© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    35/03 22. August 2003

 
Leserbriefe

Zu: "Die Onkelz zeigen die Zunge" von Peter Boßdorf, JF 33/03

Was soll das?

Bedient der Vergleich "asoziale Dumpfbacke mit Nazisprüchen" einerseits und "vor Vitalität ... strotzenden Immigrantenkindern" andererseits nicht klischeehafte Vorstellungen der "Multi-Kulti"-Befürworter, die in die JF eigentlich keinen Eingang finden sollten?

Noch befremdlicher wird es, wenn der Auftritt der Musikgruppe bei einem "Festival gegen Rechts" lobend erwähnt wird, wo dann wahrscheinlich auch vor dem "Nazi-Blatt" JUNGE FREIHEIT gewarnt wurde.

Gar nicht mehr lustig ist es dann zum Schluß, wenn eine gleichermaßen feige wie brutale Straftat als "in alter Manier die Leviten gelesen" verharmlost wird. In Wahrheit nämlich (die JF berichtete) wurde ein minderjähriger Flugblattverteiler von den Sicherheitsleuten hinter die Bühne gezerrt und dort von Bandmitgliedern in sadistischer Weise schwer mißhandelt.

Fazit: Dieser Artikel hätte trotz sommerlicher Unterbesetzung in der Redaktion so nicht erscheinen dürfen!

Hans-Ulrich Hofer, Dresden

 

 

Verzweifeltes Anbiedern

Die "Böhsen Onkelz" sind so erfolgreich wie noch nie. Sicherlich sind sie musikalisch eine der besten Rockgruppen. Genauso steht aber außer Frage, daß sie den heutigen Erfolg zwei Umständen verdanken: einmal ihren treuen Fans vom ersten Tag an, zum anderen ihrer Kehrtwende der politischen Textinhalte.

Insbesondere Stefan Weidner will um jeden Preis Geld verdienen. Obwohl manche Texte großmaulig etwas anderes verkünden, verstehen sich die "Onkelz" hervorragend in Anpassung und vorauseilendem Gehorsam. Anders ist es kaum zu verstehen, wenn die Gruppe sich selbst rühmt, einen einzelnen 19jährigen Nationalaktivisten durch den muskelbepackten Ordnerdienst verprügeln zu lassen, um ihn anschließend in sadistischer Manier das mitgebrachte Flugblatt "auffressen" zu lassen. Hinter dieser "mutigen Tat" steckt das verzweifelte Anbiedern an die Medienmächtigen: "Seht her, wir distanzieren uns, wenn nötig auch mit Gewalt - also laßt uns doch endlich an die Geldtöpfe ran!"

Die "Böhsen Onkelz" wollen eben doch "lieber knieend leben als stehend sterben". Die einzige Entwicklung besteht darin, daß sie von talentierten Egoisten zu rücksichtslosen Egozentrikern mutiert sind. Wenn Peter Boßdorf die Ansicht vertritt, daß "soviel Einsicht Respekt und Anerkennung 'verdient'", dann muß er folgerichtig auch Respekt für die Antideutschen empfinden, die die Burschenschafter verprügeln und verbieten wollen. Der Unterschied zu den "Böhsen Onkelz" besteht einzig darin, daß diese nicht ihre Feinde verprügeln, sondern lieber alte Freunde. Und zwar für Geld. Insofern hätte ich den Artikel von Herrn Boßdorf eher in der Jungen Welt als in der JUNGEN FREIHEIT vermutet.

Thomas Roscher, per E-Post

 

 

Zu: "Kinder an die Macht" von Dieter Stein, JF 31-32/03

Halbwahlstimmen

Der Artikel von Dieter Stein über das Familienwahlrecht, der die staatstragende Funktion von Eltern im verstärkten Wahlrecht für diese gefördert haben wollte, ist sehr zu begrüßen. Ein Problem bei Uneinigkeit der Eltern sehe ich nicht, wenn man beiden Elternteilen pro Kind je eine halbe Wahlstimme in Form eines andersfarbigen, halben Wahlscheins zubilligt. Im Falle, daß nur einer noch das Sorgerecht hat, bekommt dann der alleinig Sorgeberechtigte pro Kind halt zwei rote Halbwahlstimmen. Wenn zum Beispiel die Mutter von drei Kindern ihre und die Zukunft ihrer Kinder bei den Grünen am besten aufgehoben sieht, mag sie einmal weiß (voll) für sich und dreimal rot (1/2) für die Kinder stimmen: macht 2,5 Stimmen für die Grünen; der Vater, der vielleicht seine und seiner Kinder Zukunft und die Zukunft unseres Landes lieber bei der CDU sieht, magt dann so der CDU zum Beispiel 2,5 Stimmen geben. Arbeitstechnisch hält das die Auszählung im Wahlbüro nur um maximal drei Minuten auf, wenn man den roten Stapel "Kinderstimmen" durch zwei dividiert und dann zum weißen addiert.

Es ist also verfassungsmäßig sicher kein Problem, beiden Elternteilen und ihren verschiedenen politischen Auffassungen beim Fanmilienwahlrecht gerecht zu werden. 

Dr. med. Bernhard Giesguth, Mönchengladbach

 

 

Zu: "Männer sind Freiwild", Interview mit Martin van Creveld, JF 31-21/03

Großer Mist

Ich bin erst auf das Gespräch mit Herrn Creveld aufmerksam geworden, nachdem ich den Leserbrief in der aktuellen Ausgabe dazu gelesen habe!

Dieses Gespräch ist einfach nur schlecht. "Man kann danach trotz Trauma ein halbwegs normales Leben führen". Und wie Herr Schwarz in bezug auf Vergewaltigung sagt: "Das klingt in der Tat skandalös". So etwas Ekelhaftes habe ich noch nie gelesen. Der Mann sollte in Rente gehen und die Menschen nicht weiterhin mit solch einem Mist belästigen. Es wäre schön, wenn Sie diesem Mann in Ihrer Zeitung keine Möglichkeit mehr geben würden, sich zu äußern. Ich würde Ihnen vorschlagen, das Buch von Ihrer Seite nicht mehr anzubieten und es aus Ihrem Angebot herauszunehmen. Außerdem kann ich mir vorstellen, daß diese Äußerungen ein falsches Bild auf Ihre Zeitung werfen! Für die JF ist es in heutigen Zeiten sowieso nicht ganz einfach. 

Marcus Stiller, per E-Post

 

 

Zur Meldung: "Rau kritisiert Pfarrer-Suspendierung", JF 31-32/03

Keine Klugheit

Auch für den Bundespräsidenten gilt das Wort: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Dem Staatsoberhaupt kommt es nicht zu, sich in theologische Fragen einzumischen. Er ist zu strikter Neutralität in Weltanschauungsfragen verpflichtet. Wenngleich "Bruder Johannes" ein beträchtlicher Schatz an Bibelsprüchen attestiert wird, macht ihn das noch nicht zum Theologen. Sonst wären die Zeugen Jehovas die berufenen Fachleute für Fragen der Ökumene.

Schon die Enzyklika Papst Johannes Paul II. "Ecclesia de Eucharistia" hatte Rau als "überflüssig" bezeichnet. Dies zeugt weder von staatsmännischer noch ökumenischer Klugheit. Professor Hasenhüttl wollte bewußt provozieren, indem er sich gegen die ausdrückliche Weisung des Papstes wandte. Keine Partei und keine Firma nähmen es hin, wenn einer ihrer Angehörigen ständig gegen deren Grundsätze verstieße. Dafür sollte auch der Bundespräsident Verständnis haben. Es ist bedauerlich, daß er sich über die von seinem Amt geforderten Schranken hinweggesetzt hat.

Lothar Groppe S.J., Bad Pyrmont

 

 

Zu: "Der greise König aller Unken", JF 31-32/03

Völlige Klarheit

Was Peter Scholl-Latour von anderen westlichen Orient-Experten unterscheidet, ist seine Fähigkeit, sich in die Mentalität und das Lebensgefühl der orientalischen Völker und Ethnien hineinversetzen zu können. Im Gegensatz zu ihm kann sich das Gros seiner westlichen Kollegen der Betrachtung des Orients aus (christlich-humanistisch) abendländischer Perspektive nur schwerlich entziehen. So herrscht in den muslimischen Ländern des Orients ein völlig anderes Zeitgefühl vor als in den mediendominierten westlichen Demokratien, in denen das Lebensgefühl vorwiegend von Hedonismus und Dekadenz geprägt ist.

Angesichts der Tatsache, daß im Nachkriegsirak pro Woche ein oder mehrere US-Besatzungssoldaten ums Leben kommen, ist der - oberflächlich betrachtet eindrucksvolle - militärische Erfolg der US-Streitkräfte völlig unerheblich. Diese Zusammenhänge hat Scholl-Latour in aller Klarheit vorausgesehen und ausgesprochen. 

Bernd Sydow, Berlin

 

 

Zu: "Flirt mit dem Faschismus" von John Laughland, JF 31-32/03

Allgegenwärtige Gegenwart

Wenn man den "Nationalsozialismus" landläufig als "Faschismus" behandelt, so könnte man die sich erhebenden Kräfte einer "Faschistischen Internationale" ebensogut einem "Internationalsozialismus" gleichsetzen. Und wenn man weiter bei den Nationalsozialisten von Nazis spricht, hätte man konsequenterweise nicht mit Internazis zu tun?

Aber das ist doch alles Historie, und was schert uns Prophetie. Leben wir nicht in einer "allgegenwärtigen Gegenwart" (Schopenhauer) mit "schönen Aussichten"? 

Roger Süllhöfer, Wuppertal

 

 

Zu: "Wo sich Golfstrom und Arktis Gute Nacht sagen" von Josef Hämmerling, JF 31-32/03

Verleugnung

Die Verleugnung deutscher Wissenschaftsleistungen beschränkt sich nicht auf die Arktiserforschung. Blättert man etwa im "Lexikon der Astronomie" (Steiger: Augsburg 1999), so stellt man verblüfft fest, daß es keine deutschen Astronomen gegeben hat. Bitte: Adams: engl. Astronom, Airy: engl. Astronom, aber: Argelander: aus Memel stammender Astronom.

Deutsche Astronomen gibt es nicht. Das Wort "deutsch" wird konsequent vermieden. Kepler stammt aus Weil, Schwarzschild aus Frankfurt, Olbers aus Bremen, Kopernikus aus Thorn. Immerhin ist letzterer nicht zum "großen polnischen Gelehrten" mutiert wie zu DDR-Zeiten (Dieter B. Herrmann: Das Sternguckerbuch, Berlin 1981), obwohl er nur deutsche Vorfahren hatte, Deutsch seine Muttersprache war und er des Polnischen nicht mächtig war. Man könnte auch noch annehmen, man habe auf das Attribut "deutsch" verzichtet, weil es ja einen deutschen Staat lange nicht gegeben habe. Man spürt die Absicht, und man ist verstimmt. 

Dr. Arno Pielenz, Gallinchen

 

 

Zum Brennpunkt "Bombenkrieg", JF 31-32/03

Die Zeit ist nicht reif

Besonders der detaillierte Bericht von Hans-Joachim von Leesen benennt die apokalyptische Dimension der Operation Gomorrha vom 25. Juli bis 3. August 1943. Leider - wenn auch nicht überraschend - muß ich aber mitteilen, daß bei der offziellen Gedenkveranstaltung der Stadt Hamburg, der ich beiwohnen konnte, die übliche zeitgeistkonforme Geschichtsschreibung aufgetischt wurde. Ole von Beust konnte es nicht lassen, darauf hinzuweisen, daß wir Deutschen den Krieg begonnen haben (damit unterstellend, wir haben den Feuersturm von Hamburg selbst verschuldet), die SPD-Dame Frau Stapelfeldt, ihres Zeichen Präsidentin der Hamburger Bürgerschaft, konnte sich nicht genügend verblöden, um die Operation Gomorrha in direkten Zusammenhang mit dem ersten Angriff der deutschen Luftwaffe auf eine kleine polnische Stadt am 1. September 1939 zu setzen. Und auch der englische Botschafter, Sir Peter Torry, wollte nicht einmal ansatzweise darüber sinnieren, ob sich sein Land nicht Gedanken machen sollte, für dieses Kriegsverbrechen bei den Deutschen um Verzeihung zu bitten. Nein, die Zeit ist dafür noch nicht reif. Noch obsiegt der Umerziehungsgeist, daß wir Deutschen dankbar dafür seien dürfen, daß wir von den Alliierten von unserem Deutschland befreit worden sind.

Alexander von Laubnitz, per E-Post

 

 

Zu: "Streifen im Hintern" von Jutta Winckler, JF 31-32/03

Sachlichkeit

Man muß der Autorin Jutta Winckler schon zu diesem Artikel gratulieren. Zum einen distanziert er sich davon, daß Bodybuilder alle kein Hirn besitzen und mit Ach und Krach den Hauptschulabschluß geschafft haben. Zum anderen zeigt er, daß man mit Disziplin im Leben viel erreichen kann. Auch der lockere Umgang mit dem Thema Steroide am Rande zeugt von der Reife der Autorin, da sie wohl weiß, daß dies in diesem Sport dazu gehört und nicht etwas teuflisches ist, daß nur von einer Randgruppe im Sport verwendet wird. Im ganzen war es ein Artikel, wie man ihn im Journalismus heute kaum noch findet: sachlich und nicht polemisierend. Ich bereue keinen Tag, seitdem ich mich für das JF-Abo entschieden habe. 

Oliver Fix, Kropp

 

Steigende Ignoranz

Auch in der JF kann man die steigende Ignoranz gegenüber meiner Heimat, dem ehemaligen Deutschland im Osten, bemerken. Noch leben Millionen von Menschen in Deutschland, deren ursprüngliche Heimat eben dort liegt. Diese Menschen, so auch ich, verfolgen aufmerksam jegliche Nachrichten die im Zusammenhang mit der alten Heimat stehen.

Deswegen stieß ich mich auch an den nebulösen Formulierungen dieses Artikels: Nordpole - was ist das? Hieß das vielleicht Ostpreußen oder Pommern oder? Und dann der Sprung zu dem oberschlesischen Landsmann Klose. Er läßt den Schluß zu, er deutet sogar direkt darauf hin, daß Oberschlesien in Nordpolen liegt. 

Karl Mosler, per E-Post

 

 

Zu: "Das Ende der Lügen" von Dieter Stein, JF 30/03

Fremdbestimmungsallergie

Die Welt ist ethnisch, sprachlich, politisch, kulturell und religiös vielfach gebrochen, und es gibt in allen Völkern einer Allergie gegen Fremdbestimmung. Anders als die Bush-Krieger erkennen Staatsmänner von Format das an! Die US-Regierung setzte sich selbstherrlich über diese Binsenweisheiten hinweg. Nun wachsen den USA die Probleme über den Kopf, und sie verlangen von uns Konfliktnachsorge inklusive Blutzoll - eine Zumutung! Bei ihrem Vorgehen gegen den Irak stützten sich die USA ausdrücklich auf eine "Koalition der Willigen".

Reinhard Wick, Bielefeld

 

Maßstäbe

Würden an die Spitzen der US-amerikanischen Regierung und deren Hintermänner dieselben "Maßstäbe" angelegt, die deren Vorfahren im Geiste nach 1945 an die deutsche Führung angelegt haben, so gehörten Bush, Rumsfeld, Wolfowitz, Perle, Rice und andere in den Gerichtssaal.

Die Folgen der Lügenschlacht für die BRD dürften "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" klar sein: Natürlich werden bundesdeutsche Soldaten für die politischen Kriminellen in Washington ihren Kopf hinhalten müssen - von finanziellen Opfern einmal ganz zu schweigen. Man darf gespannt sein, wie Struck, Fischer und Konsorten uns das verkaufen werden. "Schreibtischkrieger" vom Schlage des unsäglichen Friedbert Pflüger werden wohl frenetisch Beifall klatschen.

Fritz Werner, Verden-Borstel

 

 

Zu: "Feldmarschall Keitel", Frisch gepreßt, JF 30/03

Falscher Keitel

Die Besprechung des Buches über Keitels Stellungnahme zur Anklage vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg anhand unveröffentlichter persönlicher Aufzeichnungen ist merkwürdig ausgefallen. Die erste Hälfte enthält die gängigen Vorurteile und Beschimpfungen. In der zweiten Hälfte vermißt man auch nur einen einzigen inhaltlichen Gedanken. Man findet nur die Behauptung, daß der Herausgeber als gelernter Soldat nicht über das quellenkritische Handwerkzeug der "Zunft" verfügt, die Quellen nicht übersichtlich präsentiert sind und der Fettdruck irritiert. Man kommt zu der Vermutung, daß der Rezensent das Buch gar nicht gelesen, sondern nur durchgeblättert hat. So erklärt sich dann auch wohl, daß er den Herausgeber für den Sohn Keitels hält, während es sich tatsächlich um den Sohn des jüngeren Bruders handelt, der als Oberst der Reserve a. D. der Bundeswehr sicherlich Soldat gelernt hat, aber auch noch etwas anderes.

Herbert Bath, Berlin

 

 

Zu: "Ungleiche Behandlung" von Jens Jessen, JF 30/03

Unverständnis

Dem Gesundheitssystem droht der Kollaps. Trotzdem leisten wir uns einen aberwitzigen Luxus: die beitragsfreie Mitversicherung im Ausland lebender Eltern, Geschwister, Ex- und Zweitfrauen Hunderttausender Migranten, die in der BRD krankenversichert sind. Deutschen Kassenmitgliedern ist ein solcher Vorteil verwehrt. Ihre Eltern und Geschwister müssen sich selbst versichern. Angehörige von 13 Staaten profitieren von Sozialabkommen, welche noch zur Zeit des "Wirtschaftswunders" geschlossen wurden. Die Kosten belasten alle gesetzlichen Kassen, insbesondere die AOK. Welcher Reformpolitiker stellt diesen Ausgabenfaktor auf den Prüfstand?

Herbert Rauter, Karlsruhe

 

 

Zu: "Die Internationale der Fundamentalisten" von Gerd Mewes, JF 30/03

Evangelischer Fundamentalismus

Der evangelisch-konservative "Fundamentalismus" entwickelte sich nicht im südlichen Bibelgürtel, sondern im Norden der USA. Er engagierte sich auch schon immer gegen "Links", und seine Anhänger sind meist keine Modernisierungsverlierer.

Ulrich Motte, München


 
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