© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    19/03 02. Mai 2003


Blick in die Medien
Kollektivismus
Ronald Gläser

Über die bedauerliche Ausbreitung immer neuer Anglizismen im deutschen Sprachgebrauch ist eigentlich alles gesagt. Insbesondere Werbetexter finden die Deformation des Deutschen noch immer besonders chic. Das Firmieren einer ehemaligen Behörde als "Deutsche Post - Global Mail" oder der penetrante Slogan "Sat1 - powered by emotion" seien als Beispiele genannt. Der globale Kollektivismus, dem sich immer mehr Menschen unterordnen, verdrängt die nationalen Eigenarten zunehmend. Die Sprache ist das beste Beispiel dafür. Heißt das, daß wir besseres Englisch sprechen? Weit gefehlt. Nur schlechteres Deutsch und schlechtes Englisch. Der Trend geht mit der Entwicklung einher, daß immer weniger Deutsche ihre Orthographie beherrschen. So setzt sich die falsche Schreibweise des Genitivs immer weiter durch: Das "S" wird wie im Englischen durch Apostroph abgetrennt - Arthur's statt Arthurs Tafelrunde. Es ist nur ein kleines Indiz dafür, wie sehr sich das Englische unterschwellig in unserer Umgangssprache festsetzt. Geradezu grotesk wird es aber, wenn deutsche Werbeagenturen Slogans aus dem Englischen falsch übernehmen. Automobile der Firma Rover eines Berliner Autohändlers ziert folgender Spruch: "Rover - a class of it's own." Phonetisch ist das korrekt. Aber der Slogan wird von den Briten ohne Apostroph geschrieben, nämlich "a class of its own" (eine Klasse für sich). Die verunstaltete deutsche Variante ist grammatikalischer Unsinn erster Güte (eine Klasse von ist selbst). Pisa läßt grüßen.


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