© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/03 11. April 2003

 
Blick in die Medien
Qualitätsjournaille
Frank Liebermann

4,7 Millionen Arbeitslose hat Deutschland. Das sind mehr Menschen als das nordeuropäische Land Norwegen Einwohner hat. Betroffen von Arbeitslosigkeit waren bisher alle Berufsgruppen. Ganze Berufsgruppen sind verschwunden, so zum Beispiel die Brunnenputzer und Scherenschleifer. Und trotz des ungebremsten Reformeifers unseres hochbegabten Bundeskanzlers ist seit kurzer Zeit eine weitere Berufsgruppe vom Aussterben bedroht: die Qualitätsjournalisten. Stellt sich die Frage, wer überhaupt Qualitätsjournalist ist? Sind damit die Macher der Praline gemeint oder die Journalisten von Auto Motor Sport? Das ist leider falsch. Qualitätsjournalismus gibt es vor allem bei den Kollegen von der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau. Zumindest haben deren Redakteure das festgestellt. Populär wurde diese Form des Journalismus angesichts der Tatsache, daß sich die Qualitätsmagazine nicht mehr so gut verkaufen und deshalb Redakteure entlassen müssen. "Rettet den Qualitätsjournalismus!", rufen die Geschaßten jetzt. Wohin würden wir denn kommen, wenn das jeder Arbeitslose macht. "Rettet die Qualitätsbrezel", ruft der arbeitlose Bäcker, während der arbeitslose Sanitärinstallateur flehend "Rettet die Qualitätswaschbeckeninstallation!" schreit. Nein, meine lieben Qualitätsjournalistenkollegen möchte ich rufen, so geht das nicht. Wenn niemand diese Qualität kauft, so mag man sich fragen, dann ist sie vielleicht gar keine? Und wenn dem so ist, dann verschwinden die Organe der Qualitätspresse von diesem Erdball - etwa so wie die Saurier. 


 
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