrfach gescheiterte Kandidat fürs US-Präsidentenamt möchte "die konservative Bewegung zurückerobern". Denn: Mit der amerikanischen Rechten ist etwas sehr Seltsames passiert. Aus einer eher isolationistisch gestimmten Bewegung, kritisch gegen übermächtige Zentralgewalten, wurde das komplette Gegenteil: eine Partei der "Neocons", die fahnenschwingend ein "liberales" Empire fordert und kulturelle Traditionen verachtet. Gegen diese Perversion der Leitsätze des alten amerikanischen Konservatismus regt sich bislang nur schwacher Protest. Die Altkonservativen bei den Republikanern sind marginalisiert.

Der Kreis um Buchanan, darunter der unschlagbar polemische griechische Reedereierbe Taki Theodoracopulos, will mit der letzten Herbst gegründeten Zweiwochenschrift The American Conservative eine Plattform für diesen Widerstand schaffen. In den Wochen vor der amerikanischen Invasion des Irak versuchten sie auch, eine Allianz mit Teilen der Linken zu schmieden, weshalb die Neokonservativen sie nun als Vaterlandsverräter beschimpfen. Der Antikriegskurs des American Conservative erregte Aufmerksamkeit. Buchanans Aufsatz "Whose War?" unterstellte hochrangigen Regierungsmitgliedern und Präsidentenberatern ganz direkt doppelte Loyalitäten - für Amerika, aber auch für Israel (JF 14/03). Das hat in Washington Alarmglocken schrillen lassen und die Zeitschrift national in die Schlagzeilen gebracht.

Bislang steht das Projekt trotz guter Anschubfinanzierung auf schwachen Beinen. Dreißig Heftseiten zweiwöchentlich ist zu wenig für eine Zeitung mit diesem Anspruch, auch wenn der Preis für ein Einzelheft recht günstig ist. Die graphische Gestaltung des Heftes ist ansprechend, nur das Papier erscheint billig. Letztlich entscheidend sind aber die Inhalte, und die können sich sehen lassen: außenpolitische Überblicke, historische Beiträge, kulturkritische Aufsätze, Buch- und Filmkritiken. Buchanan läßt seine Kontakte zu bekannten konservativen Publizisten und Wissenschaftlern spielen, die auf hohem Niveau das Zeitgeschehen kommentieren. Von all dem überheblichen Getöse, das man aus anderen US-Zeitschriften gewohnt ist, hebt sich der American Conservative wohltuend ab. Hier spricht die Republik, nicht das Empire. Welch angenehmer Kontrast zur Arroganz gegenüber fremden Kulturen und Nationen, die Rupert Murdochs Schundmedien auszeichnet!

Ob sich der American Conservative dauerhaft neben den einflußreichen Neocon-Blättern wie Weekly Standard oder National Review behaupten kann, ist ungewiß. Viele echte Konservative in den USA gefallen sich in der Rolle der "beautiful losers" (Samuel Francis). Das Überleben der Neocons entscheidet sich bei der Präsidentschaftswahl nächstes Jahr, wenn die Bürger Präsident Bush nicht nach seiner fabelhaften Befreiung des Irak beurteilen, sondern ob er die Wirtschaft wieder anzukurbeln vermag. "It's the economy, stupid", äußerte schon einmal ein abgewählter Präsident enttäuscht.

Anschrift: PO Box 99010, Collingswood, NJ 08108-0612, USA. Jahresabo: 69,97 US-Dollar. Internet: www.amconmag.com


 
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