© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    31-32/03 25. Juli / 01. August 2003

 
Meldungen

Amnestie für Südtirol-Aktivisten möglich

ROM/BOZEN. Der italienische Justizminister Roberto Castelli hat sich für Amnestie für Terroristen ausgesprochen, die bereits einen Großteil ihrer Strafe abgebüßt haben. Auf diese Weise solle endgültig ein Schlußstrich unter die blutigen "bleiernen Jahre" gezogen werden, erklärte der 57jährige Lega-Nord-Politiker letzte Woche. Derzeit befinden sich noch etwa 200 Linksextremisten hinter Gittern, die in den siebziger und achtziger Jahren mit Morden und Bomben die "Destruktion des kapitalistischen Systems" versuchten. Von der Begnadigung könnten auch die vier Südtiroler Unabhängigkeitsaktivisten Siegfried Steger, Josef Forer, Erich Oberleiter und Heinrich Oberlechner profitieren. Die "Pusterer Buam", waren an der "Feuernacht" vom 11. zum 12. Juni 1961 beteiligt, als etwa 40 Einrichtungen des italienischen Staates gesprengt wurden, um so auf die Unterdrückung der Südtiroler durch Italien aufmerksam zu machen. Die vier "Pusterer Buam" konnten der Verhaftungswelle nach den Attentaten in Südtirol in den sechziger Jahren entgehen und leben seither im Ausland. Alle vier wurden in Italien zu lebenslanger Haft verurteilt. Der österreichische Bundespräsident Thomas Klestil hatte im September 2002 bei einem Besuch beim italienischen Staatspräsidenten Carlo Azeglio Ciampi für eine Begnadigung der Südtirol-Aktivisten plädiert.

 

EU-Küstenpolizei gegen illegale Einwanderer

ROM/BRÜSSEL. Die italienische EU-Ratspräsidentschaft will mit einer gesamteuropäischen Strategie die illegale Einwanderung eindämmen. Dazu soll im südspanischen Jerez de la Frontera ein Koordinationszentrum zur Überwachung des westlichen Mittelmeerraums gegründet werden. Zur Kontrolle des östlichen Mittelmeerraums soll im Rahmen des Projekts "Neptun" ein weiterer Stützpunkt auf Zypern unter britischer Kontrolle entstehen. Multinationale Einheiten mit Polizisten aus Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland und Großbritannien sollen demnächst das Mittelmeer bewachen und Schleuserbanden bekämpfen. Im Rahmen der Initiative "Burden Sharing" will die italienische Regierung dafür sorgen, daß alle EU-Partner nicht nur die Kosten für die Küstenüberwachung, sondern auch jene für die Abschiebung der Illegalen übernehmen.

 

Völker der Vojvodina haben wenig Toleranz

BELGRAD. Auch in der vom jugoslawischen Bürgerkrieg verschonten nordserbischen Provinz Vojvodina gibt es nur wenig "zwischenethnische Toleranz". Laut einer Umfrage des Instituts "Scan" sprechen 61 Prozent der Jugendlichen in der zumeist von Ungarn, Serben und Kroaten bewohnten Vojvodina nur ihre Muttersprache. Während nur zehn Prozent der Serben auch einer Minderheitensprache mächtig sind, sind es bei den Minderheiten zwei Fünftel. Zwei Drittel der Schüler haben mit ihren Lehrern nie über Toleranz gesprochen, jeder zehnte Schüler hat auch abwertende Äußerungen seiner Lehrer über andere Volksgruppen in Erinnerung. Nur einer von zehn Mittelschülern möchte auch die Kultur von Angehörigen anderer Volksgruppen kennenlernen.

 

Gewalt bei illegalen Grenzübertritten steigt

SKOPJE. Etwa 200 Zigeuner aus dem Kosovo haben letzten Donnerstag gewaltsam versucht, von Mazedonien aus nach Griechenland zu gelangen. Die mazedonische Polizei verhinderte dies unter Einsatz von Knüppeln, nachdem sie aus der Menge mit Steinen und Flaschen angegriffen wurde. Die Gruppe gehört zu den etwa 700 Kosovo-Roma , die seit dem 19. Mai an der mazedonisch-griechischen Grenze ein Zeltlager aufgeschlagen haben. Sie verlangen bislang vergeblich die Einreise nach Griechenland und Asyl.


 
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